Die Lufthansa hat im Tarifkonflikt mit ihren Piloten ein neues, erhöhtes Angebot vorgelegt. Man sei in Gesprächen mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), bestätigte ein Sprecher der Fluggesellschaft. Doch trotz der satten Gehaltssteigerung sind Streiks in der Feriensaison nicht ausgeschlossen. Die Lufthansa-Aktie lahmt derzeit.
Die Lufthansa hat im Tarifstreit mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ein neues Angebot vorgelegt. "Es gibt ein neues Angebot", sagte ein Lufthansa-Sprecher am Freitag und bestätigte damit einen Bericht des Handelsblatt. Zusammen mit den bereits im vergangenen Jahr gezahlten Erhöhungen belaufe sich das Volumen nach Berechnung der Lufthansa auf eine Steigerung von 18,5 Prozent über einen Zeitraum bis 2025, berichtete die Zeitung.
Die Piloten der Kernmarke Lufthansa Airlines und der Frachttochter Cargo hatten während der laufenden Tarifgespräche bereits zweimal eine Erhöhung von je 490 Euro pro Monat bekommen. Aber: "Es ist noch zu früh für eine abschließende Bewertung", so VC-Tarifvorstand Marcel Gröls.
Gewerkschaft will nicht nur mehr Gehalt
Keine andere Mitarbeitergruppe habe eine solch hohe Tariferhöhung erhalten, zitiert das Handelsblatt einen Lufthansa-Sprecher. Ein Copilot (First Officer) würde nach dem aktuellen Angebot mindestens 5934 Euro monatlich bekommen. Mit steigender Berufserfahrung würde das Entgelt bis auf 11.187 Euro steigen. Ein Kapitän würde bei 11.780 Euro einsteigen und bei 18.837 Euro enden. Dazu kommt eine Schichtzulage von 16,3 Prozent.
Der Piloten-Gewerkschaft gehe es unter anderem um Belastungsschutz, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie um eine neue Vergütungsstruktur und Gehaltssteigerungen. Zuletzt hatte die VC die Lufthansa aufgefordert, nicht auf Zeit zu spielen. Das führe zwangsläufig zur Eskalation.
Ende Juni läuft die Friedenspflicht in den Tarifverhandlungen für die Piloten aus. Kommt es nicht rechtzeitig zu einer Einigung, wären Warnstreiks möglich – mitten in der Reise-Hochsaison. Das wäre für die Deutsche Lufthansa ein Desaster.
Die Lufthansa-Aktie hält sich im ansonsten freundlichen Börsenumfeld am Freitag sehr bedeckt. Charttechnisch betrachtet hängt der MDax-Wert derzeit zwischen 9,00 und 9,50 Euro fest. Erst eine Überwindung des kurzfristigen Abwärtstrends über 9,60 Euro hinaus würde neues Aufwärtspotenzial öffnen. Gelingen würde das wahrscheinlich, wenn aus der schwelenden DAX-Aufstiegsfantasie irgendwann einmal Realität werden sollte.
US-Konkurrenz zahlt noch viel mehr
Die Fluggesellschaft kann im Konkurrenz-Umfeld nur mit wettbewerbsfähigen Kosten mithalten. In den USA herrscht ein anderes Umfeld, doch dort werden vor allem wegen des akuten Personalmangels noch viel höhere Gehälter für Piloten gezahlt. Lufthansa-Partner Delta Air Lines hatte zu Jahresbeginn mit einem 7-Milliarden-Abschluss eine Tariflawine für die gesamte Branche losgetreten, berichtet aero.de. Kapitäne auf der Interkont-Flotte erhalten nun bis zu 474 US-Dollar pro Blockstunde. Der Delta-Aktie schadete das nicht.
American Airlines kam nicht billiger davon. Hier sollen die Pilotengehälter 2023 um 21 Prozent, 2024 um weitere fünf Prozent und 2025 und 2026 um je vier Prozent zulegen, schreibt aero.de. Die Tabelle für Piloten der American-Inlandsflotte wird dann erst bei 475.000 US-Dollar pro Jahr enden. In der Interkontflotte sind Jahresbezüge von 590.000 Dollar möglich – 170.000 US-Dollar mehr als bislang.
BÖRSE ONLINE hat die Lufthansa-Aktie angesichts des anziehenden Flugreiseverkehrs bereits im März zum Kauf empfohlen. Das Kursziel liegt bei 13,50 Euro. Eine Stop-Loss-Order sollte bei 7,90 Euro platziert werden – also unterhalb der 200-Tage-Linie, die aktuell bei knapp 8,50 Euro verläuft. Kurzfristig bedarf es frischer Impulse, um den MDax-Wert nach oben zu hieven.
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(Mit Material von dpa-AFX)
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