FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Mittwoch nach anfänglichen Gewinnen an Kraft eingebüßt und ist in die Verlustzone gerutscht. Der deutsche Leitindex notierte zuletzt 0,03 Prozent im Minus bei 15 460,82 Punkten, nachdem er im frühen Handel noch Anlauf auf seinen Rekord genommen hatte. Erst am Dienstag hatte der Dax bei 15 568 Punkten einen Höchststand erreicht.

Der MDax der mittelgroßen Werte hingegen stieg zur Wochenmitte um 0,38 Prozent auf 32 837,07 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wiederum bewegte sich kaum vom Fleck.

Aussagen von US-Währungshütern wie etwa von Fed-Gouverneurin Lael Brainard sowie den Fed-Präsidenten in Atlanta und St. Louis, Raphael Bostic und James Bullard, hatten tags zuvor bei den Anleger am deutschen Aktienmarkt die Inflationssorgen mit Blick auf die weltgrößte Volkswirtschaft ein wenig zerstreut. Die Notenbanker sagten, dass eine höhere Inflationsrate infolge der Erholung von der Corona-Krise nichts Überraschendes sei. Sie bekräftigten ihre Sicht, dass Preisanstiege wahrscheinlich zeitlich begrenzt sein würden. Die US-Notenbank dürfte also auf absehbare Zeit ihre sehr lockere Geldpolitik zur Stützung der Konjunktur fortsetzen und so auch weiterhin die Aktienmärkte antreiben.

Gleichwohl zeige sich im Dax das Niveau bei 15 500 Punkten wieder einmal als widerspenstiger Kursbereich auf, erklärte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Bereits zweimal, Mitte April und in der Vorwoche, war der Leitindex hier nicht weitergekommen.

"Die Marktteilnehmer scheinen jenseits der Marke von 15 500 Punkten Höhenangst zu bekommen", fuhr Lipkow fort. Derzeit untermauerten die fundamentalen Daten nur bedingt das aktuelle Kursniveau und der Rest werde durch Optimismus und Zuversicht begründet.

Etwas optimistischer auf das aktuelle Geschehen blickte Andreas Büchler, Experte bei Index-Radar. "Der Dax wagt sich mit kleinen Schritten über die bisher gültigen Limits hinaus." Bleibe die Nachfrage auf dem aktuellen Niveau bestehen, wäre dies richtungsweisend für die nächsten Tage bis Wochen.

Bankenwerte litten indes europaweit unter der Aussicht auf eine anhaltende Niedrigzinsphase, sollte sich die Inflation tatsächlich als zeitlich begrenzt erweisen. Einnahmen etwa im Kreditgeschäft würden dann weiterhin gering ausfallen. Damit verloren im Dax die Aktien der Deutschen Bank fast zwei Prozent, für die Anteilsscheine der Commerzbank ging es als Schlusslicht im MDax um knapp drei Prozent nach unten.

Investment-Experte Jack Siu von der Credit Suisse machte darauf aufmerksam, dass der Begriff von der "Inflation am Zenit" unter Investoren bereits die Runde mache. Die Wirtschaft dürfte sich allmählich wieder normalisieren, die Knappheit von Gütern und der Preisdruck dürften nachlassen, glaubt der Fachmann. Deswegen gingen nun auch die Renditen am Anleihemarkt weiter zurück.

An der MDax-Spitze bauten die Anteilsscheine von K+S ihre jüngsten Gewinne aus und zogen um rund fünf Prozent an. Einige Anleger haben wohl angesichts der angespannten Lage zwischen der Europäischen Union und Belarus auf Sanktionen gegen den Dünger-Konkurrenten Belaruskali spekuliert, die nun anscheinend tatsächlich kommen werden. Das Unternehmen sei einer der wichtigsten Devisenbeschaffer des Landes in US-Dollar, sagte ein Börsianer. Gerade in Westeuropa könnten Sanktionen zu einer Kalidünger-Verknappung führen, was günstig für K+S wäre.

Im Nebenwerteindex SDax hatten die Aktien von Verbio mit einem Plus von gut fünf Prozent die Nase vorn. Die Analystin Alina Köhler von Hauck & Aufhäuser rechnet bei dem Hersteller von Biokraftstoffen mittelfristig mit einer höheren Wachstumsdynamik als bisher.

Der Euro kostete am Nachmittag 1,2223 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,2264 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,22 Prozent am Vortag auf minus 0,25 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,18 Prozent auf 144,42 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,16 Prozent auf 170,19 Punkte./la/mis

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx