Als erste werden vermutlich die Manager bei der Hauptmarke Veränderungen zu spüren bekommen. Schon bevor der frühere BMW -Entwicklungsvorstand Herbert Diess am 1. Juli seinen Posten als VW-Markenchef antritt, läuft dort der Flurfunk heiß. "Wenn Herr Diess kommt, hat das Auswirkungen auf das Management", sagte ein Konzernkenner. Diess soll die Leitung der renditeschwachen Kernmarke übernehmen, die Winterkorn bislang neben seiner Arbeit als Konzernchef führt. Der für eine harte Gangart berüchtigte Diess soll das von Winterkorn eingeleitete Sparprogramm zum Erfolg führen.
Klinglers Ressort im Konzernvorstand steht auf der Kippe, wenn die einzelnen Verkaufsregionen rund um den Globus künftig stärker selbst über die Modellpolitik entscheiden dürfen. Bisher bekommen sie dies zentral von Wolfsburg vorgegeben. Dem Vertriebschef werden intern zudem die Probleme in den USA angelastet, wo VW wegen einer verfehlten Modellpolitik in der Rolle eines Nischenanbieters verharrt. "Das fällt, wie die Zuständigkeit für den Markt überhaupt, in den Verantwortungsbereich von Herrn Klingler", sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh vor kurzem im Reuters-Interview. Er stellte zugleich klar, dass er Klinglers Posten damit nicht infrage stelle. "Aber wir wollen generell darüber sprechen, ob wir etwa einen Konzernvertrieb oder einen Konzernvorstandsbereich Produktion brauchen." Produktionschef Michael Macht hatte VW schon vor einem Jahr verlassen.
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PIECHS GEFOLGSLEUTE UNTER DRUCK
Eine Person mit Kenntnis der Vorgänge sagte, Klingler habe zahlreiche Kritiker in dem Wolfsburger Konzern. Er sei bisher jedoch durch eine enge Verbindung zur Familie von Ferdinand Piech vor Entlassung geschützt gewesen. Mit dem Abgang des Firmenpatriarchen habe sich dies geändert. Das könne auch für andere Manager gelten, vermuten Insider.
Mit dem Umbau will Winterkorn die Führung straffen. "Es ist an der Zeit, unser Führungsmodell weiterzuentwickeln und die Strukturen und Aufgaben ein Stück weit neu zu ordnen. Wir müssen schneller, effizienter und beweglicher werden", hatte der Konzernschef Anfang Mai nach Angaben eines Teilnehmers bei einer Management-Konferenz angekündigt.
Das betrifft nicht nur VW. Auch die anderen Marken sollen stärker an die Leine genommen werden. Winterkorn will den Konzern nach dem überstandenen Machtkampf mit Firmenpatriarch Piech insgesamt neu aufstellen und dabei Schwächen ausmerzen, die sich in den vergangenen Jahren eingeschlichen haben. Das Wolfsburger Imperium ist seit Winterkorns Amtsantritt vor acht Jahren rasant gewachsen und liegt nun in Schlagdistanz zum Erzrivalen Toyota, den die Niedersachsen demnächst vom Thron als Weltmarktführer stoßen wollen.
Intern mehren sich allerdings Zweifel, ob die Riesenfirma mit weltweit 600.000 Mitarbeitern noch steuerbar ist. Diskutiert wird deshalb, die zwölf Marken in Gruppen zu bündeln. So könnten etwa VW, Skoda und Seat unter eine Leitung gestellt werden, um sich stärker abzustimmen. Auch die Luxusmarken Porsche, Bentley, Lamborghini und Bugatti könnten zusammengefasst werden. Die beiden Lkw-Töchter MAN und Scania sind bereits enger zusammengerückt. Die kürzlich gegründete Lkw-Holding wird von dem früheren Daimler -Manager Andreas Renschler geleitet. Die einzelnen Gruppen sollen Entwicklung und Vertrieb künftig weitgehend selbst organisieren. Details will Winterkorn dem Aufsichtsrat im September präsentieren. Bis dahin dürfte auch klarer sein, wer künftig im Konzernvorstand sitzt. Bisher sind es neun Top-Manager.
Reuters