Selbst die Verbalerotik der Fed irritiert die Finanzmärkte wenig. Bis zu einem klareren Bild über die tatsächliche Wirtschafts- und Finanzpolitik der neuen US-Regierung wird die Fed unnötige geldpolitische Restriktionen wohl bis Juni vermeiden.
Der ifo Geschäftsklimaindex hat seine vormonatliche Schwäche im Februar ausgeglichen, sein Aufwärtstrend bleibt ungebrochen. So signalisieren die befragten Unternehmen die beste Geschäftslage seit April 2011. Auch gemäß Geschäftserwartungen blicken sie zuversichtlicher auf die nächsten sechs Monate. Setzt man Lage und Erwartungen zueinander in Beziehung, etabliert sich die deutsche Industrie weiter in der konjunkturellen Zyklusphase "Boom". Nach einem soliden Jahresendquartal 2016 - die deutsche Wirtschaft ist um 1,7 Prozent zum Vorjahr gewachsen - erwartet selbst die Deutsche Bundesbank eine Fortsetzung des Aufschwungs auf breiter Front.
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Ist der MDAX der bessere DAX?
Die deutsche Industrie profitiert von einer über die Trumponomics wiedererstarkende US-Wirtschaft, einer sich zumindest stabilisierenden Konjunktur in Asien und nicht zuletzt einem wieder schwächeren, exportfreundlichen Euro. Interessanterweise sind die Befürchtungen über amerikanischen Handelsprotektionismus und Importzölle bei deutschen Unternehmen deutlich geringer ausgeprägt als in der Politik und in den Medien. Geschäftsleute - hier der Baulöwe Trump, dort die deutsche Exportindustrie - kommunizieren unter sich wohl auf einer anderen, stabileren Ebene.
Nicht zuletzt profitieren mittelständische Unternehmen aus dem MDAX. Sie erwirtschaften so wie die DAX-Konzerne den Großteil ihrer Umsätze im Ausland, sind jedoch mit ihren Qualitätsprodukten und Patenten in industriellen und technologischen Nischenmärkten oftmals alleinige Weltmarktführer. Das macht sie krisenresistenter und unabhängiger von der politischen Großwetterlage. Damit sind sie nicht zuletzt attraktiv für Übernahmen, die mit Blick auf das zinsgünstige Umfeld und hohe Aktienkurse als Übernahmewährung auf gute Rahmenbedingungen treffen. Vor diesem Hintergrund dürfte sich die seit Dezember 2016 zu beobachtende, relative Stärke von Titeln des MDAX zum DAX im Trend weiter fortsetzen.
Auf Seite 3: In der Eurozone fehlt das nachhaltige Wirtschaftspotenzial
In der Eurozone fehlt das nachhaltige Wirtschaftspotenzial
Zudem begünstigt die ultralockere Zinspolitik der EZB über schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme die Wirtschaftsstabilisierung in den Euro-Ländern. Man hofft vor allem auf staatliche Infrastrukturinvestitionen. Tatsächlich befinden sich die auf einer direkten Befragung von ca. 5.000 Unternehmen in der Eurozone basierenden Einkaufsmanagerindices sowohl für das Verarbeitende Gewerbe als auch den Dienstleistungssektor der Eurozone mit 55,5 bzw. 55,6 auf dem jeweils höchsten Stand seit Frühjahr 2011. Davon profitiert auch der Aktienmarkt in der Eurozone. Allerdings zeigt sich der historische Gleichlauf von positiven Stimmungsindikatoren und steigenden Aktien mit Blick auf die politischen Risiken seit Anfang 2016 - insbesondere in Frankreich - bislang verhaltener.
Grundsätzlich leidet die Wirtschaft in der Eurozone unter Reformmüdigkeit mit der Folge begrenzter Renditeaussichten für Unternehmensinvestitionen. Erschwerend verfügen die Banken u.a. in Italien und Spanien noch über umfangreiche Kredit-Altlasten, für die sie kostbares Eigenkapital vorhalten müssen, das auch wegen der Bankenregulierung ein rares Gut geworden ist. Trotz üppiger Geldversorgung durch die EZB verhindern beide Nachteile eine konjunkturell dringend gebotene, umfangreiche Kreditvergabe.
Vor diesem Hintergrund wird die EZB Forderungen nach einem Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik zurückweisen und ihre Liquiditätshausse - auch zum Nutzen der Aktien - weiter fortsetzen.
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Marktstimmung - Nicht bange machen lassen
Die Griechenland-Frage hat keine Bedeutung mehr für die Finanzmärkte. Auf das Alibi neuer Reformzusagen - Renten, Arbeitsmarkt, Einkommensteuer - werden weitere Finanzhilfen der Gläubiger folgen. Über die auch zukünftig ausbleibenden Fortschritte der Reformen schaut man großzügig hinweg und wird ab 2018 sogar über Schuldenerleichterungen sprechen. Damit bleibt bei der Griechenland-Rettung auch der IWF an Bord, auch wenn dessen Beteiligung mit mutmaßlich fünf statt der zunächst geplanten 16 Mrd. Euro - es ist eine Verlustvermeidungsstrategie - gering ausfallen wird. Grundsätzlich genießt die politische Griechenland-Lösung, die die Wiederholung einer Euro-zerfressenden Schuldendebatte wie 2015 verhindert soll, Priorität vor einer finanzpolitisch sauberen Krisenbewältigung, d.h. dem Austritt aus der Eurozone und einem umfangreichen Schuldenschnitt. Euro-Politiker wissen, dass ein heutiger Grexit das Signal für weitere Euro-Austritte morgen sein würde. Er wäre Euro-systemgefährdend. In diesem Zusammenhang ist ebenso ein beherztes Eingreifen der EZB in den griechischen Anleihemarkt ab 2018 zu erwarten.
Auch die US-Geldpolitik hat nicht das Zeug für deutliche Finanzmarkt-Irritationen. Laut Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung befindet sich die US-Wirtschaft zwar auf einem guten Weg, so dass bei anhaltendem Erholungstrend eine nächste Zinserhöhung "ziemlich bald" angebracht sei. Diese offensive Zinsrhetorik der Fed darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie - ähnlich wie im vergangen Jahr - auch 2017 immer wieder Gründe für eine Hinauszögerung von Zinserhöhungen finden wird, wenn sie dies für nötig hält. Heutzutage besteht Zinspolitik auch im Spiel ohne Ball.
Denn Unsicherheitsfaktoren gibt es für die Fed genug: Im Vordergrund steht die Ungewissheit über Größe, Zeitpunkt und Zusammensetzung der von US-Präsident Trump geplanten Konjunkturmaßnahen und deren Effekt auf den ohnehin bereits starken US-Dollar als einer Schlüsselgröße der Fed-Zinspolitik. Die Fed wird bei verbesserten US-Investitionsperspektiven eine Kapitalrückführung aus den Schwellenländern sowie steuersenkungsbedingt von US-Unternehmen vor allem aus Europa und eine sich noch verstärkende Dollar-Aufwertung nicht unkontrolliert befeuern wollen. Eine sich im Grundsatz stärker an Konjunkturfragen orientierende Fed will die US-Exportindustrie nicht unnötig belasten. Bei der aktuellen Inflationsbeschleunigung kann die Fed zudem auf nachlassende Preiseffekte aufgrund auslaufender Rohstoffpreisverteuerungen verweisen. Insofern wird die Fed ihre Zinswende erst ab Juni fortsetzen. Eingepreist ist die zahme Zinserhöhungspolitik von Frau Yellen ohnehin. Auch am Devisenmarkt scheint sich diese Einschätzung widerzuspiegeln. So zeigt der US-Dollar seit Jahresbeginn gegenüber den meisten Währungen eine Abschwächung.
Aktientechnisch kommt die Entspannung in der US-Leitzinsdebatte in einer abnehmenden Anzahl leerverkaufter Aktien (sog. Short Interest) an der New York Stock Exchange zum Ausdruck. Diese hat sich auf den niedrigsten Stand seit gut einem Jahr zurückgebildet.
In Frankreich verlieren die politischen Risiken zwischenzeitlich an Drohpotenzial, nachdem der Zentrumspolitiker Francois Bayrou und der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron sich auf eine Allianz geeinigt haben, um einen Wahlsieg des Front National zu verhindern.
Zunächst bleiben die Unsicherheitsfaktoren zwar Handicaps, die zu volatileren Aktienmärkten führen können. Hohen Kursschwankungen angesichts der im historischen Vergleich vielfältigen Krisenfaktoren wirkt die üppige internationale Geldpolitik als Beruhigungsmittel jedoch kräftig entgegen. Gemessen am aktuellen Volatilitätsniveau wäre gemäß VDAX-Volatilitätsindex für die nächsten 30 Handelstage mit einer Schwankungsbreite im DAX zwischen etwa 11.401 und 12.451 Punkten zu rechnen. Das klingt nicht nach Panik oder Crash.
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Charttechnik DAX und Euro Stoxx 50 - Das Ringen um die 12.000 Punkte im DAX
Aus charttechnischer Sicht ist im DAX der übergeordnete Aufwärtstrend intakt. Der Index stößt bei 12.016 Punkten auf einen ersten Widerstand. Darüber folgen weitere Barrieren bei 12.031 und schließlich am Allzeithoch bei 12.391. Auf der Unterseite gibt die Marke bei 11.920 Punkten erste Unterstützung. Weitere Haltelinien liegen darunter bei 11.821 und schließlich bei 11.775.
Kann der Euro Stoxx 50 den wichtigen Widerstand bei 3.345 Punkten nachhaltig hinter sich lassen, liegt die nächste Hürde bei 3.395, bevor der Index Kurs auf die Marke bei 3.492 nimmt. Im Falle einer kurzfristigen Konsolidierung liegt die erste Unterstützung bei 3.129 Punkten. Darunter liegen weitere Haltelinien bei 3.090 und 2.957.
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Der Wochenausblick für die KW 9 - Die konjunkturellen Aufwärtssignale nehmen zu
In China deuten sowohl die offiziellen Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende und Dienstleistungsgewerbe als auch das vom Finanznachrichtendienst Caixin veröffentlichte Pendant auf eine stabile konjunkturelle Seitenlage hin.
In den USA klopfen die Anleger mit hoher Erwartungshaltung die Rede von US-Präsident Trump vor dem Kongress auf geplante Konjunkturmaßnahmen ab. Die Fed betont in ihrem Konjunkturbericht (Beige Book) die zunehmend robuste Wirtschaftssituation. Das unterstreichen auch Auftragseingänge langlebiger Güter, die ihren vormonatlichen Rückgang mehr als kompensieren können, und die ISM Indices für das Verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor.
In der Eurozone wird der auch im Februar vor allem rohstoffseitig zunehmende Inflationsdruck von der EZB weiterhin konsequent ignoriert. In Deutschland deuten wieder stärkere Einzelhandelsumsätze im Januar auf eine anhaltend stabile Binnenkonjunktur hin.
Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: https://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128
Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank.