NEW YORK (dpa-AFX) - Enttäuschende Apple- und Amazon-Quartalsberichte haben die Anleger an den US-Börsen am Freitag nicht groß beunruhigt. Anfangs kam es zwar im Tech-Sektor nach gutem Lauf zu Gewinnmitnahmen, der Nasdaq 100 drehte aber ins Plus und schaffte einen weiteren Rekord. Zuletzt stieg der technologielastige Auswahlindex um 0,12 Prozent auf 15 796,85 Punkte. Er steuert damit auf ein Wochenplus von fast drei Prozent zu.
An der Wall Street entwickelte sich der Leitindex Dow Jones Industrial von Beginn an recht stabil. Zuletzt legte er um 0,15 Prozent auf 35 784,15 Punkte zu, konnte damit aber keine Bestmarke aufstellen. Damit zeichnet sich für den US-Leitindex ein moderates Wochenplus ab, den Oktober aber würde er damit aber fast sechs Prozent höher beenden. Der marktbreite S&P 500 schaffte es am Freitag erstmals kurz über die Marke von 4600 Punkten. Zuletzt stand er 0,06 Prozent im Plus bei 4599,13 Punkten.
Marktbeobachter Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets sieht die US-Börsen derzeit in einem "richtig kraftvollen Bullenmarkt". "Die Kauflust an Aktien ist gerade im Technologieindex Nasdaq 100 ungebrochen - und das trotz einer ersten negativen Reaktion auf die Quartalsbilanzen von Amazon und Apple", sagte der Experte. Die Zinssorgen vor dem nächsten Zinsentscheid der US-Notenbank Fed in der kommenden Woche steckten die Aktienmärkte aufgrund einer insgesamt erstaunlich guten Berichtssaison gut weg.
Apple ist im vergangenen Quartal vom globalen Chip-Mangel eingeholt worden. Trotz deutlicher Zuwächse verfehlte der iPhone-Konzern die noch optimistischeren Prognosen von Experten. Die Engpässe in der Lieferkette und Corona-Ausfälle in der Produktion hätten den Umsatz um rund sechs Milliarden Dollar gedrückt, sagte Konzernchef Tim Cook. Im laufenden Vierteljahr werde der negative Effekt noch höher ausfallen, hieß es.
Die Apple-Aktien sanken zuletzt um 2,5 Prozent, während jene von Microsoft um 1,7 Prozent erneut auf ein Rekordhoch stiegen. Damit kam es im Rennen um den Status als wertvollstes Unternehmen der Welt zu einem Führungswechsel: Vorerst konnte der Softwarekonzern den iPhone-Hersteller knapp verdrängen.
Keine frohe Kunde hatte auch der Online-Händler Amazon für seine Anleger: Er verdiente im dritten Quartal deutlich weniger und warnte angesichts von Lieferproblemen vor weiteren hohen Kosten. Beim Ausblick für das laufende Vierteljahr dämpfte Amazon die Markterwartungen erheblich. Die Aktie reagierte mit einem Kursrutsch um zuletzt 2,8 Prozent.
Gegen die Nasdaq-Schwäche stemmten sich aber die Aktien des Elektroauto-Pioniers Tesla mit einem Anstieg um zwei Prozent. Sie schafften es im Verlauf erstmals über die runde Marke von 1100 US-Dollar. Der starke Lauf vor allem in den vergangenen 14 Tagen erhielt damit seine Fortsetzung.
Auch für die Facebook-Aktien ging es weiter bergauf, nachdem mit der bekanntgegebenen Umbenennung am Vorabend eine Erholung eingeleitet wurde. Am Freitag rückten die Papiere nochmals um 2,4 Prozent vor. Der Konzern gibt sich mit der Dachmarke Meta einen neuen Namen und will die Kommunikationsplattform der Zukunft entwickeln.
Unter den Standardwerten erging es nach Zahlen den großen Ölkonzernen etwas besser: Die Aktien von Chevron und Exxonmobil gewannen nach unerwartet guten Ergebnissen der beiden Ölmultis bis zu einem Prozent. Beide profitieren im vergangenen Quartal von der jüngsten Ölpreisrally.
Dagegen sackten die Papiere von Starbucks nach Zahlen sogar um 7,2 Prozent ab. Bei der weltgrößten Kaffeekette florieren die Geschäfte - nicht jedoch im wichtigen Auslandsmarkt China. Eine neue Corona-Welle in China sorgte dort erneut für Lockdowns./tih/he
Quelle: dpa-Afx