FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Commerzbank könnte bei ihrer Neuausrichtung laut einem Pressebericht ihre vor Jahren zerschlagene Mittelstandsbank wiederbeleben und ihren Vorstand verkleinern. Wie die "Börsen-Zeitung" (Freitag) unter Berufung auf Finanzkreise berichtet, plädiert der neue Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter dafür, das Geschäft mit kleinen Unternehmen und Selbständigen wieder aus der Privatkundensparte herauszulösen und wie früher mit dem übrigen Firmenkundengeschäft mit größeren Mittelständlern bis hin zu internationalen Konzernen zusammenzulegen. Damit würde die Bank ihre Umorganisation von 2016 quasi zurückdrehen.

Eine Commerzbank-Sprecherin wollte die Informationen am Freitag nicht kommentieren. Derzeit sucht Aufsichtsratschef Vetter immer noch nach einem Nachfolger für Vorstandschef Martin Zielke. Er und der frühere Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann hatten Anfang Juli gemeinsam ihren Rücktritt erklärt. Zielke will nur so lange weitermachen, bis ein Nachfolger für ihn gefunden ist - längstens aber bis Ende des Jahres.

Als interne Kandidaten für den Chefposten werden bisher Finanzchefin Bettina Orlopp und Firmenkundenvorstand Roland Boekhout gehandelt. Allerdings sucht die Bank dem Vernehmen nach auch extern nach Kandidaten. Allgemein wird erwartet, dass der neue Chef oder die neue Chefin bei der Neuaufstellung mitreden soll. Der "Börsen-Zeitung" zufolge ist auf einer Strategiesitzung am kommenden Donnerstag noch nicht mit Beschlüssen zu rechnen.

Allerdings wolle Vetter bei der Umorganisation auch den Vorstand verkleinern. Dabei solle der frühere ING-DiBa-Chef Boekhout den derzeitigen Privatkundenvorstand Michael Mandel ablösen. Boekhout, der derzeit das Firmenkundengeschäft der Commerzbank führt, gelte als Experte für digitale Geschäftsmodelle im deutschen Massengeschäft. Er solle mittelfristig auch die Verantwortung für die Computersysteme der Bank übernehmen, die derzeit in den Händen von Jörg Hessenmüller liegt.

Boekhout übernähme in diesem Zuge auch die Verantwortung für das Geschäft der Online-Tochter Comdirect , die ohnehin in die Commerzbank integriert werden soll. Der "Börsen-Zeitung" zufolge hat Vetter angeregt, Comdirect-Chefin Frauke Hegemann als Führungskraft in den Mutterkonzern holen. Damit könnte das Frankfurter Geldhaus auf die Erfahrung der früheren Chefs der zwei erfolgreichsten deutschen Direktbanken bauen.

Wie viele Jobs im Zuge des Umbaus auf die Streichliste kommen, ist indes noch offen. In Medienberichten war von bis 10 000 Stellen die Rede. Laut "Börsen-Zeitung" soll ein Fünftel davon in Frankfurt wegfallen. Zudem wolle Vetter die hauseigene Investmentbank, die nach der Finanzkrise 2008/2009 bereits stark geschrumpft worden war, weiter verkleinern./stw/zb/stk

Quelle: dpa-Afx