FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Thyssenkrupp haben am Freitag ihre Kursverluste vom Vortag mehr als ausgeglichen. Sie hatten bereits im späten Handel am Donnerstag ihr hohes Minus von zeitweise fast zehn Prozent merklich eingedämmt. Am Freitagvormittag gewannen sie nun etwas mehr als fünf Prozent auf rund fünf Euro. Dies reichte für den Spitzenplatz im moderat vorrückenden MDax der mittelgroßen Werte.

Thyssenkrupp hatte am Vortag einen Milliardenverlust präsentiert und eine Verschärfung des Sparkurses angekündigt. Der schwedische Großaktionär Cevian forderte weitere Anstrengungen bei der Sanierung. "Bisher ist noch nicht genug passiert", sagte Cevian-Partnerin Friederike Helfer, die bei dem kriselnden Industriekonzern im Aufsichtsrat sitzt.

Im Mittelpunkt steht nun zunehmend die Zukunft der höchst defizitären Stahlsparte, an der vor etwa einem Monat der britische Konzern Liberty Steel Interesse angemeldet hatte. Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) brachte am Freitag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gegenüber zum Ausdruck, dass er das Interesse der Briten positiv werte. Es sei eine "brauchbare Diskussionsgrundlage".

Kam am Vortag am Markt der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2020/21 nicht gut an, äußerte sich nun das Bankhaus Metzler nicht ganz so pessimistisch. Die Ziele erschienen eher vorsichtig formuliert, schrieb Analyst David Varga in seiner aktuellen Studie. Wegen anhaltend hoher Restrukturierungsaufwendungen und höherer Pensionsrückstellungen senkte er zwar sein Kursziel von 8,40 auf 8,10 Euro, sieht das aktuelle Kursniveau aber offenbar als nicht gerechtfertigt an. Varga blieb bei seiner "Buy"-Empfehlung für Thyssenkrupp.

Er habe den Eindruck, dass sich das dynamisch verbessernde Preisumfeld im europäischen Stahlmarkt im Ausblick noch nicht widerspiegele, fuhr Varga fort. Ferner könnten die Essener über Verkäufe von Unternehmensbereichen bisher verborgen gebliebenes Wertpotenzial freisetzen. Mit einem Plus von 4,1 Prozent schwammen die Papiere des Stahl-Wettbewerbers Salzgitter am Freitag im Kielwasser von Thyssenkrupp.

Commerzbank-Analyst Ingo-Martin Schachel hält die auf den Weg gebrachten Spar- und Restrukturierungsmaßnahmen zur Stärkung der Profitabilität für notwendig. Thyssenkrupp habe aber noch harte Arbeit vor sich./ajx/tih/stk

Quelle: dpa-Afx