FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Mittwoch seinem jüngsten Höhenflug ein wenig Tribut gezollt. Nach einem Rekord kurz nach Handelsbeginn drehte der deutsche Leitindex ins Minus. Um die Mittagszeit stand ein Rückgang um 0,54 Prozent auf 22.721,36 Punkte zu Buche. Die Marke von 23.000 Punkten bleibt damit aber in Sichtweite.
Für den MDax , der die mittelgroßen Unternehmen enthält, ging es um 1,05 Prozent auf 28.010,54 Punkte bergab. Er notiert aber immer noch auf dem höchsten Niveau seit September 2023. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor rund 0,5 Prozent, nachdem er sich seiner jüngsten Bestmarke bis auf wenige Punkte genähert hatte.
Der deutsche Leitindex hat nach einem bereits sehr starken Vorjahr seit Jahresbeginn schon 19 Rekorde aufgestellt und um rund 14 Prozent zugelegt. Beim MDax sind es in dieser Zeit 9,5 Prozent Plus. Rückenwind lieferte zuletzt die Hoffnung auf eine Befriedung des Ukraine-Krieges sowie auf Wirtschaftsreformen nach der Bundestagswahl an diesem Sonntag.
Der Dax zeige zwar eine "bemerkenswerte Stärke", doch die Party habe "noch nicht für alle Mitglieder begonnen", kommentierten die Chartexperten von Index-Radar. Nur acht Dax-Werte hätten es 2025 bislang auf Höchststände geschafft - ein breiter Marktaufschwung sehe anders aus. Zudem sei die Quote der Dax-Aktien, die über der für den langfristigen Trend wichtigen 200-Tage-Linie notierten, bislang kaum gestiegen.
Dabei sei Vorsicht angebracht, weil die Anleger die geopolitischen Risiken ausblendeten, heißt es weiter. Bei einer komplizierten Regierungsbildung in Deutschland oder der Einführung der für Anfang April angekündigten neuen US-Strafzölle "könnte die derzeitige Sorglosigkeit schnell in Volatilität umschlagen".
Die Börse habe sich mit der Ankündigungs-Politik von US-Präsident Donald Trump arrangiert und reagiere nur noch auf tatsächlich umgesetzte Maßnahmen, ergänzte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Er erinnerte auch an die Anfang März in Kraft tretenden Zölle auf Aluminium und Stahl.
Die jüngst gut gelaufenen Aktien von MTU litten am Mittwoch unter Gewinnmitnahmen: Sie büßten trotz Rekordzahlen für das vergangene Jahr am Dax-Ende 5,2 Prozent ein. Jefferies-Analystin Chloe Lemarie attestierte dem Triebwerksbauer zwar ein solides Schlussquartal, in dem das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) die Konsensschätzung übertroffen habe. Auf Jahressicht überschritt dieses erstmals die Milliardenmarke, und das ein Jahr früher als ursprünglich geplant. Der Barmittelzufluss ist laut Lemarie aber schlechter als erwartet ausgefallen, was auch andere Experten monierten. Der angehobene Ausblick konnte die Anleger ebenfalls nicht zu weiteren Aktienkäufen animieren.
Hingegen zählte SAF-Holland mit einem Kursplus von 3,1 Prozent zu den besten Titeln im Nebenwerte-Index SDax . Der Nutzfahrzeugzulieferer legte endgültige Quartalszahlen vor, welche die Eckdaten bestätigten. SAF-Holland habe die Erwartungen erfüllt, kommentierte Warburg-Analyst Fabio Hölscher. Das Marktumfeld sei 2024 schwierig gewesen, was es dem Unternehmen ermöglicht habe, seine Robustheit aufzuzeigen.
Die Aktien von Dax-Schwergewicht SAP erreichten auch ohne Nachrichten ein Rekordhoch und gewannen zuletzt noch 0,6 Prozent.
Ebenfalls gefragt blieben Rüstungsaktien: Rheinmetall und Hensoldt belegten mit Aufschlägen von 1,1 und 1,6 Prozent vordere Plätze in Dax und MDax - für neue Rekorde reiche das aber nicht.
Dagegen büßten die Titel des Baustoffkonzerns Heidelberg Materials nach einer Abstufung durch die US-Bank Morgan Stanley 4,7 Prozent ein.
Eine Verkaufsempfehlung der Citigroup für Delivery Hero drückte die Titel des Essenslieferdienstes am MDax-Ende mit 5,7 Prozent ins Minus.
Beim Chemiekonzern Evonik setzte sich die jüngste Korrektur mit einem Kursrückgang um 3 Prozent fort, nachdem das Analysehaus Kepler Cheuvreux seine Kaufempfehlung gestrichen hatte./gl/jha/
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx