MÜNCHEN (dpa-AFX) - BMW
BMW verdiene mit seinen Elektroautos schon heute nicht generell weniger Geld als mit seinen Benzin- und Dieselautos, sagte Zipse. Die Produktion sei zwar teurer, die Kosten seien höher - aber "die Annahme, dass Verbrenner immer profitabler sind als Elektroautos, ist komplett falsch", sagte er. "Wir verdienen heute mit jedem Elektroauto Geld, und mit der Neuen Klasse wird das noch mehr der Fall sein. Sie wird sehr profitabel sein." Mit Software-Baukästen für Antrieb, Fahrwerk, Bordnetz und Fahrassistenz zum Beispiel spart die neue Fahrzeuggeneration Kabelstränge, Gewicht und Geld.
Als Visionsfahrzeug präsentierte BMW kein Sportgeländemodell (SUV), sondern eine Mittelklasse-Limousine von der Größe des heutigen 3ers. Das erste Modell der Neuen Klasse werde Ende 2025 aber ein SUV aus dem neuen BMW-Werk im ungarischen Debrecen sein. Fast zeitgleich laufe Anfang 2026 im Stammwerk München das zweite Modell an, und dann folgten rasch weitere Autos auf Basis dieser Architektur, sagte Zipse. Auch ein kleinerer BMW sei geplant.
Den Kaufpreis für die Autos will BMW erst kurz vor dem Serienstart festlegen. "Wir werden uns nicht aus dem Markt rauspreisen", sagte Zipse. Einen Preiskampf gebe es heute vor allem in China, mit vielen neuen Autobauern und günstigen E-Fahrzeugen. Im Premiumsegment sei der Preisdruck weniger zu spüren, da gälten andere Spielregeln. In China sei der BMW-Absatz im ersten Halbjahr um vier Prozent gewachsen.
Tesla
BMW will dieses Jahr 15 Prozent seiner Autos mit E-Antrieb verkaufen, 2026 sollen es schon 33 Prozent sein. Der Zeitpunkt für den Start der "Neuen Klasse" 2025 sei "goldrichtig", weil die Branche gerade vor einem Technologiesprung stehe, sagte Zipse. Die Batterie mache einen Riesensprung, und die Nachfrage nach E-Autos werde Mitte des Jahrzehnts deutlich anziehen.
Allerdings werde die Nachfrage nach Verbrennern weltweit noch lange sehr hoch bleiben. Im Gegensatz zu reinen E-Autobauern könne BMW auch diese Nachfrage bedienen und werde weiter wachsen, sagte Zipse.
Auf der IAA zeigen erstmals mehrere chinesische Autobauer ihre E-Fahrzeuge. Auf der Messe spricht Zipse am Mittwoch bei einem Forum mit den Vorstandschef der chinesischen Autobauer Saic, BYD, Chonquing und Nio sowie den Vorstandschefs von Mercedes-Benz
Ob die chinesischen Autobauer in Europa Fuß fassen werden wie die Japaner in den 1970er Jahren und die Südkoreaner danach, sei offen, sagte Zipse. Sie hätten aber einen Kostenvorteil und seien bei der Software sehr stark. Das Basissegment werde mit dem E-Auto vielleicht nicht mehr von europäischen Herstellern bedient werden. Aber "ein BMW fährt sich anderes als ein chinesisches Fahrzeug. So einfach ist das nicht, die Spitze dieser Industrie zu erreichen", sagte Zipse. Die chinesischen Hersteller müssten Marken, Vertriebs- und Servicenetze aufbauen. Sie hätten das Potenzial, preislich aggressiv vorzugehen, täten das aber derzeit nicht.
In München ist das BMW-Visionsfahrzeug der Neuen Klasse ab Dienstag auf den frei zugänglichen IAA-Flächen in der Innenstadt zu sehen. Den Begriff Neue Klasse hatte BMW einst für die kompakte Limousine BMW 1500 verwendet, die auf der IAA 1961 vorgestellt wurde und damals das ins Schleudern geratene Unternehmen rettete. Jetzt steht der Begriff bei BMW für den Übergang des Konzerns zu Elektromobilität, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft./rol/DP/he
Quelle: dpa-Afx