Vor einer Reihe wichtiger Geschäftszahlen in dieser Woche sind Anleger am Dienstag in Wartestellung gegangen. Der Dax notierte am Vormittag kaum verändert bei 12.753 Punkten, der EuroStoxx50 gab leicht nach auf 3597 Zähler. Die bislang besser als erwartete Berichtssaison sowie positive Kommentare zu den Handelsgesprächen zwischen den USA und China sorgten für gute Stimmung auf dem Börsenparkett, sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus Axitrader. "Eine starke Bilanzsaison sollte die Rezessionsängste wieder etwas lindern."

Allerdings sorgte die anhaltende Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Brexit für Zurückhaltung. "Das Blatt für oder gegen einen ungeregelten Austritt des Königreiches wechselt derzeit täglich", sagte Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Bei einem ungeordneten Brexit drohten heftige Auswirkungen auf Konjunktur und Börsen. "Dieses Szenario scheint an den Kapitalmärkten derzeit jedoch nicht eingepreist zu sein."

Am Abend ist eine Abstimmung über das Withdrawal Agreement Bill geplant, das die konkrete Umsetzung des EU-Austritts im britischen Recht festschreiben soll. Zudem soll ein zweites Votum über den extrem engen Zeitplan der Regierung für das weitere Gesetzgebungsverfahren folgen. Nach Einschätzung der BBC-Politikchefin Laura Kuenssberg wird die Zeit für Premierminister Boris Johnson aber langsam knapp, Großbritannien bis Ende des Monats aus der EU zu führen. Das Pfund gab 0,3 Prozent nach auf 1,2922 Dollar.

Viele Investoren suchten Schutz in sicheren Häfen. So legte der Goldpreis 0,3 Prozent zu auf 1488,77 Dollar, die Kurse von Staatsanleihen gewannen ebenfalls. "Es ist zu knapp, um zu sagen, wie die Abstimmung im britischen Parlament ausfällt", sagte Daniel Lenz, Zinsstratege bei der DZ Bank. Dies spiegelten die Kurse wider. Italienische Anleihen profitierten nach Einschätzung von Analysten von einer starken Nachfrage nach einem neu auf den Markt gebrachten Papier.

GUTE GESCHÄFTSZAHLEN LASSEN SOFTWARE-AG-AKTIONÄRE JUBELN


Um zeitweise zwölf Prozent aufwärts ging es für die Aktien der Software AG. Mit 30,35 Euro kosteten sie so viel wie seit Anfang Juli nicht mehr. Der Umbau der Nummer zwei der Branche in Deutschland trägt Früchte, im dritten Quartal übertraf das Unternehmen mit seinen Zuwächsen bei Umsatz und Ergebnis die Erwartungen der Analysten. Es sei ein "fast perfektes Quartal", schrieben die Experten vom Finanzhaus Baader Helvea. In der Folge legten die Papiere des Branchenprimus SAP 1,6 Prozent zu.

In London gaben die Aktien des Konsumgüterherstellers Reckitt Benckiser bis zu 6,2 Prozent nach und notierten auf dem niedrigsten Stand seit anderthalb Jahren. Der Hersteller von Durex-Kondomen und Sagrotan-Desinfektionsmitteln senkte zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Prognosen, auch weil die Nachfrage nach dem Erkältungsmittel Mucinex in den USA schwächelt. "Wir ... schätzen den Weg zu einer Erholung von hier aus als langsam und steinig ein", schrieben die Experten der Investmentbank Jefferies.

Um mehr als ein Fünftel schnellten dagegen die Aktien des britischen Essenslieferdienstes Just Eat nach oben. Sie steuern damit auf ihren bislang stärksten Tagesgewinn zu. Der Rivale Prosus legte ein Übernahmeangebot vor, stieß damit bei Just Eat jedoch auf Widerstand. Das Unternehmen steht derzeit vor einem Zusammenschluss mit dem niederländischen "Lieferando"-Eigner Takeaway.com.

rtr