Qualitätsprobleme bei älteren Onshore-Anlagen von Siemens Gamesa belasten das Quartalsergebnis, die Siemens Energy Aktie zeigt sich davon jedoch unbeeindruckt.
Schon wieder Ärger bei Siemens Gamesa. Diesmal sind es Qualitätsprobleme bei bereits gebauten Windrädern, die die Bilanz verhageln. Anleger müssen sich wohl auf ein weiteres Jahr mit Verlusten einstellen. Im ersten Quartal 2023 (Oktober bis Dezember 2022) erzielte der Windanlagenbauer einen operativen Verlust von fast 900 Millionen Euro. Siemens Gamesa schreibt bereits seit Jahren hohe Verluste. Im Geschäftsjahr 2020/2021 erzielte der Konzern trotz des Verkaufs eines Windparkentwicklungsportfolios in Südeuropa, der 600 Millionen Euro zum operativen Ergebnis beitrug, unterm Strich einen Nettoverlust von 940 Millionen Euro.
Probleme durch mangelnde Weitergabe von gestiegenen Herstellungskosten
Viele langjährige Projekte sind nicht profitabel, da es in den bereits bestehenden Vertägen keine Preisanpassungsklauseln gibt. Massive Kostensteigerungen in der Herstellung und im Bezug von Rohstoffen konnten so bisher nicht weitergegeben werden. Außerdem werden Synergien, die aus der Fusion der Siemens-Windkraftsparte und Gamesa entstanden, bis heute nur unzureichend genutzt. Dem Mutterkonzern Siemens Energy gelang es bisher nicht diese Probleme zu lösen. Eine Komplettübernahme soll nun helfen, besser durchgreifen zu können. Die Übernahme der restlichen Anteile von Siemens Gamesa kostet den Energietechnikkonzern Siemens Energy rund drei Milliarden Euro, Aktionäre haben einem Delisting bereits zugestimmt. Die schlechten Ergebnisse der Windkrafttochter belasteten schon im vergangenen Jahr die Bilanz von Siemens Energy und auch dieses Jahr musste der Energietechnikkonzern bereits Rückstellungen bekannt geben.
Im Vergleich zur Windsparte läuft es in den Sparten „Gas Services“, „Grid Technologies“ und „Transformation of Industry“ wesentlich besser. Laut den vorläufigen Zahlen für das erste Quartal 2023 von Siemens Energy lagen die Auftragseingänge, Umsatz und Ergebnis jeweils deutlich über den Erwartungen. Am 7. Februar wird die vollständige Ergebnismitteilung erfolgen.
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Siemens Energy-Aktie: Mittel- und langfristig interessant für Investoren
Doch auch wenn die Ergebnisse der Windsparte von Siemens Energy momentan nicht überzeugen können, ist sie mittelfristig ein starker Hebel für die Verbesserung des Konzernergebnisses. In der Zwischenzeit dient das lukrative Servicegeschäft als Überbrückung bis die Windsparte profitabel ist. Und früher oder später wird sie das voraussichtlich. Wie es aus Konzernkreisen heißt, seien die neu vergebenen Aufträge profitabler, die alten müssen selbstverständlich erst noch abgearbeitet werden.
Siemens Energy: Übernahme bedeutet finanziellen Kraftakt
Trotz der positiven langfristigen Aussichten wird die Komplettübernahme von Siemens Gamesa den Konzern finanziell belasten, die Nettoverschuldung war vor der Übernahme bereits auf rund drei Milliarden Euro gestiegen. Bis zu zweieinhalb Milliarden Euro der drei Milliarden Euro schweren Übernahme will Siemens Energy mit Eigen- und Hybridkapital finanzieren. Im September 2022 wurde bereits eine 960 Millionen Euro schwere Pflichtwandelanleihe herausgegeben. Als zweiter Schritt ist eine Kapitalerhöhung im Gespräch. Auch ein neuer Ankeraktionär in Form eines Staatsfonds werde laut Informationen des Handelsblatts in Erwägung gezogen, da Siemens seine noch bestehende Beteiligung von 35 Prozent an Siemens Energy weiter abbauen will. Bei Aktionären überwiegt unterdessen die Zuversicht, dass der Energietechnikkonzern seine Probleme in den Griff bekommt. Seit dem Tief bei rund Elf Euro ist die Aktie um über 80 Prozent gestiegen, der aktuelle Aufwärtstrend blieb trotz der Prognosekorrektur seitens Siemens Energy bisher intakt.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Siemens Energy AG
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der stellvertretende Chefredakteur der €uro am Sontag, Herr Stephan Bauer, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Siemens Energy AG.