FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Virusängste sind an die Börsen zurückgekehrt und haben am Montag auch den deutschen Aktienmarkt schwer belastet. Zeitweise büßte der Dax seine Gewinne aus der vergangenen Woche von knapp 4 Prozent komplett wieder ein. Am Nachmittag ging es etwas moderater um 2,99 Prozent abwärts auf 13 222,99 Punkte.

Angesichts weltweit startender Impfaktionen hatte der deutsche Leitindex am Freitag sein Rekordhoch von fast 13 800 Punkten aus dem Monat Februar erneut in Angriff genommen. Doch nun rückte eine neue Variante des Coronavirus in Großbritannien in den Fokus, die deutlich ansteckender sein soll als die bisherige.

Das schüre Sorgen vor einem "nicht endenden Teufelskreis in der Pandemie" sowie "noch härteren Lockdowns", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Zahlreiche Staaten schotteten sich bereits vom Vereinigten Königreich ab.

Außerdem ist auch das Gerangel um einen Handelspakt zwischen der EU und Großbritannien noch immer nicht ausgestanden. Ein geregelter Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union könnte also immer noch scheitern.

Vor diesem insgesamt düsteren Hintergrund half es wenig, dass sich in den USA Demokraten und Republikaner im Kongress nach monatelangem Streit endlich auf ein weiteres rund 900 Milliarden US-Dollar schweres Konjunkturpaket verständigten. "Lang schon ersehnt" und "längst eingepreist" ist das, wie Marktexperte Thomas Altmann von QC Partners sagte.

Der MDax der mittelgroßen Werte gab am Nachmittag um 2,48 Prozent auf 29 650,97 Zähler nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 3,17 Prozent.

Angesichts der neuen Virussorgen gab es am deutschen Aktienmarkt fast nur Verlierer. Vor allem die Autobranche, die wegen der Impfhoffnungen zuletzt einen Erholungskurs eingeschlagen hatte, geriet erneut unter Druck. BMW , VW und Daimler zählten mit Verlusten von bis zu 5,3 Prozent zu den am meisten gemiedenen Dax-Aktien.

Corona-Krisengewinner hielten sich dagegen vergleichsweise gut: Die Anteilsscheine des Essenslieferanten Delivery Hero gaben im Leitindex um nur 0,6 Prozent nach. Unter den 60 MDax-Werten legten die Papiere des Laborzulieferers Sartorius sogar um 0,6 Prozent zu und im SDax waren die Aktien des Medizintechnik-Unternehmens Drägerwerk gefragt. Sie stiegen um 0,8 Prozent. Corona-Krisenverlierer wie Lufthansa , Airbus oder Fraport sackten unterdessen zwischen 5 bis 6 Prozent ab.

Die Anteilsscheine des Kabelnetzbetreibers Tele Columbus konnten sich dem allgemeinen Marktdruck unterdessen entziehen. Obwohl sie aus dem SDax ausgeschieden sind, sprangen sie um rund 13 Prozent hoch. Ein Übernahmeangebot von Morgan Stanleys Investmentvehikel Kublai befeuerte die bereits in den vorangegangenen Handelstagen stark gestiegenen Aktien. Unterstützt wird der Deal vom Tele-Columbus-Ankeraktionär United Internet . Der will im Falle eines Erfolgs des Übernahmeangebots seinen knapp 30-prozentigen Anteil andienen und sich dafür an Kublai beteiligen. Bei den Aktionären von United Internet kamen diese Pläne jedoch weniger gut an. Die Aktien des Internetdienst-Anbieters fielen um 3,4 Prozent.

Die Index-Veränderungen, die an diesem Montag in Kraft traten, rückten in den Hintergrund. Die wichtigste Neuerung ist wohl die Aufnahme der im September an die Börse gebrachten Siemens Energy in den MDax. An ihrem ersten Tag dort büßte das Papier nun 2,4 Prozent ein.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,56 am Freitag auf minus 0,61 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,26 Prozent auf 146,45 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,26 Prozent auf 178,20 Punkte. Der Euro wurde am frühen Nachmittag mit 1,2190 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,2259 Dollar festgesetzt./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx