NEW YORK (dpa-AFX) - Der Ausverkauf bei den US-Technologiewerten dürfte sich am Freitag fortsetzen. Der Broker IG taxierte den branchenlastigen Nasdaq 100 am Tag des großen Verfalls nochmals 0,9 Prozent tiefer auf 15 720 Punkte, nachdem das Kursbarometer am Vortag schon 2,6 Prozent verloren hatte. Das Wochenminus droht damit noch größer zu werden: Bisher hat der Nasdaq-Auswahlindex in den vergangenen Tagen schon fast drei Prozent verloren.
Der Dow Jones Industrial dürfte sich am Freitag aber weiter etwas robuster zeigen. Den Wall-Street-Leitindex taxierte IG vor dem Börsenstart weniger stark mit 0,4 Prozent im Minus bei 35 760 Punkten. Am Vortag hatte er sich mit einem nur knappen Abschlag schon deutlich besser geschlagen als die übrigen New Yorker Indizes. Er liegt bislang in der Wochenbilanz auch nur mit 0,2 Prozent im Minus.
Bei den wachstumsträchtigen Tech-Werten sorgen sich die Anleger nach dem guten Lauf der vergangenen Monate wieder vermehrt um die Auswirkungen strafferer Zinsen. Während die Bank of England am Donnerstag mit einer ersten Zinsanhebung überraschte, beschleunigt die Fed zunächst die Reduzierung ihrer Wertpapierkäufe. Die EZB dagegen stockte am Vortag ihr Kaufprogramm APP sogar nochmals vorübergehend auf wegen der Risiken, die von der neuen Corona-Variante Omikron ausgehen.
"Die Sorgen vor einem Rückschlag am Aktienmarkt nehmen zu", sagte Marktbeobachter Pierre Veyret vom Broker ActivTrades. Besonders wichtig sei dabei die Schere, die geldpolitisch zwischen den USA und Europa aufgeht. Diese bringe Anleger in eine schwierige Lage, warnte der Experte. Hinzu kommt, dass an den Terminbörsen der große Verfall ansteht. Diese Tage sind bekannt für spürbar schwankende Kurse.
Mit Blick auf die Einzelwerte gab es am Freitag eine ganze Reihe kursbewegender Nachrichten. Eine positive Ausnahme war dabei der Logistiker Fedex mit einem Anstieg um 5,8 Prozent. Die Anleger honorierten damit einen überraschend starken Quartalsbericht und den erhöhten Gewinnausblick. Laut dem JPMorgan-Experten Brian Ossenbeck waren viele eher auf das Gegenteil vorbereitet.
Für die Papiere von Oracle dagegen ging es vorbörslich um 5,5 Prozent bergab. Der SAP-Rivale steht laut einem Bericht des "Wall Street Journal" vor der größten Übernahme seiner Geschichte. Demnach könnte er nach dem Gesundheitssoftware-Spezialisten Cerner greifen, dessen Aktien um fast 16 Prozent anzogen. Der UBS-Analyst Karl Keirstead zog auf den ersten Blick für die Oracle-Anleger ein negatives Fazit eines solchen Schrittes, auch wenn die Wahrscheinlichkeit und die Bedingungen unsicher seien.
Besonders stark um 9,4 Prozent ging es vorbörslich für die Titel des Tesla -Rivalen Rivian bergab. Der Börsen-Shootingstar musste bei seiner ersten Zahlenvorlage zugeben, dass das diesjährige Produktionsziel von 1200 Elektro-Pick-ups wohl um einige Hundert verfehlt wird. Die Produktion hochzufahren sei schwieriger als gedacht, sagte Unternehmenschef Robert Scaringe. Tesla fielen derweil um 1,7 Prozent. Hier verkauft Firmenchef Elon Musk weiter Anteile aus seinen Beständen.
Nächster im Bunde mit Verlusten sind vorbörslich die Aktien von Johnson & Johnson mit einem Abschlag von zwei Prozent. Die US-Gesundheitsbehörde CDC empfiehlt künftig, andere Corona-Impfstoffe vorzuziehen. Das Risiko einer Hirnthrombose in Zusammenhang mit einer Impfung mit dem Präparat von Johnson & Johnson sei höher als bislang bekannt, hieß es zur Begründung von einem Beratergremium, das kurz zuvor entsprechend abgestimmt hatte.
Um 1,6 Prozent nach unten geht es vorbörslich außerdem für die Papiere von Biogen . Der europäische Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) hatte eine negative Meinung zu dem Alzheimer-Mittel Aduhelm abgegeben. Diese dämpfte etwas die Hoffnung auf eine Einführung des Medikaments in der Europäischen Union./tih/jha/
Quelle: dpa-Afx