(Neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, Aktienkurs, Experten)
LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group
Die Aktie setzten am Mittwoch ihren Erholungskurs fort, nachdem sie im frühen Handel zunächst unter Druck gestanden hatte. Zuletzt legte der Kurs um gut sechs Prozent zu und war damit der größte Gewinner im Kleinwerteindex SDax.
Der Immobilienkonzern hat im ersten Quartal nach Ansicht von UBS-Analyst Charles Boissier im Tagesgeschäft stabil abgeschnitten. Positiv bewerteten Händler auch die bestätigten Jahresziele. Vor einer Woche stand noch ein Rekordtief beim Aktienkurs von 3,80 Euro auf der Kurstafel, seitdem summieren sich die Erholungsgewinne auf ein Viertel.
Ein Händler analysierte, die Erträge aus Mieten und Immobilienverkäufen seien zwar etwas stärker als erwartet gesunken. Positiv wurde von ihm aber das nahe an den Erwartungen liegende operative Ergebnis (FFO I) genannt, auch wenn es niedriger ausfiel als ein Jahr zuvor.
Dank der Verkäufe von Immobilien legte zum Ende des Quartals die Liquidität um mehr als 200 Millionen auf 760 Millionen Euro zu. Unter dem Strich standen allerdings im ersten Quartal wegen hoher sonstiger Aufwendungen weiter rote Zahlen: Der auf die Eigentümer entfallende Nettoverlust betrug 2 Millionen Euro nach 83,2 Millionen Gewinn vor einem Jahr. Das Unternehmen hat sich zu einer Anfrage zunächst nicht geäußert, was mit "sonstigen Aufwendungen" gemeint ist.
Die Jahresprognose bestätigte das Management. Die Nettomieterträge sollen zwischen 203 und 212 Millionen Euro liegen, das operative Ergebnis in einer Spanne von 73 bis 76 Millionen Euro.
Wegen ausbleibender Zahlungen hat das Unternehmen unterdessen den Verkauf eines Immobilienpakets rückgängig gemacht. Der Vertrag mit Partners Immobilien Capital Management wurde nach Unternehmensangaben gelöst, da die Gesellschaft dem Konzern noch Geld zu einem 313 Millionen Euro schweren Deal aus dem Mai 2020 schuldete.
Partners hatte sieben Entwicklungsprojekte von der Adler-Tochter Consus erworben. Consus habe bis Ende 2021 nur einen Teil des Kaufpreises erhalten und es sei fraglich gewesen, wann und in welcher Höhe die Zahlungen beglichen würden, hieß es weiter. Daher sei für Consus die beste Lösung gewesen, den Vertrag rückgängig zu machen und damit langwierige Gerichtsverfahren gegen den Käufer zu vermeiden.
Deshalb sei auch der Verschuldungsgrad (LTV) im ersten Quartal weiter gestiegen, sagte Unternehmenschef Thierry Beaudemoulin in einer Analysten-Telefonkonferenz. Die Beleihungsquote LTV lag zum Ende des Quartals bei 52 Prozent, Ende Dezember hatte der Konzern 50,9 Prozent gemeldet.
Deutlich reduzieren will Adler Group den Verschuldungsgrad dem Manager zufolge mit der geplanten Veräußerung des restlichen Anteils an der Tochtergesellschaft Brack Capital Properties (BCP). Der Immobilienkonzern LEG
Derzeit untersucht die Finanzaufsicht Bafin die Bücher von Adler. Die Behörde hatte sich eingeschaltet, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober erstmals unter Druck des Leerverkäufers Fraser Perring geraten war. Dieser und sein Researchdienst Viceroy hatten schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, darin ging es unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Das Unternehmen hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Adler hatte Ende April trotz der Verweigerung des Testats durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG Zahlen für 2021 vorgelegt - dabei war wegen hoher Abschreibungen ein Milliardenverlust angefallen. Für den Jahres- und Konzernabschluss 2022 steht KPMG nicht mehr als Wirtschaftsprüfer zur Verfügung. Wegen des fehlenden Prüf-Testats hatten fast alle Mitglieder des Verwaltungsrats ihren Rücktritt erklärt. Verwaltungsratschef Stefan Kirsten hatte jedoch nur vier davon angenommen.
Die Adler-Aktie notierte zuletzt unter 5 Euro. Anfang 2021 hatte sie im Hoch noch fast 30 Euro gekostet. Derzeit bedeutendster Adler-Aktionär ist Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia
Quelle: dpa-Afx