PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Ergebnisse der jüngsten US-Notenbanksitzung haben die Investoren an Europas Börsen offenbar enttäuscht. Am Donnerstag startete der EuroStoxx 50 mit klaren Verlusten in den Handel, die er im Verlauf aber immerhin eindämmen konnte: Gegen Mittag stand der Leitindex der Eurozone noch 0,89 Prozent im Minus bei 3309,07 Punkten. Der französische Cac 40 sank um 0,74 Prozent auf 5036,94 Punkte und der britische FTSE 100 verlor 0,96 Prozent auf 6020,05 Punkte.

Die US-Notenbank Fed will ihren Leitzins angesichts der Corona-Krise offenbar über Jahre hinweg an der Nulllinie belassen. Das geht aus neuen Prognosen hervor, die die Fed am Mittwoch nach ihrer Zinssitzung in Washington veröffentlichte. Demnach erwarten die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses überwiegend, dass sich an der gegenwärtigen Zinsspanne von null bis 0,25 Prozent bis ins Jahr 2023 nichts Wesentliches ändern wird. Zudem teilte die Fed mit, ihre milliardenschweren Wertpapierkäufe "mindestens" in dem bisherigen Tempo fortzuführen.

Die Anleger hätten die Festlegung auf jahrelange Nullzinsen zwar begrüßt, doch eine Überraschung sei das nicht mehr gewesen, kommentierte Analyst Michael Hewson von CMC Markets UK. Derweil sei der Spielraum der Währungshüter angesichts der nahenden US-Präsidentenwahl begrenzt.

In der europäischen Branchenübersicht gab es fast nur Verlierer. Am härtesten traf es die Aktien der Rohstoffkonzerne, deren Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 um fast zwei Prozent nachgab. Hier belastete der nach dem Fed-Zinsentscheid erstarkte US-Dollar. Auch der Index der Banken ließ mit einem Minus von 1,7 Prozent ordentlich Federn.

Als einzige Gewinner schafften es die Indizes der Medizinbranche und der Immobilienwirtschaft knapp ins Plus - letztere profitierte davon, dass im derzeitigen geldpolitischen Umfeld die Bauzinsen weiter niedrig bleiben dürften.

Derweil überraschte nach Hennes & Mauritz (H&M) und Inditex auch der britische Modekonzern Next mit seinen Quartalszahlen positiv. Zudem hoben die Briten erneut ihre Jahresziele an. Entsprechend legten die Aktien um über zweieinhalb Prozent zu.

Dagegen büßten die Aktien der Mehrländerbörse Euronext fast anderthalb Prozent ein, nachdem der Schweizer Konkurrent Six eine Offerte für die italienische Börse vorgelegt hatte. Um die in Mailand ansässige Borsa Italiana ist ein Gerangel von Kaufinteressenten entstanden. Denn sie gehört dem Londoner Börsenbetreiber LSE , der die Tochter verkaufen muss, um von der EU-Wettbewerbsbehörde grünes Licht für die 27 Milliarden US-Dollar teure Übernahme des Datenanbieters Refinitiv zu bekommen./gl/stk

Quelle: dpa-Afx