Der eskaierende Handelsstreit zwischen den USA, China und Europa verdüstert zunehmend die Gewinnperspektiven der deutschen Industrie. Mit dem Autokonzern Daimler hat erstmals ein DAX-Konzern vor einem Gewinnrückgang wegen des von US-Präsident Donald Trump angeheizten Zollstreits gewarnt. Mögliche höhere Importzölle in China auf Einfuhren aus den USA könnten Absatz und Gewinnbeitrag von Mercedes-SUVs drücken, hieß es in Stuttgart.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer hält weitere Gewinnwarnungen deutscher Konzerne als Folge des Handelsstreits für möglich. Bei Daimler allerdings gehe die Gewinnwarnung "auch auf andere Probleme wie den schleppenden Absatz von Geländewagen und die neue Abgasprüfung zurück". Die deutsche Autoindus-trie werde aber in der Tat getroffen, wenn es tatsächlich so weit käme, dass Zölle auf Autos erhoben würden, so Krämer.

Neben Daimler-Aktien, die am Donnerstag vier Prozent verloren, gerieten auch die Papiere von BMW, Volkswagen und Zulieferern wie Conti unter Druck.

Von Conti gibt es zwar bislang keine Gewinnwarnung. Gegenüber €uro am Sonntag warnte Vorstandschef Elmar Degenhart aber vor möglichen Arbeitsplatzverlusten und höheren Kosten. "Wer Waren mit Zöllen oder Handelsbarrieren künstlich verteuert, verringert das Volkseinkommen. Damit gefährdet er Arbeitsplätze und Wohlstand", sagte Degenhart. Conti arbeite mit über 17 000 Lieferanten und Partnern weltweit zusammen. "Sie hantieren jährlich mit über 140 Milliarden Komponenten, die im Schnitt viermal die nationalen Grenzen überschreiten, bevor sie beim Kunden sind. Protektionismus und Handelskriege verteuern unsere Produkte."

China und Europa reagieren



US-Präsident Trump hatte Zölle auf zahlreiche chinesische Produkte verhängt. China erhöhte daraufhin Abgaben auf US-Waren. Die USA reagierten mit der Drohung, weitere Zölle anzuheben. China hat für diesen Fall Vergeltung angekündigt und 25 Prozent Importzoll auf Autos aus den USA in Aussicht gestellt. Die deutschen Hersteller mit ihren US-Werken wären davon besonders betroffen. Jährlich werden 270 000 Pkw aus USA nach China exportiert.

Auch die EU hat im Handelsstreit inzwischen Gegenmaßnahmen gegen die US-Zölle eingeleitet. Seit Freitag gelten Zölle der EU auf US-Waren im Umfang von 2,8 Milliarden Euro. Betroffen sind Produkte wie Jeans, Erdnussbutter und Motorräder. Die Abgaben sind eine Reaktion der Europäer auf Trumps Stahl- und Aluminiumzölle, die die EU seit Anfang Juni zu spüren bekommt. Die EU hat zwar Gesprächsbereitschaft zur Beilegung des Konflikts bekundet. EU-Kommissarin Cecilia Malmström warnte aber gleichzeitig vor einem "umfassenden

Handelskrieg", der die Weltwirtschaft in den Abgrund ziehen könnte. US-Handelsminister Wilbur Ross verteidigte die Strategie, mit Zöllen Druck auf Handelspartner auszuüben.

Der Industrie- und Handelskammerverband DIHK sieht im Zollstreit mit den USA eine ernste Gefahr für die Konjunktur. "Der deutsche Aufschwung steht auf dem Prüfstand", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der "Stuttgarter Zeitung". Neben dem Fachkräftemangel stelle der Handelskonflikt das größte Risiko für das deutsche Wachstum dar. "Die deutsche Außenwirtschaft ist immer besorgter über den Handelskonflikt."