PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Mittwoch keine klare Richtung gefunden. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 hatte Mühe, nach dem zwischenzeitlichen Anstieg auf das höchste Niveau seit Mitte November seine Gewinne zu verteidigen. Über die Ziellinie ging er 0,15 Prozent höher mit 5.694,56 Punkten.

Außerhalb der Eurozone gab es bei bedeutenden Länderindizes jedoch leichte Verluste. Der britische FTSE 100 gab um 0,10 Prozent auf 9.692,07 Punkte nach, während der Schweizer SMI um 0,25 Prozent auf 12.858,33 Punkte fiel.

Zur Zurückhaltung trugen US-Konjunkturdaten bei. Laut der Landesbank Helaba lässt der über den Erwartungen liegende ISM-Index für den US-Dienstleistungssektor "die konjunkturellen Sorgenfalten etwas kleiner werden". Analyst Ulrich Wortberg wollte dabei aber auch nicht unerwähnt lassen, dass der ebenfalls veröffentliche ADP-Jobbericht "auf eine schwächere Situation am Arbeitsmarkt" hinweise. Damit ergeben sich für die US-Notenbank Fed vor deren Zinsentscheid in der kommenden Woche gegenläufige Signale. Anleger vertrauen derzeit darauf, dass der US-Leitzins nochmals gesenkt wird.

Der stärkste Sektor war der der Einzelhandelswerte, wobei das Schwergewicht Inditex nach überzeugenden Quartalszahlen mit einem Kurssprung um 8,9 Prozent den Takt vorgab. Die Analysten der Deutschen Bank lobten, das laufende Geschäft des Textilhändlers habe sich besser als gedacht entwickelt. Aktien des Wettbewerbers H&M konnten dem mit einem Anstieg um 0,7 Prozent nur gemäßigt folgen.

Gefragt waren außerdem Auto-, Technologie- und Minenwerte, wobei letztere angetrieben wurden von Glencore . Bei dem Rohstoffkonzern hatten Aussagen im Rahmen eines Investorentags einen Satz nach oben um mehr als sechs Prozent zur Folge. Nachdem im August ein Sparprogramm angekündigt worden war, hieß es nun, dieses verlaufe nach Plan. Gut an kam die Ankündigung, die Kupferproduktion auszubauen.

Im Technologiesektor folgten Chipwerte wie STMicroelectronics , Infineon oder ASML mit Anstiegen um mindestens 2,6 Prozent den Chipwerten in den USA. Dort waren am Mittwoch diese Branchenwerte auch verstärkt gefragt - unter anderem wegen ermutigender Aussagen zur Geschäftsentwicklung vom Halbleiterunternehmen Marvell.

Im Autosektor wurden Analystenkommentare auf die Waagschale gelegt. Für Stellantis sprach die Schweizer Großbank UBS eine Kaufempfehlung aus und dies ließ die Titel des europäisch-amerikanischen Autokonzerns um gut siebeneinhalb Prozent hochspringen. Bei Renault jedoch ging es mit einem Plus von einem halben Prozent verhaltener zu, nachdem Analyst Patrick Hummel eine Verkaufsempfehlung ausgesprochen hatte. Bei den deutschen Premium-Herstellern Mercedes-Benz und BMW warnte dagegen die Citigroup vor Risiken in China. Ihre Papiere schlossen im Minus.

Schwäche zeigten auf europäischer Bühne die Versicherungs- und Bankenbranchen, noch ergänzt um die Sektoren Chemie und Baustoffe. Aus letzterem schlossen Holcim in Zürich mit 2,1 Prozent im Minus. Das Analysehaus Jefferies hatte in einer Branchenstudie die bisherige Kaufempfehlung aufgegeben.

Im Fokus standen außerdem noch die Airbus -Aktien, die um vier Prozent anzogen. Die Senkung des Auslieferungsziels für dieses Jahr durch den Flugzeugbauer nahmen die Anleger nach dem jüngsten Kursrückschlag gelassen auf. Nachdem zuletzt technische Mängel bekannt wurden, sei der Schritt "keine große Überraschung mehr", sagte ein Händler.

In London fiel der Einzelhändler Sainsbury negativ auf mit einem Kursverlust von 4,2 Prozent. Als Belastung wurde hier darauf verwiesen, dass der Staatsfonds von Katar Anteil im Wert von rund 266 Millionen Pfund an der Supermarktkette verkauft habe./tih/mis

Quelle: dpa-Afx