FRANKFURT (dpa-AFX) - Schlechte Nachrichten zu milliardenschweren Rechtsstreitigkeiten um Glyphosat haben den Aktien von Bayer
Im Rechtsstreit wegen des Unkrautvernichters riet die US-Regierung dem Supreme Court - dem obersten Gericht im Land - in der Nacht von der Annahme eines wegweisenden Falls ab. Das Verfahren könnte Signalwirkung für viele weitere US-Klagen hinsichtlich angeblicher Krebsrisiken von Glyphosat haben.
Es sei ein herber Schlag für den Pharma- und Agrarchemiekonzern, dass sich die US-Regierung gegen ihn stelle, schrieb Analyst Charlie Bentley von Jefferies. Vorherige Andeutungen der US-Behörden hätten den Eindruck erweckt, dass ein positiver Ausgang möglich sei.
Noch am Vortag waren die Aktien nach starken Quartalszahlen mit einem Plus von fast fünfeinhalb Prozent bester Dax-Wert gewesen. Die Schwächephase seit Mitte April mit einem Kursverlust von rund 15 Prozent schien gestoppt. Der Kursabschlag zur Wochenmitte wirft die Titel nun aber wieder zurück auf das Niveau von Mitte März. Nachdem die Titel das insgesamt starke Börsenjahr 2021 mit einem Minus von 2,4 Prozent beendet hatten, läuft es im schwachen Aktienjahr 2022 aber immer noch gut: Mit einem Plus von 23 Prozent sind Bayer im Dax bislang weiter der stärkste Wert.
JPMorgan-Experte Richard Vosser sprach mit Blick auf die Neuigkeiten aber von einem klaren Rückschlag für den Versuch, endlich einen Strich unter das Glyphosat-Thema zu setzen. Ohne eine Entscheidung des Supreme Court zugunsten von Bayer werde der Rechtsstreit die Bewertung der Papiere weiter belasten. Er erwartet Kursverluste zwischen fünf und zehn Prozent angesichts des schweren Stimmungsdämpfers. Für den Finanzausblick und seine Schätzungen sieht Vosser aber keine unmittelbaren Folgen.
Das Geld, das Bayer für den Rechtsstreit auf die Seite gelegt habe, sollte ausreichen, um circa 31 000 bestehende Fälle und rund 100 000 künftige Fälle auf Sicht von 10 bis 15 Jahren abzudecken. Zudem erinnerte der Experte daran, dass Bayer Glyphosat als aktive Substanz im Unkrautvernichter Roundup für Privatkunden in den USA bald ersetzen wolle. Da 90 Prozent der bisherigen Klagen von Privaten kämen, würde das Rechtsrisiko damit deutlich sinken.
Die Probleme rund um den Glyphosat-Unkrautvernichter Roundup hatte Bayer sich 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Monsanto-Kauf aufgehalst. Die Verluste seit dem ersten Glyphosat-Urteil gegen Bayer im August 2018 belaufen sich nun wieder auf 38 Prozent./ajx/mis/jha/
Quelle: dpa-Afx