KÖLN (dpa-AFX) - Die Entlastung der Lebensversicherer durch gestiegene Zinsen wird nach Einschätzung von Versicherungsmathematikern den Kunden kurzfristig nicht im großen Stil zu Gute kommen. "Eine marktweite und signifikante Erhöhung der Überschussbeteiligung durch das Abschmelzen der Zinszusatzreserve ist kurzfristig noch nicht erwartbar", sagte Maximilian Happacher, neuer Vorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) am Donnerstag. Höhere Überschüsse für den Altersvorsorgeklassiker müssten wenn, dann aus anderen Quellen stammen.
In der jahrelangen Zinsflaute mussten Lebensversicherer einen milliardenschweren Kapitalpuffer - die sogenannte Zinszusatzreserve - bilden, um die hohen Versprechen der Vergangenheit abzusichern. Das Geld konnte nicht an die Kunden ausgeschüttet werden. Jetzt sinkt die Zinszusatzreserve. Nach rund 4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr rechnen die Versicherungsmathematiker mit einem weiteren Abschmelzen um 4 bis 5 Milliarden Euro in diesem Jahr. Das "sanfte Absinken" biete kurzfristig aber keine große Entlastung für höhere Überschüsse, sagte Happacher.
Die Überschussbeteiligung setzen Lebensversicherer je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie jedes Jahr neu fest. Hinzu kommt der Höchstrechnungszins, auch Garantiezins genannt. Dieser liegt nach einer Entscheidung des Bundesfinanzministeriums seit Anfang 2022 für Neuverträge bei 0,25 Prozent. Altverträge werfen hier noch deutlich mehr ab. Beides bildet die laufende Verzinsung, die sich nur auf den Sparanteil nach Abzug von unter anderem Abschluss- und Vertriebskosten bezieht.
Aktuare sind Versicherungsmathematiker, die mit Methoden der Wahrscheinlichkeitstheorie und der Statistik finanzielle Unsicherheiten bei Versicherungen bewerten./mar/DP/jha
Quelle: dpa-Afx