Dax und EuroStoxx50 gaben am Dienstag einen Teil der jüngsten Kursgewinne wieder ab und verloren jeweils ein gutes halbes Prozent auf 11.388 beziehungsweise 3195 Punkte.

Die Verschiebung der geplanten weiteren Strafzölle gebe bei genauerer Betrachtung wenig Anlass zur Freude, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Noch sind beide Seiten weit von einer finalen Einigung entfernt. Der Waffenstillstand schließt zwar neue Zölle bis Anfang April aus, danach ist aber weiterhin alles möglich."

Die wieder aufgeflammte Furcht vor einer deutlichen Abkühlung der Weltkonjunktur spiegelte sich am Rentenmarkt wider. In den USA droht die Rendite zehnjähriger Bonds unter diejenige der zweijährigen Titel zu fallen. Diese "inverse Zinskurve" gilt an der Börse als Zeichen für eine wachsende Rezessionsangst. Der Renditeabstand zwischen den beiden genannten Anleihen war mit 0,1 Prozentpunkten so gering wie seit etwa einem Jahrzehnt nicht mehr. Der Spread zwischen vergleichbaren Bundespapieren markierte mit 0,88 Prozentpunkten ein Eineinhalb-Jahres-Tief.

HOFFNUNGSSCHIMMER FÜR BREXIT-GEGNER



Gleichzeitig erhielten Spekulationen auf einen Exit vom Brexit neue Nahrung. Der Empfehlung eines Generalanwalts beim Europäischen Gerichtshof zufolge kann Großbritannien seinen Antrag zum EU-Austritt einseitig widerrufen. Der EuGH ist an die Empfehlungen seiner Generalanwälte nicht gebunden, folgt diesen in der Regel aber. Schottische Brexit-Gegner klagen vor dem EuGH und drängen auf ein zweites Referendum, um den Ausstieg Großbritanniens aus der EU noch abzuwenden. Der Kurs des Pfund Sterling stieg auf bis zu 1,2839 von zuvor 1,2729 Dollar. Da eine Verabschiedung der ausgehandelten Scheidungsvereinbarung ungewiss ist, droht ein ungeordneter Brexit.

Bei den Aktienwerten richtete sich die Aufmerksamkeit auf die deutschen Autobauer. Spitzenmanager von BMW, Daimler und Volkswagen wurden zu Gesprächen mit der US-Regierung in Washington erwartet. Zwar würden die Unternehmen sicher Investitionszusagen liefern, so die BayernLB-Analysten. "Dies dürfte aber nicht reichen, um Trump vor einer weiteren Eskalation in Richtung Strafzölle (oder Einfuhrkontingente) abzuhalten." Die Papiere der deutschen Hersteller lagen jeweils zwei Prozent im Minus.

In London wirkte die Gewinnwarnung von Thomas Cook aus der vergangenen Woche nach. Die Aktien des britischen Touristik-Pioniers fielen zeitweise um knapp 17 Prozent auf ein Sechs-Jahres-Tief von 19,69 Pence. Auch Anleihen der Firma flogen aus den Depots. Dies trieb die Rendite der bis 2022 laufenden Euro-Anleihen auf ein Rekordhoch von 19,028 Prozent. Das sind rund sechs Prozentpunkte mehr als am Montag.

rtr