Großes Aufatmen bei Siemens Energy. Seit Monaten hängt die leidende Windkraft-Tochter Gamesa wie ein Klotz am Dax-Konzern, sollte ganz im Energie-Unternehmen aufgehen. Jetzt endlich hat die spanische Regulierungsbehörde CNMV grünes Licht für die Komplett-Übernahme gegeben. Siemens Energy kann Siemens Gamesa wohl noch in diesem Jahr voll übernehmen und von der Börse nehmen.
Nach fast sechs Monaten Prüfung hat die spanische Wertpapieraufsicht CNMV am Montag grünes Licht für die Komplettübernahme des spanischen Unternehmens durch seine deutsche Muttergesellschaft gegeben. Siemens Energy kündigte an, das gut vier Milliarden schwere Übernahmeangebot "in Kürze" offiziell vorzulegen.
Die Siemens-Gamesa-Aktionäre haben dann 36 Tage Zeit, die Offerte aus München für 18,05 Euro je Aktie anzunehmen. Kommt Siemens Energy dabei auf mehr als 75 Prozent der Anteile, kann Siemens Gamesa nach spanischem Recht vom Kurszettel gestrichen werden. Am Montag-Mittag notiert die Gamesa-Aktie bei 18 Euro glatt.
Deutliche Synergieeffekte erhofft
Siemens Energy hält bereits gut 67 Prozent und erhofft sich von der Komplettübernahme direktere Durchgriffsmöglichkeiten bei der verlustreichen Tochter. Bisher hatte der Mehrheitsaktionär nur über den Aufsichtsrat Einfluss auf die börsennotierte Firma. Siemens-Energy-Chef Christian Bruch hatte eigentlich gehofft, das Angebot schon im September vorlegen zu können, doch die Spanier ließen sich Zeit. Letztlich kam die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zu dem Schluss, dass das Angebot angemessen sei.
Bruch erhofft sich nach früheren Angaben von einer vollständigen Integration von Siemens Gamesa jährliche Synergien von rund 300 Millionen Euro vor allem bei Einkauf und Logistik. "Eine Integration erlaubt uns, auf eine gemeinsame Infrastruktur zuzugreifen", sagte er im Mai. Zudem sei es so leichter, eigene Leute oder sonstige Unterstützung zu schicken. Siemens Energy hat bereits Jochen Eickholt als Vorstandschef zu Siemens Gamesa geschickt, der sich im Siemens-Konzern einen Ruf als erfolgreicher Sanierer erworben hat. Er hat mehrere Manager ausgetauscht und die Streichung von rund 2.900 Stellen angekündigt.
Probleme mit neuer Windturbine
Siemens Gamesa ist eigentlich der Hoffnungsträger für den Hersteller von Gas- und Dampfturbinen, macht aber seit Jahren mit Verlusten, verfehlten Gewinnprognosen und operativen Problemen Negativ-Schlagzeilen. Bei der neuen Windturbinen-Generation 5.X gibt es große Anlaufschwierigkeiten. Zudem laufen Siemens Gamesa die Kosten für Rohstoffe davon, während in den Lieferverträgen mit den Kunden feste Preise vereinbart sind.
Während das Management von Siemens Energy aufatmet, halten sich die Börsianer noch zurück. Die Siemens-Energy-Aktie notiert am Montag zur Mittagszeit bei 12,40 Euro in freundlichem Dax-Umfeld nur leicht im Plus.
Einschätzung zur Siemens Energy-Aktie
Die Verzögerungen bei der Komplettübernahme von Tochter Siemens Gamesa ließen neue Käufer in den vergangenen Wochen abwarten. Mitte Oktober markierte der Dax-Wert bei 10,30 Euro sogar neue Rekordtiefen. Nun kämpft die Siemens Energy-Aktie mit ihrer 50-Tage-Linie, die aktuell bei 12,20 Euro verläuft. Bei einem nachhaltigen Sprung darüber hinaus könnten Anleger zugreifen. Charttechnisch würde die deutliche Überwindung des Juli-Tiefs bei 13,36 Euro ein Kaufsignal auslösen. BÖRSE ONLINE wird entsprechend berichten.
(Mit Material von Reuters)