FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein überraschender Jahresverlust hat am Montag den jüngsten Kursrutsch der Covestro-Aktien
Experten zufolge hatte sich schon angedeutet, dass Covestro seine Prognose für den operativen Gewinn nicht mehr erreichen kann und unter dem Strich wegen Abschreibungen sogar ein Verlust steht. Zudem hoffen die Anleger darauf, dass das Unternehmen nun das Schlimmste erst einmal hinter sich hat.
Zuletzt stiegen die Anteilsscheine von Covestro um fast 2 Prozent auf 41,11 Euro. Der deutsche Leitindex Dax
Wertberichtigungen latenter Steuerforderungen sowie hohe Abschreibungen auf Anlagevermögen hatten Covestro 2022 in die roten Zahlen gerissen. Auch im Tagesgeschäft schnitt das Unternehmen wegen hoher Gas- und Energiekosten und einer schwachen Nachfrage schlechter ab als gedacht. Kurz vor dem Jahresende kam auch noch ein Schaden an der Chlorelektrolyse des Konzerns in Uerdingen hinzu, der die Produktion von harten Kunststoffen und dem Hartschaumvorprodukt MDI beeinträchtigte.
Wegen des Verlustes 2022 könnte die Dividende nun wackeln. Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan wies darauf hin, dass die Ausschüttung sich am Nettogewinn orientiere und damit wahrscheinlich für 2022 und 2023 ausbleiben werde. In Summe befürchtet der Experte eine weitere deutliche Korrektur der Markterwartungen.
Georgina Fraser von der US-Investmentbank Goldman Sachs allerdings betonte, dass es schon Andeutungen von Covestro für eine Gefahr von Abschreibungen und hinsichtlich des Dividendenrisikos gegeben habe. Auch darüber hinaus gab sich die Expertin durchaus zuversichtlich: Die Öffnung Chinas nach der Corona-Pandemie und eine mögliche Aufstockung der Lagerbestände durch Covestro-Kunden ab dem zweiten Quartal gäben durchaus Anlass für einen gewissen Optimismus.
Eher gelassen äußerte sich auch Analyst Geoff Haire von der Schweizer Großbank UBS. Die Eckdaten des Kunststoffkonzerns für 2022 seien ein "Realitätscheck" für die Anleger, aber keine Überraschung. Der Barmittelzufluss habe sogar die Erwartungen übertroffen, die Cashflow-Rendite sei eine Stütze für die Aktien.
Ein eher positives Fazit zog auch Analyst Peter Spengler von der DZ Bank. "Auch wenn die berichteten Zahlen enttäuschen, könnten wir den Tiefpunkt der Geschäftsentwicklung erreicht haben."
Die Papiere von Covestro haben seit Jahresbeginn knapp zwölf Prozent gewonnen. Der Dax schaffte in diesem Zeitraum "lediglich" ein Plus von achteinhalb Prozent. 2022 waren sie gleichwohl mit einem Kursverlust von rund einem Drittel unter den größten Verlierern im Leitindex.
Aus charttechnischer Sicht haben die Anteilsscheine von Covestro Halt an der 21-Tage-Durchschnittslinie gefunden, die den kurzfristigen Trend beschreibt. Zusätzliche Unterstützung liefern bereits seit Jahresbeginn die 50- und die 200-Tage-Linien, die etwas unterhalb des aktuellen Kurses verlaufen./la/mis/jha
Quelle: dpa-Afx