(neu: weitere Details, Aktienkurs)
BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Der Fresenius-Konzern
Sturm sprach zur Vorlage der Zahlen für 2021 am Dienstag in Bad Homburg von einem "herausfordernden und dennoch erfolgreichen Jahr". Der Konzern habe im Schlussquartal einen Endspurt hingelegt und komme bei der Umsetzung seines Spar- und Effizienzprogramms schneller voran als ursprünglich geplant. Der Manager rechnet für 2022 mit weiteren Belastungen durch die Pandemie, erwartet aber, dass die Anzahl der Corona-Fälle ab dem Frühjahr sinkt und sich damit auch die Zahl der planbaren Behandlungen in den Kliniken verbessert.
Der Umsatz von Fresenius wuchs 2021 um drei Prozent auf 37,5 Milliarden Euro, das bereinigte Konzernergebnis kletterte auf knapp 1,9 Milliarden Euro (plus vier Prozent). Fresenius-Anleger sollen für 2021 eine auf 0,92 Euro erhöhte Dividende bekommen. Geplant ist eine Wahldividende, womit sich Investoren auch für eine Ausschüttung in Form von Aktien entscheiden können.
Im Schlussquartal 2021 profitierte Deutschlands größter Krankenhausbetreiber von guten Geschäften. Die 90 Helios-Kliniken hierzulande registrierten weiter steigende Patientenzahlen, zudem machte sich die Übernahme neuer Häuser bemerkbar. Noch stärker legten die Kliniken in Spanien zu.
Die auf Flüssigmedizin spezialisierte Tochter Kabi verzeichnete eine hohe Nachfrage nach Produkten von Covid-19 Patienten und konnte ihr Ergebnis vor allem dank Einsparungen deutlich verbessern. Auch bei der Projekt- und Dienstleistungsgesellschaft Vamed hielt die Erholung an: Sie profitiert von vielen neuen Aufträgen, die im ersten Jahr der Pandemie verschoben wurde. Auch das Reha-Geschäft ist trotz weiterer Beeinträchtigungen durch Corona wieder im Aufwind.
Dem Blutwäschespezialisten Fresenius Medical Care (FMC) hingegen machte 2021 die hohe Sterblichkeit seiner Patienten in der Pandemie zu schaffen, wenngleich diese im Schlussquartal zurückging. Ebenso stiegen die Kosten. Bei leicht sinkendem Umsatz von 17,6 Milliarden Euro brach der um Sondereffekte bereinigte Konzerngewinn auf Jahressicht um 25 Prozent auf gut eine Milliarde Euro ein.
Im neuen Jahr will Fresenius-Chef Stephan Sturm das Wachstum beschleunigen. Wie stark dabei die belastenden Effekte der Pandemie sein werden, hänge von den weiteren Impferfolgen ab, hieß es. Der Umsatz soll währungsbereinigt im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen, das um Wechselkurs- und andere Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis soll im niedrigen einstelligen Prozentbereich wachsen.
Fresenius drückt hierfür beim bereits im Frühjahr 2021 eingeläuteten Sparprogramm weiter aufs Gaspedal. Sturm will nun bis 2023 Einsparungen von mindestens 150 Millionen Euro jährlich erreichen. Ursprünglich hatte Fresenius mehr als 100 Millionen Euro angepeilt. Die Einsparungen sollen aus der Konzern-Dachgesellschaft kommen sowie allen vier Unternehmensbereichen. Im Gegenzug stehen Aufwendungen, der Löwenanteil soll mit mehr als 200 Millionen Euro im laufenden Jahr anfallen und 2023 weitere 100 Millionen Euro.
Fresenius und die ebenfalls im Dax notierte FMC stehen an der Börse unter Druck. Mehrere Gewinnwarnungen verschreckten Investoren. Am Dienstag ging es für die Fresenius-Aktie zuletzt um mehr als sieben Prozent abwärts.
Forderungen nach einer Zerschlagung erteilte Sturm aber erneut eine Absage. Fresenius bleibe ein "diversifizierter Gesundheitskonzern". Jedoch will Fresenius die "relative Gewichtung der Produkt- und Dienstleistungsbereiche schrittweise neu austarieren".
So soll vor allem die Tochter Kabi höchste Priorität bei der Verteilung von Geldern bekommen. Bei der Klinikgesellschaft Helios und Vamed sei der Konzern bereit, für Schritte wie etwa Übernahmen auch externes Kapital etwa durch Investoren hereinzuholen, sagte ein Sprecher. Eine Kapitalerhöhung auf Konzernebene schließt Fresenius aber aus.
Trotz der anhaltenden Belastungen strebt FMC nach den Worten von Chef Rice Powell 2022 eine Rückkehr zu Gewinnwachstum an. Auch FMC spart und hatte im November den Abbau von weltweit 5000 Jobs angekündigt. Mit der Konzentration auf zwei globale Segmente will der Konzern Doppelstrukturen abschaffen und die jährlichen Kosten bis 2025 um 500 Millionen Euro senken. Die Umstellung auf das neue Betriebsmodell soll bis 2023 erreicht sein. Bis 2024 solle ein Großteil der Kostensparmaßnahmen abgeschlossen werden, teilte FMC am Dienstag mit.
In den kommenden Jahren sollen auch 500 bis 750 Stellen in Deutschland entfallen, dies weitgehend sozialverträglich. Details stehen aber noch aus. Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern laufen, sagte FMC-Finanzchefin Helen Giza auf der Bilanzpressekonferenz. "Wir arbeiten unsere Punkte Stück für Stück ab." Die FMC-Aktien stiegen am Vormittag um mehr als ein Prozent./tav/als/ngu/mis
Quelle: dpa-Afx