FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am Donnerstag wieder auf Rekordkurs eingeschwenkt. Der deutsche Leitindex hatte im frühen Handel bei gut 17 089 Punkten eine Bestmarke erreicht und damit seinen erst in der Vorwoche markierten, bisherigen Höchststand übertrumpft. Am frühen Nachmittag notierte das Börsenbarometer noch 0,43 Prozent im Plus bei 17 018,26 Punkten.

Der MDax der mittelgroßen Werte stieg um 0,72 Prozent auf 26 237,42 Punkte. Für den EuroStoxx 50 , den Leitindex der Euroregion, ging es um 0,56 Prozent nach oben.

Bereits am Mittwoch hatten die US-Börsen Sorgen über die zuletzt unerwartet hohe Teuerung in den USA abgeschüttelt. "Die jüngsten Inflationsdaten haben die Aktienmärkte nur kurz belastet", schrieb Marktanalyst Christian Henke vom Handelshaus IG. Auch die Tatsache, dass die US-Notenbank Fed die Zinswende voraussichtlich erst am 12. Juni einläuten könnte, scheine die weltweiten Börsen nicht großartig aus dem Takt gebracht zu haben.

Als Antrieb hinzukommen zuletzt durchaus positive Daten zur Verfassung der US-Wirtschaft. Diese nähren die Hoffnung, dass Unternehmen und Verbraucher die hohen Zinsen in Summe gut verkraften und vorerst keine Rezession droht.

Die weltweit wichtigsten Notenbanken hatten seit 2022 ihre Leitzinsen im Kampf gegen die hohe Inflation deutlich angehoben. Inzwischen hat die Teuerung nachgelassen und Anleger setzen darauf, dass die Zinsen in diesem Jahr wieder sinken. Das würde Aktien im Vergleich zu Anleihen wieder attraktiver machen. Zudem würden niedrigere Zinsen die Refinanzierung von Unternehmen verbilligen, was gut für die Finanzkraft ist. Ferner sind die nach Beginn des Ukraine-Krieges stark gestiegenen Öl- und Energiepreise mittlerweile wieder gefallen. Auch das hilft Unternehmen.

"Die Anleger scheinen wohl zu denken, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Oder anders formuliert, die Zinswende kommt bestimmt, nur ein wenig später", fuhr Henke fort. Die zunehmenden geopolitischen Risiken wie im Roten Meer oder die Kriegsgefahr zwischen Nord- und Südkorea würden im Augenblick zur Seite gedrängt.

Bewegung in die Kurse einzelner Aktien brachten erneut die Quartalsbilanzen der Unternehmen. So verhalf die Zinswende der Commerzbank im vergangenen Jahr zu einem Rekordgewinn. Die in Aussicht gestellten Dividenden überraschten die Anleger positiv: Die Papiere des Finanzhauses zogen an der Dax-Spitze um gut fünf Prozent an.

An der MDax-Spitze setzten die Papiere von Delivery Hero ihre kräftige Erholungsrally vom Vortag fort und zogen um sieben Prozent an. Der Experte William Woods vom US-Analysehaus Bernstein Research verwies dabei auf die Versicherung des Vorstands, dass der Essenslieferant kein Liquiditätsproblem habe.

Die Anteilsscheine von Elmos Semiconductor schnellten um knapp neun Prozent in die Höhe und hatten so mit Abstand die Nase vorn im Nebenwerteindex SDax . Das Halbleiterunternehmen hatte im Schlussquartal besser abgeschnitten als erwartet. Eine Abstufung der Bonitätsnote für die Deutsche Pfandbriefbank setzte den Papieren des Gewerbeimmobilien-Finanzierers weiter zu, die Aktien sackten am Index-Ende um mehr als zehn Prozent ab.

Der Euro profitierte am frühen Nachmittag von schwachen Einzelhandelsdaten aus den USA und kostete 1,0765 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,0713 (Dienstag: 1,0793) Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,39 Prozent am Vortag auf 2,35 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,25 Prozent auf 125,70 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,27 Prozent auf 134,07 Punkte./la/stk

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx