BERLIN (dpa-AFX) - Der Verband der Automobilindustrie fordert mehr Tempo beim Ausbau des Ladenetzes für Elektroautos. VDA-Präsidentin Hildegard Müller sagte vor einem digitalen Spitzengespräch von Bundesregierung und Wirtschaft am Donnerstag, um das Ziel von einer Million öffentlicher Ladepunkte bis 2030 zu erreichen, seien künftig rund 2000 neue öffentliche Ladepunkte pro Woche nötig. "Aktuell werden aber nur rund 200 neue Ladepunkte im öffentlichen Bereich installiert."
Spitzenreiter in der öffentlichen E-Ladeinfrastruktur ist nach einem neuen VDA-Ranking aktuell der Landkreis Regen in Bayern. Dabei geht es etwa um die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte im Verhältnis zu den im Landkreis oder der Stadt zugelassenen Autos. Dem Ranking zufolge gibt es regional große Unterschiede.
Aktuell gibt es nach Branchenangaben derzeit etwas mehr 30 000 öffentliche Ladepunkte in Deutschland. Der Energieverband BDEW forderte einen Elektromobilitätsgipfel, der die Branchen Energie, Automobil, Wohnungswirtschaft, Einzelhandel sowie die Kommunen an einen Tisch holt. "Der Hochlauf der Elektromobilität wird ein Kraftakt, der die Unterstützung aller Akteure braucht", so BDEW-Chefin Kerstin Andreae.
Vor einem Jahr wurde ein "Masterplan Ladeinfrastruktur" veröffentlicht. Ziel ist eine ausreichende, verlässliche und nutzerfreundliche Ladeinfrastruktur. Bei dem Spitzengespräch am Donnerstag soll eine Zwischenbilanz gezogen werden. Die Nachfrage nach Elektroautos ist in den vergangenen Monaten auch wegen höherer staatlicher Prämien gestiegen. Die Frage ist aber, ob der Ausbau eines flächendeckenden Ladenetzes Schritt hält.
"Wir brauchen ein ausgewogenes Verhältnis von öffentlichen und privaten Lademöglichkeiten", so Müller. "Beides muss jetzt intensiv ausgebaut werden. Die Kommunen sollten jetzt das Angebot in ihrem Verantwortungsbereich steigern und einen Plan vorlegen, wie sie die Ladeinfrastruktur in ihrem Verantwortungsbereich schnell und engagiert ausbauen wollen."
Das neue Ranking des VDA benennt zum einen die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte im Verhältnis zu den im Landkreis oder der Stadt zugelassenen Autos. Je mehr Ladepunkte vorhanden seien, desto attraktiver sei die Region für die Umstellung auf E-Autos. Ein anderer Wert gibt an, wie viele E-Autos sich einen öffentlichen Ladepunkt teilen müssen. Bei beiden Werten liegt der Landkreis Regen vorne, dort gibt es aber wenig E-Autos. Vordere Plätze bei der Attraktivität des Ladenetzes belegen demnach auch Wolfsburg, Passau, Landau in der Pfalz. Schlusslicht sei die Stadt Krefeld. Beim Teilen-Wert seien neben dem Landkreis Regen der Landkreis Freyung- Grafenau und die Stadt Salzgitter vorne, auf den letzten Plätzen lägen Stuttgart und Krefeld.
Andreae erklärte, die Energiewirtschaft habe mit über 33 000 Ladepunkten den Aufbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur in den vergangenen Jahren massiv vorangetrieben. "Unsere Branche kann und will auch weiterhin in diesem Bereich kräftig investieren." Erfolgsentscheidend sei, dass die Ladeinfrastruktur in den kommenden Jahren bedarfsgerecht und wirtschaftlich nachhaltig ausgebaut werde. "Ein marktwirtschaftlicher, am Bedarf des Kunden und der Fahrzeuge ausgerichteter Ausbaupfad senkt die Wahrscheinlichkeit von Fehlinvestitionen und schafft so den sinnvollen Aufbau einer nachhaltig genutzten öffentlichen Ladeinfrastruktur."
Von einem wirtschaftlichen Betrieb der öffentlichen Ladeinfrastruktur sei die Branche aber noch deutlich entfernt. So wären für eine wirtschaftliche Auslastung der 33 000 Ladepunkte rund 550 000 vollelektrische Fahrzeuge notwendig, aktuell aber gebe es nur rund 268 000 rein batterieelektrische Fahrzeuge in Deutschland.
In den kommenden Jahren sind auch deswegen deutlich mehr Elektroautos notwendig, damit die Hersteller strengere Klimavorgaben der EU einhalten können. Die Elektromobilität spielt auch eine zentrale Rolle im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung, mit dem die Klimaziele 2030 etwa im Verkehr erreicht werden sollen./hoe/DP/zb
Quelle: dpa-Afx