NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen knüpfen am Montag mit deutlichen Verlusten an die rabenschwarze Vorwoche an. Anleger blieben sehr nervös, wie heftige Schwankungen im Verlauf zeigten. Ihre Gründe, um sich zurückzuziehen, sind vielfältig: Die hohe Inflation und die damit einhergehende Erwartung schneller steigender Zinsen gilt als wichtigster Faktor. Aber auch wegen der Omikron-Infektionswelle, einer bislang durchwachsenen Berichtssaison und des Ukraine-Konflikts würden derzeit Risiken abgebaut, hieß es am Markt.
Der Dow Jones Industrial , der im Laufe der Vorwoche schon 4,6 Prozent verloren hatte, sackte zwischenzeitlich mit 33 150 Zählern auf das tiefste Niveau seit Anfang April 2021 ab. Zuletzt zeigte er sich dann aber mit 33 789,19 Punkten stabilisiert. Dies war aber immer noch ein Minus von 1,39 Prozent. Der marktbreite S&P 500 verlor außerdem 1,53 Prozent auf 4331,09 Punkte.
Besonders unter Druck blieben wie schon zuletzt die Technologiewerte. Der von diesen geprägte Nasdaq 100 büßte zuletzt 1,58 Prozent auf 14 210,40 Punkte ein, womit er das niedrigste Niveau seit einem halben Jahr erreichte. Mit knapp 13 Prozent hat er in diesem Jahr schon deutlich mehr verloren als der Dow mit etwa 7 Prozent.
Der zentrale Punkt der Debatte unter den Anlegern bleibt die US-Geldpolitik. Auf der ersten Notenbanksitzung in diesem Jahr dürften am Mittwoch im Rahmen des Entscheids zwar noch keine Leitzins-Änderungen bekanntgegeben werden. Der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets erwartet dann aber mehr Klarheit darüber, wann und in welchem Tempo die Notenbank den Märkten "im Kampf gegen die Inflation den Geldhahn zudrehen will."
Unter den Einzelwerten wurden im Dow die Aktien des Flugzeugbauers Boeing von den Anlegern abgestoßen, wie das Minus von zuletzt 2,6 Prozent zeigt. Ansonsten setzte sich die Korrektur unter den lange Zeit stark gelaufenen Tech-Werten fort, bevor im Laufe der Woche von diversen großen Branchenkonzernen wie Microsoft und Tesla Resultate erwartet werden. Deren Papiere fielen mit Abschlägen von 2,1 respektive 4,5 Prozent erneut negativ auf.
Die Titel von Netflix setzten ihren Kurseinbruch vom Freitag wegen eines besonders enttäuschenden Ausblicks mit minus 5,6 Prozent fort. Die letzten Kursgewinne seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 gehen damit bei dem Streaming-Anbieter, dessen Geschäfte in Lockdown-Zeiten beflügelt worden waren, nach und nach verloren. Die Titel des Medienkonzerns Walt Disney , der mit einem Streaming-Angebot ebenfalls Erfolge feiert, kamen als Dow-Mitglied um weitere 2,1 Prozent zurück.
Positiv rückte dagegen die Aktie von Kohl's in den Mittelpunkt mit einem Kurssprung um 33 Prozent. Die Handelskette bestätigte den Eingang mehrerer Schreiben von Übernahmeinteressenten. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Wochenende unter Berufung auf Kreise berichtete, bietet eine Gruppe von Finanzinvestoren rund neun Milliarden US-Dollar.
Positive Ausnahmen waren ansonsten rar, im Dow gab es nur wenige Werte mit Kursgewinnen. Die Aktien der Baumarktkette Home Depot führten im Leitindex die Tabelle mit einem Anstieg um 1,1 Prozent an. Sie profitierten damit wohl von allgemeiner Branchenfantasie im Schlepptau der Kohl's-Euphorie.
An der Nasdaq zogen die schon länger abgestraften Papiere von Peloton , einem weiteren ehemaligen Corona-Profiteur, um 7,9 Prozent an. Vorausgegangen war hier ein Bericht über den Brief eines aktivistischen Aktionärs, der den Rücktritt des Unternehmenschefs und einen Verkauf des Fitness-Ausrüstungskonzerns fordere.
Während Netflix und Disney heftig unter Druck blieben, gab es Gewinne von 1,2 Prozent für die Aktie von Fox Corporation . Diese wurden am Montag von der schweizerischen Großbank UBS zum Kauf empfohlen. Analyst John Hodulik hält den Medienkonzern in der aktuellen Situation für besser positioniert als viele Konkurrenten und lobte das attraktive Verhältnis von Chancen und Risiken./tih/he
Quelle: dpa-Afx