Der Überfall islamistischer Terroristen auf Israel sorgt für Angst vor einem Flächenbrand – und für deutlich steigende Ölpreise. Die Aktien von Öl-Konzernen wie Shell, BP oder TotalEnergies springen nach oben. Mehrere Hedgefonds hatten sich in der vergangenen Woche noch von ihren Öl-Anteilen getrennt. Ein Fehler.
Geopolitische Sorgen – ausgelöst von den Kämpfen zwischen der radikal-islamistischen Palästinenser-Organisation Hamas und Israel – treiben zum Wochenstart die Ölpreise kräftig an. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verteuern sich am Montag am Spotmarkt um jeweils fast vier Prozent auf über 88 beziehungsweise 85 Dollar pro Barrel (159 Liter). Damit holen sie die kräftigen Verluste seit dem Treffen des Ölkartells Opec+ teilweise wieder auf.
Der wachsende Konjunkturpessimismus an den Finanzmärkten hatte auch die Ölpreise gedrückt – der größte Wochenverlust seit März. Brent-Öl kostete zeitweise weniger als 81 Dollar. Die Erwartung, dass die Leitzinsen in den USA länger höher bleiben könnten als bisher gedacht, dämpft auch die Erwartungen für die Rohölnachfrage.
Situation nicht mit Jom-Kippur-Krieg vergleichbar
Der Konflikt im Nahen Osten ändert die Lage. Der Nahe Osten ist eine der ölreichsten Regionen der Welt. Dort sind zahlreiche Staaten mit großem Ölvorkommen beheimatet, darunter Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Irak und Iran. Kommt es dort zu Spannungen oder Auseinandersetzungen, steigen am Erdölmarkt in aller Regel die Risikoaufschläge deutlich und schnell.
Die Anleger versuchten aktuell noch einzuschätzen, welche Auswirkungen die Kämpfe in dem wichtigen Ölfördergebiet auf die Versorgung haben, hieß es bei Analysten. Entscheidend sei, ob andere Länder in der Region in den Konflikt hineingezogen würden. "Wenn Iran auf den Plan tritt, sind bis zu drei Prozent der globalen Ölversorgung in Gefahr", sagte Energiemarkt-Spezialist Saul Kavonic. "Und wenn sich die Kämpfe auch auf die für den Öltransit wichtige Straße von Hormus ausweiten, dann reden wir von etwa 20 Prozent." Der Iran gilt als Unterstützer der Hamas. Das Land liegt direkt an der Straße von Hormus, die für den Seetransport von Rohöl eine erhebliche Bedeutung hat.
Laut Commerzbank-Experten fürchten sich die Investoren vor einer Wiederholung der Situation infolge des Jom-Kippur-Kriegs zwischen Israel und mehreren arabischen Staaten im Oktober 1973. Damals verhängten die arabischen Opec-Mitglieder ein Embargo gegen die USA und gegen andere Israel-Unterstützer, woraufhin sich der Ölpreis mehr als verdreifachte. Die Commerzbank-Analysten sehen diese Gefahr allerdings als gering an.
Auch Ipek Ozkardeskaya, Analystin bei der Swissquote Bank in Genf, hält die Situation für nicht vergleichbar. "Erstens: Diesmal greifen die arabischen Länder Israel nicht gemeinsam an." Zweitens verfügten die Opec-Länder über zusätzliche Ölkapazitäten, die sie aktuell vom Markt hielten, um den Ölpreis über 80 Dollar pro Barrel zu stützen. Indes: "Eine Verdreifachung des Preises wäre für sie kontraproduktiv, da diese heutzutage nur den Übergang zu nicht-fossilen Energiequellen beschleunigen würde", kommentierte die Expertin.
Öl-Aktien steigen kräftig
Öl-Konzerne wie Shell, BP oder TotalEnergies verdienen mehr, wenn bei gleichen Fixkosten die Ölpreise steigen. Entsprechend positiv liegen am Montag die Öl-Aktien im Rennen. Die europäischen Werte gewinnen zwischen knapp zwei und rund drei Prozent an Wert. Auch US-Öl-Aktien wie Chevron, Conoco Philips oder Exxon Mobil gewinnen ähnlich stark hinzu.
Globale Hedge-Fonds-Manager wurden vom Israel-Angriff kalt erwischt. Noch in der vergangenen Woche verkauften sie verstärkt rohstoffabhängige US-Aktien. Dies geht aus einer Mitteilung von Goldman Sachs an seine Kunden hervor.
BÖRSE ONLINE rechnet kurz- und mittelfristig mit weiterhin stabilen Rohölpreisen. Sollte es zu einem stärkeren globalen Konjunktureinbruch kommen, würde das einen weiteren Anstieg wohl bremsen. Dennoch bleibt die Hoffnung auf stärker sprudelnde Gewinne bei den Ölkonzernen ein. Die Aktien von BP, Shell, TotalEnergies & Co bleiben haltenswert. Deren Bilanzen sind solide und auch die Bewertung mit KGVs im einstelligen Bereich ist günstig. Zudem locken stattliche Dividendenrenditen. Anleger bleiben engagiert.
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Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: ExxonMobil, TotalEnergies.