FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der turbulenten Vorwoche dürften die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Montag zunächst einmal auf Tauchstation gehen. Knapp eine Stunde vor dem Handelsbeginn signalisierte der X-Dax als außerbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex ein Kursminus von 0,3 Prozent auf 15 560 Punkte. Am Freitag hatte sich der Dax leicht erholt, aber dennoch einen Wochenverlust von rund dreieinhalb Prozent verbucht. Der EuroStoxx 50 wird am Montag 0,6 Prozent tiefer erwartet.
Die US-Börsen hatten am Freitag nach dem Handelsschluss keine größeren Impulse mehr geliefert und dies gilt am Morgen auch für den Handel in Asien. "Die Anleger haben zum Monatsanfang eine Reihe von Wirtschaftsdaten verdaut, die offenbar das Vertrauen gestärkt haben, dass die US-Wirtschaft auf einem soliden Fundament steht und die Zinsen folglich länger höher bleiben könnten", fasste Marktbeobachter Stephen Innes von SPI Asset Management das Geschehen der vergangenen Tage zusammen.
Was bleibt, ist die Sorge der Anleger vor einer möglichen "Sommerkorrektur" nach dem bislang starken Jahresverlauf, wie der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets am Freitag sagte. Experten lenken die Aufmerksamkeit nun auf die US-Verbraucherpreise am Mittwoch und die Berichtssaison zum zweiten Quartal, die zum Wochenende hin in den USA eingeläutet wird.
Unter den Einzelwerten könnten die Aktien von Bayer einen Blick wert sein. Der "Platow Brief" hatte am Freitag gemeldet, dass der neue Konzernchef Bill Anderson an Plänen für eine Abspaltung der Agrochemie-Sparte arbeitet, um sie nach dem Vorbild von Siemens Energy an die Börse zu bringen. Unter Marktteilnehmern wurde über diese Option in der Vergangenheit immer wieder spekuliert. Skeptiker halten dem allerdings entgegen, dass mit dem Unkrautvernichter Glyphosat noch immer Risiken verbunden seien, die einem sogenannten Spinoff entgegenstünden. Die Bayer-Papiere stiegen im vorbörslichen Geschäft auf der Handelsplattform Tradegate um 3,3 Prozent.
Dic Asset hat eine neue Vereinbarung zur Überbrückungsfinanzierung des Erwerbs von VIB-Vermögen-Aktien abgeschlossen, die zu höheren Zinszahlungen führt und somit das operative Ergebnis (FFO) um 15 Millionen Euro belasten wird. Das Immobilienunternehmen senkte in der Folge seine FFO-Prognose für das Geschäftsjahr 2023. Die Dic-Aktien sackten auf Tradegate um 4,0 Prozent ab, jene von VIB Vermögen stiegen hingegen um 1,0 Prozent.
Die Anteilsscheine von Scout24 fielen auf Tradegate um 3,0 Prozent. Die UBS hatte die Titel des Immobilienportal-Betreibers von "Neutral" auf "Sell" abgestuft und das Kursziel von 59 auf 51,40 Euro gesenkt. Der deutsche Wohnimmobilienmarkt bleibe unter Druck, schrieb Analyst Adam Berlin in einer am Montag vorliegenden Studie. Nach dem Kursanstieg in diesem Jahr um ein Fünftel seien die Scout24-Aktien teurer als die der Konkurrenz - trotz geringeren Wachstums./edh/stk
Quelle: dpa-Afx