ESSEN (dpa-AFX) - Instone Real Estate bekommt die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und die deutlich gestiegenen Baukosten zu spüren. Die Ziele für 2022 nahm der Vorstand um Unternehmenschef Kruno Crepulja erst jüngst zurück. Die Aktie des Entwicklers von Wohnungen und Quartieren notiert deutlich unter dem Ausgabepreis vom Februar 2018. Was bei Instone los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht:

DAS IST LOS BEI INSTONE:

Instone entstand durch die Fusion der ehemaligen Hochtief -Tochter Formart und der Leipziger GRK-Holding. Das Unternehmen entwickelt und verkauft Wohnimmobilien vor allem in den deutschen Metropolen. Dabei bietet Instone ein breites Spektrum an Wohnungen an - von Sozialwohnungen über Mietwohnungen für Investoren bis zu Eigentumswohnungen.

Mitte Mai hatte der im SDax gelistete Konzern aufgrund von Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der hohen Inflation die Ziele für 2022 zurückgenommen. Vor allem machen dem Unternehmen deutlich gestiegene Baukosten zu schaffen. Negative Auswirkungen auf die Geschwindigkeit der Baurealisierung im Gesamtjahr seien wahrscheinlich, hatte Instone bei Vorlage von Quartalszahlen gewarnt. Zudem mindern steigende Hypothekenzinsen tendenziell die Kauflaune potenzieller Kunden.

Im ersten Quartal schrumpfte der bereinigte Umsatz aufgrund eines geringeren Verkaufsvolumens im Jahresvergleich um 7,5 Prozent, das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) ging um mehr als ein Drittel zurück. Neben einer geringeren Umsatzrealisierung hätten gestiegene Kosten für Material und Mitarbeiter das Ergebnis belastet. Unter dem Strich halbierte sich der Gewinn fast auf knapp 7,4 Millionen Euro. Ende März kam Instone nach eigenen Angaben auf ein Projektportfolio von knapp 7,6 Milliarden Euro.

Erst jüngst hatte sich der Entwickler von Immobilien und Quartieren durch eine weitere Kreditlinie einen größeren finanziellen Spielraum verschafft. Damit kann Instone laut Finanzchef Foruhar Madjlessi im aktuellen Umfeld mögliche Gelegenheiten besser nutzen. Ein Bankenkonsortium stelle Instone 50 Millionen Euro als zweijährige Fazilität mit Verlängerungsoption zur Verfügung. Durch die nicht gezogenen Kreditlinien und den freien Kassenbestand verfügt der Konzern nach eigenen Angaben über mehr als 330 Millionen Euro freie Liquidität. Hinzu kämen nicht in Anspruch genommene Projektfinanzierungslinien von 164 Millionen Euro.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die vier von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX für Instone erfassten Analysten haben nach der Rücknahme der Jahresziele alle ihr Kursziel deutlich gesenkt. Das durchschnittliche Ziel liegt bei 16 Euro. Zudem nahm die Hälfte der vier Experten ihre Kauf-Empfehlung zurück und rät nun, das Papier zu halten.

Der zurückgezogene Ausblick ist für Analyst Tom Carstairs vom Investmentbank Stifel ein weiterer Rückschlag für den Immobilienentwickler. Der Schritt gehe aber weitgehend auf unternehmensexterne Gründe zurück. Ungeachtet fehlender kurzfristiger Kurstreiber sei die Aktie angesichts der Bilanz und der Barmittel aber zu billig. Carstairs rät zwar weiter zum Kauf des Papiers, strich das Kursziel aber von 28 auf 13 Euro deutlich zusammen.

Auch Analyst Thomas Rothäusler vom Deutsche Bank Research blickt wegen Lieferengpässen und einem schwächeren Preisumfeld nicht mehr so optimistisch auf die Aktien von Instone. Er strich seine bisherige Kaufempfehlung für den Entwickler von Wohnimmobilien-Projekten auf "Hold" und kappte das Kursziel von 24 auf 13 Euro.

Nach Einschätzungen des Analysten wird Instone 2022 deutlich weniger verdienen als bisher angenommen. Zum einen, weil er wegen Lieferengpässen mit weniger Projektabschlüssen rechnet. Zum anderen, weil eine nachlassende Nachfrage zu weniger stark steigenden Preisen auf dem Häusermarkt führen dürfte.

Gemessen an seinen Schätzungen werde das Papier von Instone im Verhältnis zu denen von Wettbewerbern mit einem hohen Aufschlag gehandelt, so Rothäusler. Anders als Instone hätten Konkurrenten aber bisher nicht vor Materialengpässen gewarnt. Chancen für Anleger könnten allerdings entstehen, falls Instone ein Übernahmeziel werden sollte. Er verwies dabei auf Aussagen des Managements und die Tatsache, dass der einstige Alleineigentümer Activum seinen Anteil wieder auf 13,5 Prozent erhöht habe.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Instone ist seit Februar 2018 an der Frankfurter Börse notiert und seit August 2019 im Nebenwerteindex SDax vertreten. Die Aktie unterlag in dieser Zeit erheblichen Schwankungen mit Kursverdoppelungen und -halbierungen von knapp 14 Euro bis gut 28 Euro und umgekehrt. Der jüngste Kurssturz Mitte Mai war der vorläufige Tiefpunkt der Börsenstory von Instone.

Die Papiere der Essener rutschten an dem Tag, als das Unternehmen die Prognose für 2022 zurückzog, bis auf 7,90 Euro ab und notierten damit erstmals überhaupt seit dem Börsengang einstellig. Seit dem Kurssturz erholte sich die Aktie zwar, liegt aber mit rund 12,50 Euro deutlich unter dem Ausgabepreis von 21,50 Euro. Damit bringt es Instone an der Börse auf einen Wert von rund 587 Millionen Euro./mne/ngu/jha/

Quelle: dpa-Afx