Am frühen Nachmittag lag der Dax 0,6 Prozent tiefer bei 12.413 Punkten, der EuroStoxx50 0,4 Prozent im Minus bei 3257 Zählern. "Die EZB liefert, wie an Finanzmärkten gewünscht", sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt vom Bankhaus Lampe. Doch es werden auch warnende Stimmen laut: Seit Wochenauftakt hat der Dax 7,5 Prozent zugelegt. "Diese Rally sucht ihresgleichen", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung QC Partners. "Wir sehen grenzenlose Euphorie. Wenn die Börsenweisheit zutrifft, dass die Hausse in der Euphorie stirbt, dann hat diese Rally nur noch eine sehr kurze Lebensdauer." In den USA signalisierten die Futures kaum Veränderungen zum Handelsauftakt.

Der Euro legte nach dem EZB-Entscheid zu und stieg bis auf 1,1217 Dollar, das ist der höchste Stand seit dem 12. März. "Jegliche Unterstützung durch die EZB in Form von Quantitative Easing oder Hilfspaketen stärkt die europäische Wirtschaft, die am Boden ist", sagte Naeem Aslan, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Der Euro steigt deutlich, weil die Maßnahmen die Euro-Zone aus ihrer Misere befreien." Noch am Nachmittag wollte EZB-Chefin Christine Lagarde sich näher zur Geldpolitik der EZB äußern.

Gefragt waren die Anleihen Italiens und Spaniens - beide Länder leiden besonders unter der Pandemie und ihren Folgen. Die Rendite der italienischen Papiere sank auf 1,392 Prozent, das ist der niedrigste Stand seit Ende März. Für Spanien sank die Rendite auf 0,529 Prozent. "Die Ausweitung der Wertpapierkäufe kommt vor allem den schuldengeplagten Ländern der Eurozone zugute", sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. "Die Käufer der EZB sind für diese Staaten reiner Balsam." Auch Bankaktien profitierten von der EZB-Entscheidung; der entsprechende Index lag zeitweise 2,1 Prozent fester und markierte damit den höchsten Stand seit 12. März.

ÖLPREIS GIBT NACH


Unsicherheit über die weitere Förderpolitik der Opec drückte die Ölpreise. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich um 0,4 Prozent 39,64 Dollar je Fass (je 159 Liter), US-Leichtöl WTI um ein Prozent auf 36,91 Dollar. Auch die hohen US-Lagerbestände belasteten, sagte CMC-Markets-Stratege Michael McCarthy. Das Ringen der in der Opec+ zusammengeschlossenen Ölproduzenten um eine Ausweitung ihrer beispiellosen Förderkürzung gestaltet sich offenbar schwierig, unklar ist, ob eine für Donnerstag angedachte Online-Konferenz der Opec-Länder stattfindet. "Der Markt ist zu der Ansicht gekommen, dass es immer komplizierter wird, dieses Geschäft über die Bühne zu bringen", sagte Rohstoff-Experte Lachlan Shaw von der National Australia Bank.

ADIDAS WÄCHST IN CHINA WIEDER


Die Aktien der Autobauer Daimler, BMW und Volkswagen gaben bis zu 6,7 Prozent nach, auch die Papiere von Zulieferern wie Hella oder Continental gehörten zu den Verlierern. Die große Koalition hat sich gegen die von der Industrie geforderte Kaufprämie von Diesel und Benziner entschieden. Stattdessen soll es mehr Zuschuss für Elektroautos geben.

Adidas-Anlegern gefällt das wieder anspringende China-Geschäft des Sportartikelherstellers. Die Aktien legten bis zu drei Prozent zu. Vier Monate nach dem Coronavirus-Ausbruch in China wächst Adidas dort wieder. Dort strömten zwar weniger Kunden in die Läden, gaben aber mehr Geld aus.

rtr