Die Anleger des Münchner Versicherungskonzerns Allianz scheinen ein wenig erfolgsverwöhnt zu sein. Anders lässt sich die Reaktion auf die Bekanntgabe der neuesten Zahlen und den Jahresausblick kaum erklären.

Wie der Konzern am Freitag mitteilte, steuern die Münchner einmal mehr auf einen Rekordgewinn zu. Demnach soll das operative Ergebnis in diesem Jahr zwischen 11,5 und 12,0 Milliarden Euro liegen. "Wir sind im Begriff trotz deutlich gestiegener externer Herausforderungen die obere Hälfte unseres Ausblicks für das operative Ergebnis zu erreichen", teilte Vorstandschef Oliver Bäte mit.

Zudem wächst der Versicherer kräftig. Der Gesamtumsatz bestehend aus Versicherungsprämien und Fondsgebühren kletterte im vergangenen Quartal um über acht Prozent auf 33 Milliarden Euro.

Erwartungen nur erfüllt, aber nicht übertroffen

Das Problem: Die aktuellen Zahlen und das angepeilte Jahresergebnis waren fast eins zu eins erwartet worden. So erklärten Analysten von der kanadischen RBC-Bank bei Bloomberg, dass die Vorhersage des Betriebsgewinns im oberen Zielbereich für das laufende Geschäftsjahr keine Überraschung sei.

Zudem blieb das operative Ergebnis aus dem dritten Quartal mit drei Milliarden Euro lediglich auf Vorjahresniveau. Verantwortlich dafür war das eigentlich starke Schaden- und Unfallgeschäft. Das operative Ergebnis der Sparte fiel im Vergleich zum Vorjahr um über zehn Prozent. Hauptmotor für das dritte Quartal war vor allem die Leben- und Kranken-Sparte, sowie die Vermögensverwaltung. Die beiden Vermögensverwalter Pimco und Allianz Global Investors schraubten das für Dritte verwaltete Vermögen im Quartal um 90 Milliarden auf den Rekordwert von 1,68 Billionen Euro nach oben.

Gleichzeitig stieg aber auch die Schaden-Kosten-Quote um über ein Prozent auf 94,3 Prozent. Diese ist für Versicherungen eine sehr wichtige Kennzahl: Dabei wird das Verhältnis zwischen Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Abschlusskosten einerseits und den Prämieneinnahmen auf der anderen Seite dargestellt. (Die Einnahmen aus Kapitalanlagen fließen nicht in die Kennzahl ein). Je geringer die Schaden-Kosten-Quote, desto profitabler ist die Versicherung. Somit hat die Allianz in ihrem Kerngeschäft im dritten Quartal also weniger verdient als im Vorjahr.

Die Aussichten

Trotz des aktuellen Rücksetzers ist die Aktie seit Jahresbeginn mehr als 20 Prozent im Plus und der Ausblick geht weiter nach oben. Die Analysten bei Bloomberg sind sich weitestgehend einig. 22 von ihnen empfehlen die Allianz-Aktie zum Kauf, neun zum Halten und nur ein einziger Analyst rät zum Verkauf.

Hauptgründe für die Einschätzung ist die Marktstellung: die Münchner sind einer der größten Versicherungskonzerne weltweit und in über 70 Ländern aktiv. Insgesamt verwaltet der Konzern ein Vermögen von 2,2 Billionen Euro.

Dazu kommt der fortschreitende Umbau des Konzerns. Vorstandschef Oliver Bäte möchte die Komplexität des Konzerns massiv reduzieren und alte Verträge auf die neuen Produkte anpassen. In diesem Sinne verfolgt er die sogenannte "Simplicity wins"-Strategie. Dies soll dazu beitragen, dass durch die Internationalisierung von Produkten, Digitalisierung und eine verbesserte Skalierbarkeit das Ergebnis je Aktie bis 2021 im Schnitt um mindestens fünf Prozent zulegt. Ein weiterer Schritt in diese Richtung war der Start des Online-Versicherers Allianz Direct.


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