"Heute findet die Präsidiumssitzung statt", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Wann und wo der kleine, aber in wichtigen Angelegenheiten entscheidende Kreis tagt, wurde zunächst nicht bekannt.

Der überraschende Bruch Piechs mit seinem einstigen Zögling Winterkorn war auf Ablehnung im Aufsichtsrat gestoßen. Nun will zumindest Betriebsratschef Bernd Osterloh Piech die Stirn bieten und den angesehenen Manager verteidigen. An der positiven Haltung des Betriebsrats zum Winterkorn habe sich nichts geändert, hieß es aus dessen Umfeld am Donnerstag.

Dem Aufsichtsrats-Präsidium gehört für die Eignerseite neben Piech und seinem Cousin Wolfgang Porsche auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil an. Für die Arbeitnehmer sitzen Betriebsratschef Bernd Osterloh, sein Stellvertreter Stephan Wolf und der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber in dem Gremium, das die Sitzungen des Aufsichtsrates vorbereitet.

Piech hatte vergangene Woche gegenüber dem "Spiegel" erklärte, er sei "auf Distanz zu Winterkorn". Die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat hatten sich spontan hinter Winterkorn gestellt. Auch das an VW beteiligte Land Niedersachsen und die mit Piech verwandte Porsche-Familie äußerten sich ablehnend zu dessen Volte. Der dritte VW-Großaktionär nach dem Familienclan Porsche-Piech und dem Land, der Staatsfonds von Katar, sieht laut "Handelsblatt" Winterkorns Chancen auf einen Verbleib im Amt gegen den Widerstand des Chefkontrolleurs skeptisch. Piech hatte schon Winterkorns Vorgänger Bernd Pischetsrieder und den früheren Porsche-Chef Wendelin Wiedeking aus dem Amt gedrängt.

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INSIDER: PIECH FRUSTRIERT ÜBER US-GESCHÄFT

Die Diskussion über die künftige Spitze von Volkswagen schwelt schon länger wegen des fortgeschrittenen Alters der beiden Hauptakteure. Oberaufseher Piech wird am Freitag 78 Jahre alt und ist noch bis 2017 gewählt. Der Vertrag des 67-jährigen Winterkorn läuft Ende 2016 aus. Bisher wurde erwartet, dass er später auf Piech als Aufsichtsratschef folgt. Ein Nachfolger für Winterkorn in der Unternehmensführung war bisher nicht in Sicht, galt der Schwabe doch als unersetzlich. Er lenkt das VW-Imperium mit seinen inzwischen zwölf Marken seit 2007. Unter seiner Ägide ist der Wolfsburger Konzern weit vorangekommen und steht davor, Toyota als die Nummer eins zu überholen.

In dem Riesenunternehmen haben sich allerdings einige Probleme zusammengebraut - so liegt beispielsweise die Rendite der Kernmarke VW nur bei rund zwei Prozent. Piech, der die Strategie des Konzerns bisher mitgetragen hat, ist offenbar der Geduldsfaden gerissen. Im Aufsichtsrat kritisierte er die schon lange bekannten Schwachstellen zuletzt immer schärfer, wie es in Unternehmenskreisen hieß. Vor allem das lahmende Geschäft in den USA habe den Chefkontrolleur frustriert. Während die deutschen Konkurrenten BMW und Daimler am zweitgrößten Automarkt weltweit gut verdienen, gingen die Verkaufszahlen von VW im vergangenen Jahr mangels attraktiver Modelle deutlich zurück.

Reuters