Luxus und Lifestyle, leistungsstarke PS-Boliden und elegantes Design werden sowohl mit Ferrari als auch mit Porsche in Verbindung gebracht. Doch während das Papier von Ferrari jüngst ein neues Allzeithoch markierte und in den letzten zwölf Monaten auf ein Kursplus von rund 60 Prozent kommt, ist die Aktie von Porsche um etwa zehn Prozent gefallen und notierte jüngst sogar unter ihrem Emissionspreis. Beide konnten zuletzt gute Zahlen präsentieren. Bei welcher Aktie sollte man jetzt zugreifen? 

Runde 1, der italienische Sportwagenbauer aus Maranello begibt sich an die Startlinie, ebenso die deutsche Sportwagenschmiede aus Stuttgart. Drei, zwei, eins und mit quietschenden Reifen geht es los: In der ersten Kategorie duellieren sich die beiden PS-Virtuosen in Sachen Konzernstruktur: Können Aktionäre mitbestimmen? Wer gibt jeweils den Ton an? Unterm Strich haben Aktionäre der Porsche AG keinen Einfluss auf die Unternehmensführung, da nur Aktien ohne Stimmrecht gehandelt werden. Und diese ist mitunter umstritten. Nicht jeder sah es gerne, dass Oliver Blume, der seit 2015 Chef bei Porsche ist, im September 2022 auch die Leitung der Porsche-Mutter Volkswagen übernahm, die eine Großbaustelle für sich ist. Europas größter Autokonzern befindet sich in einer Art Dauerkrise. Das für Volkswagen sehr wichtige China-Geschäft schwächelt, die Kernmarke VW erzielt nur sehr geringe Margen, und bei der Softwaretochter Cariad gibt es Probleme.

Doppelrolle von Blume belastet

Kurzum: Es gab und gibt Zweifel, ob Oliver Blume die Volkswagen-Tochter Porsche und den Gesamtkonzern gleichzeitig führen kann. Für aktivistische Investoren ist die Porsche-Aktie aufgrund des Einflusses der Familien Porsche und Piëch, die die Mehrheit der Stimmrechte sowohl an Volkswagen als auch an Porsche besitzen, nicht interessant. Porsche verbremst sich hier klar und gerät leicht ins Schlingern. Auf diesen Moment hat Ferrari nur gewartet. Der Sportwagenbauer wird im Wesentlichen durch die Holding Exor der italienischen Unternehmerfamilie Agnelli geführt, die rund 24 Prozent der Anteile und 36 Prozent der Stimmrechte besitzt. Vorstandschef Benedetto Vigna hat keine Doppelfunktion wie Porsche-Chef Oliver Blume. Vigna ist ausschließlich für den Autobauer aus Maranello verantwortlich. Der italienische Sportwagenkonzern gibt Gas, zieht an Porsche vorbei und kann die erste Runde klar als Führender beenden. Runde 2: Hier dreht sich alles um die E-Mobilität: Welche Vorgaben setzen sich die Sportwagenbauer, wer hat schon E-Autos im Programm?

Ferrari vs. Porsche – wer hat die Nase vorn bei E-Mobilität?

Der Elektrosportwagen Porsche Taycan, der 2020 auf den Markt kam, war nicht nur der erste rein elektrische Sportwagen des Porsche-Konzerns, sondern auch der erste der etablierten Sportwagenbauer. Die als E-Version verfügbaren herkömmlichen Modelle werden in den kommenden Jahren schrittweise erweitert. 2024 startet der Macan als elektrische Version. Ab 2030 sollen 80 Prozent der verkauften Fahrzeuge elektrisch sein, dazu gehören auch Hybridfahrzeuge. Die Umstellung auf elektrische Modelle bei Ferrari erfolgt langsamer als bei Porsche. Unternehmenschef Benedetto Vigna will den Ferrari-Kunden einen Technologiemix anbieten, solange dies gesetzestechnisch möglich ist. Hybridmodelle wie den SF90 Stradale gibt es bereits, ein rein elektrisches Modell jedoch nicht. Der erste Ferrari mit rein elektrischem Antrieb soll 2026 auf den Markt kommen. Bis 2030 wollen die Italiener auf einen Anteil von Fahrzeugen mit reinem Elektromotor von 40 Prozent kommen. Porsche nutzt die Gelegenheit, zieht an Ferrari vorbei und gewinnt die zweite Runde. Runde 3 folgt, im Fokus liegt das operative Geschäft.


Ferrari vs. Porsche – wer hat die bessere Marge?

Hier braucht sich keiner der beiden Sportwagenbauer für das Wachstum seiner Geschäftszahlen und Margen zu genieren. Der Umsatz der Stuttgarter stieg von Januar bis Ende September um 13 Prozent auf 30 Milliarden Euro, das operative Ergebnis um neun Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite lag bei 18,3 Prozent, die Ebitda-Marge bei 25,5 Prozent. Beeindruckende Werte, die Ferrari dennoch um Längen schlägt. Die Ebit-Marge der Italiener lag zuletzt bei 28 Prozent, die Ebitda-Marge bei rund 39 Prozent. Das Geschäft läuft gut, sogar sehr gut. Der Umsatz in den ersten drei Quartalen dieses Jahres stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebit) um 34 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Auch wenn Porsche sich in dieser Kategorie sicherlich nicht verstecken muss (viele Autokonzerne wären froh über solch hohe Margen), hat Porsche im Vergleich zu Ferrari, was die Margen anbelangt, einfach weniger PS unter der Haube. Der italienische Sportwagenkonzern kann diese Runde für sich entscheiden. Die vierte und vorletzte Runde steht an, jetzt geht es um die Bewertung.



Ferrari vs. Porsche – wer hat die bessere Bewertung?

Ferrari kommt aktuell auf ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von zwölf und ein erwartetes Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2024 von 41, während die Deutschen auf ein KUV von zwei und ein erwartetes KGV für 2024 von 15 kommen und somit wesentlich moderater bewertet sind. Diese Runde geht an Porsche, die jetzt wieder gleichauf mit Ferrari liegen.




Ferrari vs. Porsche – das ist die bessere Aktie zum Kaufen

Die letzte Runde steht an, im Fokus steht das China-Geschäft. Während Porsche zuletzt einen Rückgang von 15 Prozent verkraften musste, glänzt Ferrari hier mit einem Plus von rund fünf Prozent und kommt somit als Erster über die Ziellinie, Endstand drei zu zwei für Ferrari.

Fazit: Die Italiener überzeugen mit einfacher Konzernstruktur, höheren Margen und CEO ohne Zweitjob. Dafür weist der Konzern eine hohe Bewertung auf. Bei Porsche fällt die Verflechtung mit dem Patriarchat der Familien Porsche und Piech negativ ins Gewicht, ebenso die Doppelfunktion von Oliver Blume als Volkswagen- und Porsche-Chef. Die Stuttgarter sind bei der E-Mobilität früher dran, doch Ferrari holt auf. Letzten Endes produzieren beide Firmen tolle Sportwagen und erwirtschaften gute Margen. Bei der Aktie aber hat Ferrari Vorfahrt. Wegen der Verflechtung mit VW dürfte das leider auch in Zukunft so bleiben.

Lesen Sie auch: Elon Musk startet mit eigenem Chatbot Mega-Angriff auf Microsoft und Google

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche AG .