NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen gehen verhalten in die verkürzte Thanksgiving-Woche. Börsianer rechnen damit, dass zunächst der jüngste Anstieg des Dow Jones Industrial auf ein Dreimonatshoch weiter konsolidiert wird. Fast 18 Prozent hat der Leitindex aktuell seit Mitte Oktober gewonnen. Am Montag wird er nun vom Broker IG 0,1 Prozent tiefer bei 33 720 Zählern erwartet. Für den technologielastigen Nasdaq 100 sind die erwarteten Verluste mit einem halben Prozent etwas größer.

Etwas gebremst wird die Stimmung zu Wochenbeginn von der Corona-Lage in China. Dort wurde vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen am Sonntag der erste Corona-Tote seit gut einem halben Jahr gemeldet. Weil der strikte Kurs Chinas zu den größten Risiken für das globale Wirtschaftswachstum gezählt wird, fürchten die Anleger die Gefahr, dass das Land die Zügel wieder anziehen könnte. Die Hoffnung auf das Gegenteil war zuletzt einer der Treiber der Börsenerholung.

Laut den Experten der Berenberg Bank dürfte das weitere Aufwärtspotenzial vorerst begrenzt sein. Sie rechnen damit, dass die kommenden zwei Wochen weniger aufregend werden. "Ob die Jahresendrallye weitergeht, hängt vor allem von der nächsten Inflationszahl und der Reaktion der Fed darauf Mitte Dezember ab", hieß es am Montag von der Privatbank. Anberaumt sind die Verbraucherpreise und der Zinsentscheid am 13. und 14. Dezember.

Die aktuelle Zurückhaltung ist auch vor dem Hintergrund des nordamerikanischen Erntedankfests am Donnerstag zu sehen. Für viele Anleger bedeutet das ein langes Wochenende, weil am Freitag an der Wall Street nur verkürzt gehandelt wird. Damit bleibt am "Black Friday" Zeit, um das Weihnachtsgeschäft einzuläuten. Gespannt blicken Investoren darauf wegen der Frage, wie die hohe Inflation das Kaufverhalten der Amerikaner beeinflussen wird.

Auf Unternehmensseite steht vorbörslich Walt Disney im Rampenlicht. Die Anleger des Unterhaltungsriesen reagieren sehr erfreut auf einen unerwarteten Chefwechsel, wie ein vorbörslicher Kurssprung um fast zehn Prozent zeigt. Nach dem Rücktritt von Bob Chapek kehrt der langjährige Konzernlenker Bob Iger an die Spitze des Unterhaltungsriesen zurück. Dieser sei eine besonders angesehene Führungskraft mit einer langen Erfolgsbilanz, fand der RBC-Analyst Kutgun Maral lobende Worte. Allerdings bringe solch ein Wechsel auch strategische Unsicherheiten mit sich.

Die Unsicherheit wegen China dürfte sich derweil über den Ölpreis einmal mehr auf die Kurse von Ölkonzernen auswirken. Die Papiere von Chevron , ExxonMobil und ConocoPhillips etwa werden vorbörslich zwischen 0,5 und 1,8 Prozent tiefer erwartet. Die Ölpreise sanken am Montag weiter wegen der Befürchtung, dass neue Lockdowns die globale Nachfrage mildern könnten./tih/mis

Quelle: dpa-Afx