FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Bayer
Unter Marktteilnehmern wurde über die Option einer Aufteilung in der Vergangenheit immer wieder spekuliert. Skeptiker halten dem allerdings entgegen, dass mit dem Unkrautvernichter Glyphosat noch immer Risiken verbunden seien, die einer Alleinstellung der Agrarsparte entgegenstünden. Unter Analysten fielen die ersten Reaktionen denn auch gemischt aus. Während vom Analysehaus Jefferies lobende Töne angestimmt wurden, äußerte sich der JPMorgan-Experte Richard Vosser eher relativierend.
Bei Bayer üben große Anteilseigner schon lange Kritik am Wert des Unternehmens aus, das aktuell an der Börse nur mit rund 49 Milliarden Euro kapitalisiert ist. Das ist weniger als der Konzern 2016 mit 63 Milliarden Dollar für die Monsanto-Übernahme gezahlt hat, die sich später wegen einer Klagewelle gegen den Unkrautvernichter Glyphosat als Desaster herausstellte.
Den Konglomeratsabschlag durch eine Aufspaltung in das Pharma- und Agrargeschäft aufzuholen, wäre nach Ansicht des Jefferies-Experten Charlie Bentley der größtmögliche Kurstreiber. Er betonte, die Überschneidung der beiden hochspezialisierten Bereiche sei ohnehin gering. Als dritter Geschäftsbereich existiert außerdem noch die Konsumsparte, die frei verkäufliche Gesundheitsprodukte herstellt. Laut dem Bernstein-Experten Gunther Zechmann ist auch diese Sparte ein vielversprechender Kandidat für strategische Optionen.
Was die Agrarsparte betrifft, äußerte sich der JPMorgan-Experte Richard Vosser am Montag allerdings skeptisch zu einer Abspaltung. Seiner Einschätzung nach ist es sinnvoller für Bayer, den Wert zu steigern, indem die Pharma-Sparte wieder auf Kurs gebracht wird. Er bewerte diese in seinem Modell mit einem fast 50-prozentigen Abschlag gegenüber Wettbewerbern in diesem Bereich. Dies demonstriere, dass das Potenzial zur Wertschöpfung dort größer sei als im Agrarbereich.
Der JPMorgan-Experte senkte in seinem Ausblick auf den Bericht zum zweiten Quartal zudem seine Schätzungen und befürchtet, dass die Jahresziele weiter gestutzt werden. Er begründete dies mit erwartetem Preisdruck bei Glyphosat, unter Druck stehenden Margen im Pharmabereich und zunehmendem Gegenwind durch die Wechselkurse im Jahr 2023.
Durch die Kursgewinne am Montag wagt der Aktienkurs von Bayer nach langer Durststrecke einen Stabilisierungsversuch. Nach einem starken Jahresauftakt geht es seit Februar wieder bergab mit den Aktien, seit Mitte April sogar stetig. Das Jahresplus, das in der Spitze mehr als ein Drittel betrug, ist damit fast wieder ausgelöscht worden. In der Dax-Jahreswertung tauchen die Bayer-Papiere nur noch im hinteren Mittelfeld auf./tih/mne/men
Quelle: dpa-Afx