NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen steuern am Freitag auf ein versöhnliches Ende einer schwachen Woche zu. Als Kursstütze erwies sich die Stärke einiger schwergewichteter Technologietitel. Zudem begrüßten die Anleger Aussagen eines US-Notenbankers, die ihre Sorgen wegen einer möglichen baldigen Straffung der amerikanischen Geldpolitik etwas beschwichtigten. Die wenigen kursbewegenden Unternehmensnachrichten stießen indes auf ein uneinheitliches Echo.
Der Leitindex Dow Jones Industrial gewann 0,63 Prozent auf 35 112,63 Punkte und beendete damit eine viertägige Verlustserie. Auf Wochensicht zeichnet sich indes ein Minus von mehr als einem Prozent ab. Der marktbreite S&P 500 rückte am Freitag um 0,69 Prozent auf 4436,39 Punkte vor, und der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 0,82 Prozent auf 15 057,12 Zähler. Beide Indizes hatten bereits am Donnerstag ihren Abwärtstrend gestoppt.
Laut dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll (Minutes) von der letzten Sitzung der US-Notenbank spricht sich eine Mehrheit der Mitglieder für eine Reduzierung der Anleihekäufe noch in diesem Jahr aus. Robert Kaplan - Vorsitzender der regionalen Notenbank von Dallas und innerhalb der Fed als Anhänger einer eher lockeren Geldpolitik bekannt - sagte nun in einem Fernsehinterview, dass eine Straffung der Geldpolitik zu überdenken sei, falls die besonders ansteckende Delta-Variante des Coronavirus das Konsumverhalten und die Geschäftstätigkeit der Unternehmen beeinträchtige.
Im Dow zählten die Aktien der Softwarekonzerne Microsoft und Salesforce sowie des Netzwerkspezialistenen Cisco mit Kursaufschlägen von 1,3 bis 2,4 Prozent zu den größten Gewinnern. Der Technologiekonzern Apple reihte sich mit einem Kursplus von 0,6 Prozent immerhin im oberen Indexdrittel ein.
Spotify begeisterte die Anleger mit der überraschenden Ankündigung, für bis zu eine Milliarde US-Dollar eigene Aktien zurückzukaufen. Deren Kurs zog um knapp fünfeinhalb Prozent auf 216,19 Dollar an. Allerdings ist der Zeitpunkt für diese Maßnahme wohl kein Zufall: Denn nach einer Talfahrt seit Anfang Juli waren die Titel bei 201,68 Dollar zuletzt auf den tiefsten Stand seit rund 14 Monaten abgerutscht.
Die Anteilseigner der Sportschuh-Kette Foot Locker konnten sich dank überraschend starker Umsatz- und Ergebniszahlen über einen Kurssprung von mehr als acht Prozent freuen. Damit machten die Aktien die jüngsten Verluste wieder mehr als wett - am Donnerstag hatten sie bei 52,64 Dollar den tiefsten Stand seit März erreicht.
Dass die britischen Wettbewerbshüter die geplante Übernahme des britischen Chip-Designers Arm durch den US-Chipkonzern Nvidia einer vertieften Prüfung unterziehen wollen, belastete dessen Aktien nicht: Sie zogen nach den Gewinnen vom Vortag weiter um fast vier Prozent auf 205,74 Dollar an und nahmen damit Kurs auf ihr Rekordhoch von 208,75 Dollar aus dem Juli.
Die Zugeständnisse, die beide Akteure zuletzt wegen wettbewerbsrechtlicher Bedenken der Aufseher angeboten hatten, konnten die Behörde nicht beschwichtigen. Die Bedeutung von Arm für die Halbleiterbranche ist immens. Von dem derzeit zum japanischen Konglomerat Softbank gehörenden Unternehmen stammt die Grund-Architektur der Chips, die in praktisch allen Smartphones und den meisten Tablet-Computern verwendet werden.
Bei T-Mobile US sorgte die Nachricht, dass beim Hackerangriff auf die US-Tochter des Bonner Telekom-Konzerns deutlich mehr Daten erbeutet worden waren als zunächst angenommen, nur kurz für Verstimmung. Die zuletzt schon abgestraften Titel schüttelten die Verunsicherung schnell ab und gewannen 0,8 Prozent.
Derweil profitierten die Aktien von Deere & Co nur anfangs davon, dass der Hersteller von Landwirtschaftsgeräten im vergangenen Geschäftsquartal besser abgeschnitten hatte als am Markt erwartet. Danach setzten sie mit einem Rutsch von mehr als zwei Prozent ihren Abwärtstrend fort.
Ähnlich sah es bei Applied Materials aus: Auch der Hersteller von Maschinen für die Chipindustrie konnte mit seinem Quartalsbericht nicht nachhaltig überzeugen, weshalb die Papiere schnell wieder ins Minus rutschten und zuletzt über zweieinhalb Prozent verloren. Die Zahlen seien stark ausgefallen, schrieb Berenberg-Analystin Tammy Qiu. Investoren befürchteten allerdings mit Blick auf die sich abschwächenden durchschnittlichen Verkaufspreise für DRAM-Chips, dass der Zyklus seinen Höhepunkt erreicht haben könnte.
Die Aktien von Moderna zeigten anfangs heftige Kursschwankungen. Zuvor hatte die "Washington Post" berichtet, es gebe Untersuchungen von offizieller Stelle, ob der Covid-19-Impfstoff des Biotech-Unternehmens bei jungen Erwachsenen Herzmuskelentzündungen auslösen könne. Danach überwog allerdings nach den jüngsten Kursverlusten das Kaufinteresse: Die Aktien gewannen fast zwei Prozent./gl/stw
Quelle: dpa-Afx