Der Börsen-Highflyer Palladium scheint zur Ruhe gekommen zu sein. Jahrelang schien das Edelmetall nur eine Richtung zu kennen - nach oben. Seit gut zwei Monaten schwankt der Kurs für eine Feinunze Palladium nun jedoch zwischen 1.800 und 2.000 US-Dollar hin und her.

Grund ist die Flaute in der weltweiten Autoindustrie. Werden doch fast 85 Prozent des global geförderten Palladiums in Katalysatoren von Benzinfahrzeugen eingesetzt. Durch den weitgehenden Stillstand des Autosektors während des Lockdowns ging die Nachfrage nach dem Weißmetall drastisch zurück, was zu einem kräftigen Preisrückgang von 2.800 auf 1.600 Dollar je Feinunze im Tief führte. Seither hat sich der Preis des Metalls nur wenig erholt.

Ursache für die Rally von Palladium war, dass die Nachfrage jahrelang höher als das Angebot war. Das hat sich nun geändert. Anders als bei Silber und Platin ist aber trotz des zurückgegangenen Bedarfs kaum Palladium auf Lager.

Denn auch die Produktion in Südafrika, dem wichtigsten Erzeugerland, sank, weil viele Minen wegen der Covid- 19-Pandemie vorübergehend geschlossen wurden. Darüber hinaus verringerte sich die Recyclingquote.

Von daher dürfte eine anziehende Nachfrage wieder zu höheren Metallpreisen führen. Die Fertigung von Fahrzeugen ist zwar nach Ende des Lockdowns angelaufen, aber die Verbraucher schrecken noch davor zurück, sich ein neues Auto zu kaufen. Die Arbeitslosigkeit in Europa und den USA ist hoch; viele Beschäftigte sind zudem in Kurzarbeit.

Mehr Autoverkäufe bei Erholung


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Das dürfte sich mit einer allmählichen Besserung der Konjunktur ändern. Ein wieder steigender Fahrzeugabsatz ist jedoch nur ein Punkt, der für einen höheren Palladiumbedarf spricht. Hinzu kommen verschärfte Emissionsvorschriften in China und Indien sowie in Europa. Diese führen dazu, dass mehr Palladium in den Katalysatoren benötigt wird, um die Abgase besser filtern zu können.

In einigen großen Städten Chinas galten diese Vorschriften schon im Vorjahr. "Das hat die Nachfrage um ein Viertel ansteigen lassen", sagt Benjamin Louvet, Manager des OFI Precious Metals Fonds. Ab 2020 gelten die Regeln im ganzen Reich der Mitte. Zusätzlich auch noch ab 2021 in Indien und Europa, was die Nachfrage nach Palladium deutlich in die Höhe schnellen lassen sollte. Vor allem der Bedarf aus China und dem Subkontinent dürfte sich bemerkbar machen. Indien gewinnt mit seinem wirtschaftlichen Aufstieg zunehmend an Bedeutung als Automarkt. Die erhöhte Nachfrage nach Palladium wird jedoch wohl auf ein limitiertes Angebot treffen. "Da wegen der Corona-Krise das Kapital fehlt, ist damit zu rechnen, dass viele neue Minenprojekte aufgeschoben werden", erwartet Louvet.

Die Befürchtung, dass durch die Zunahme von Elektroautos weniger Palladium benötigt wird, dürfte vorerst unbegründet sein. Wegen der nicht ausreichenden Batterieproduktion wird es wohl noch einige Jahre dauern, bis Elektroautos einen großen Marktanteil haben. Dafür dürften in naher Zukunft mehr Hybridfahrzeuge verkauft werden. Für diese werden aber nach Angaben von Johnson Matthey, dem global größten Katalysatorhersteller, sogar zehn bis 15 Prozent mehr Palladium benötigt als für herkömmliche Autos.

Wenige Spekulanten engagiert

Auch sonst ist das Abwärtspotenzial beim Weißmetall begrenzt. Gibt es doch kaum offene Long-Positionen von Spekulanten am Terminmarkt, die bei fallenden Preisen geschlossen werden müssten und den Abwärtstrend verstärken würden.

Auf mittlere Sicht spricht somit viel für ein Comeback des Palladiumpreises. Mit einem Mini-Future-Long-Zertifikat (ISIN: DE 000 PX1 3GT 5) der BNP Paribas können Anleger mit Hebel 1,9 darauf setzen. Die Knock-out-Barriere liegt bei 937 Dollar je Feinunze, also weit vom jetzigen Preis entfernt.