(Aktualisierung: Fallzahlen des RKI)
BERLIN/MAINZ (dpa-AFX) - Deutschland und die anderen EU-Staaten rüsten sich für den Start der Impfkampagne gegen das Coronavirus. Nach der bedingten Zulassung ihres Impfstoffs in der EU kündigten die Mainzer Firma Biontech
Aus wissenschaftlicher Sicht sei die Wahrscheinlichkeit dafür hoch, sagte Sahin der Deutschen Presse-Agentur. "Wir haben den Impfstoff bereits gegen circa 20 andere Virusvarianten mit anderen Mutationen getestet. Die Immunantwort, die durch unseren Impfstoff hervorgerufen wurde, hat stets alle Virusformen inaktiviert." Spahn sagte im ZDF, alle Erkenntnisse deuteten im Moment darauf hin, dass die Wirksamkeit bei der neuen Variante nicht beeinträchtigt sei. "Und das wäre natürlich eine sehr, sehr gute Nachricht."
Die EU-Kommission hatte dem Biontech-Pfizer-Präparat am Montag die bedingte Marktzulassung erteilt. Wenige Stunden zuvor hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) in Amsterdam die bedingte Zulassung des Corona-Impfstoffes empfohlen. Dem Start von Massen-Impfungen in der EU steht somit nichts mehr im Wege. Zugleich sorgt aber die neue Virus-Variante für Unruhe, die sich vor allem in London und Südostengland rasant ausbreitet und die von den britischen Behörden als besonders aggressiv eingestuft wird.
Deutschland und die meisten anderen europäischen Länder stoppten am Montag die Einreise aus Großbritannien, um eine Verbreitung der Virus-Variante zu verhindern. Weitere Länder wollen an diesem Dienstag folgen. Am späten Montagabbend schränkte die Bundesregierung den Reiseverkehr aus Großbritannien und Südafrika noch weiter ein. Verkehrsunternehmen ist eine Personenbeförderung von dort mit Flugzeug, Bahn, Bus und Schiff nun weitgehend verboten. Die Verordnung gilt bis zum 6. Januar. Spahn erklärte auf Twitter, dies sei eine "Vorsichtsmaßnahme", bis man mehr über die Coronavirus-Mutationen in beiden Ländern wisse.
Unter anderem in Großbritannien, den USA und Kanada ist der Impfstoff von Biontech und Pfizer bereits zugelassen. Im Vereinigten Königreich wurden nach Angaben von Premierminister Boris Johnson in den vergangenen beiden Wochen bereits mehr als 500 000 Menschen geimpft. "Das ist ein Grund zur Hoffnung und zur Zuversicht", sagte Johnson in London. "Wir können uns ab Ostern auf eine ganz neue Welt freuen."
In den USA erhielten am Montag die ersten Menschen den Impfstoff des US-Unternehmens Moderna
SPD-Chef Norbert Walter-Borjans könnte sich so etwas auch für Deutschland vorstellen: "Wenn prominente Vorbilder hilfreich sind, um Impfskeptiker zu überzeugen und damit eine Welle an Impfbereitschaft auszulösen, bin ich der Letzte, der das kritisieren würde", sagte er der "Rheinischen Post" (Dienstag).
Auch in der EU soll es nun schnell gehen. "Die Lieferungen werden sofort beginnen und schrittweise im Laufe der Jahre 2020 und 2021 erfolgen, um eine gerechte Verteilung der Impfstoffe entsprechend der Vertragsbedingungen in der EU zu gewährleisten", teilten Biontech und Pfizer am Montagabend mit.
Deutschland soll am Samstag die erste Lieferung bekommen. Erwartet würden 151 125 Impfdosen, teilte die Berliner Senatsverwaltung mit, die zurzeit den Vorsitz der Länder-Gesundheitsministerkonferenz innehat. Spahn erklärte auf Twitter, bis Ende dieses Jahres sollten insgesamt mehr als 1,3 Millionen Impfdosen an die Bundesländer ausgeliefert werden. Im Januar würden dann jede Woche mindestens weitere 670 000 Dosen hinzukommen.
Pro Person sind zwei Impfungen vorgesehen. Als erstes sollen die über 80-Jährigen, Personal und Bewohner von Pflegeheimen sowie Gesundheitspersonal mit sehr hohem Infektionsrisiko geimpft werden. Nach den klinischen Studien gibt Biontech die Wirksamkeit des Impfstoffs mit 95 Prozent an.
Allerdings warnte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides vor Leichtsinn im Kampf gegen das Virus. "Das ist nicht der Zeitpunkt, den Sieg zu erklären", sagte Kyriakides der Deutschen Presse-Agentur und anderen Medien in Brüssel. So weit sei es erst, wenn die Pandemie überwunden sei. Dennoch sei es ein wichtiger Tag für die Europäer.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO vertritt die Ansicht, dass das Virus auch in der neuen Variante unter Kontrolle gebracht werden kann. "Die Situation ist nicht außer Kontrolle", sagte Nothilfe-Koordinator Michael Ryan. "Wir müssen uns aber noch mehr anstrengen. Das Virus kann gestoppt werden." Schutzmaßnahmen wie Distanzhalten, die Vermeidung direkter Kontakte und Händewaschen seien auch bei der neuen Variante angebracht, um Ansteckungen zu vermeiden.
Mit 19 528 neuen Fällen und 731 Todesfällen binnen 24 Stunden blieben die beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten Corona-Zahlen in Deutschland auch am Dienstag auf hohem Niveau. Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) gab das RKI mit 197,6 an. Das ist der höchste Stand seit Beginn der Pandemie./wn/DP/stk
Quelle: dpa-Afx