Gründlich durchgecheckt steht sie da. Und wartet auf den Start - alles klar (...) der Countdown läuft." Peter Schillings Song "Major Tom", in dem er erzählt, wie der Astronaut mit seiner Rakete von der Erde abhebt und völlig schwerelos durchs All schwebt, klang in den 1980er-Jahren nach fantasievoller Science-Fiction - auch wenn die erste Mondlandung bereits 1969 erfolgt war. Raumfahrt und Mondmission sind heute eine reales Geschäft - und keine rein staatliche Angelegenheit mehr. Inzwischen tummeln sich auch private Firmen in diesem Business. Elon Musks ­SpaceX ist wohl das bekannteste.

Der größte deutsche Raumfahrtkonzern heißt OHB. Das Unternehmen ist 2002 durch die Zusammenlegung der OHB-System mit der OHB Teledata entstanden und hat sich auf Satelliten- und Raumfahrtsysteme spezialisiert. Der Name OHB entstammt der Vorläuferfirma Otto Hydraulik Bremen, die 1958 gegründet wurde und sich mit dem Bau und der Reparatur von elektrischen und hydraulischen Schiffssystemen für die Bundeswehr beschäftigte.

Einige Raumfahrtunternehmen setzen heute große Hoffnungen auf die nächste Mondmission der USA im Jahr 2024. Dabei soll im Orbit des Monds ein Gateway, also eine Umsteigestation, entstehen, auf der die Astronauten landen können. Von der NASA hat OHB den Auftrag, ein Versorgungskonzept zu erarbeiten, wie dem Gateway Treibstoff zur Verfügung gestellt werden kann.

Zudem sind unbemannte Missionen geplant, um Gerätschaften zum Gateway zu transportieren. "Wir wollen nützliche Geräte auf den Mond bringen, damit man dort dauerhaft bleiben kann", erläutert OHB-Chef Marco Fuchs das Vorhaben und ergänzt: "Wir würden gerne auf dem Mond die Infrastruktur bauen." Fuchs lenkt als Vorstandsvorsitzender die Geschäfte des Familienunternehmens. Familie Fuchs hält knapp 70 Prozent der Aktien des Konzerns, der derzeit an der Börse rund 620 Millionen Euro wert ist.

Bei Mondlandesystemen arbeiten OHB und sein Tochterunternehmen MT Aero­space, das Bauteile für die Luft- und Raumfahrtbranche produziert, seit 2018 mit dem US-Raumfahrtunternehmen Blue Origin zusammen. Diese von Amazon-Chef Jeff Bezos gegründete Firma hat die Mondlandefähre Blue Moon entwickelt, die schwere Güter wie Fahrzeuge zum Erd­trabanten transportieren kann. Seit Januar 2019 kooperiert OHB zudem mit dem israelischen Raumfahrtunternehmen Israel Aerospace Industries (IAI). Zusammen wollen die Partner ein Mondlandesystem für Nutzlasten von bis zu 150 Kilogramm Gewicht anbieten.

Hauptumsatz generieren Satelliten


Auch wenn die Mondmission für Kursfantasie sorgt, das Gros verdient OHB mit Satelliten, die um die Erde kreisen. Sie dienen etwa der Wettervorhersage. Präzise Prognosen sind zum Beispiel für die Landwirtschaft enorm wichtig, besonders wenn die Systeme vor Frost, Hagelschlag oder starkem Regen warnen. Oder im Flugverkehr: Wenn der Pilot eines Verkehrsflugzeugs weiß, wo gerade ein Sturm auftritt, kann er diese Turbulenzen umfliegen.

Einen großen Teil der Aufträge erhalten die Bremer über das europäische Navigationssystem Galileo, die Alternative zum US-System GPS. Mehr als 20 von OHB gebaute Galileo-Satelliten schweben in einer Höhe von 23 000 Kilometern im All.

Die Geschäfte der Bremer laufen rund. Während der Umsatz 2012 noch bei 616 Millionen Euro lag (Ebit: 31 Millionen Euro), betrug er 2018 rund 977 Millionen Euro (Ebit: 48 Millionen Euro). Auch die Zahlen für das erste Halbjahr 2019 können sich sehen lassen. Der Erlös wuchs im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 um sieben Prozent auf 412 Millionen. Der operative Gewinn stieg um drei Prozent auf 22 Millionen Euro.

Im laufenden Jahr befindet sich die Aktie des Raumfahrtkonzerns auf Seitwärtskurs. Die Analysten trauen den Bremern für die kommenden Jahre steigende Wachstumsraten zu. Der Konzern selbst hält für den Bau der nächsten Galileo-Satelliten ein Auftragsvolumen von 1,5 Milliarden Euro für realistisch. Luft nach oben ist also vorhanden.