(neu: mehr Hintergrund, Analyst, Aktienkurs)
BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Nach einem Gewinnrückgang in der Corona-Krise will der Krankenhaus- und Medizinkonzern Fresenius die Kosten senken. Da in der Pandemie vorerst wenig Licht am Ende des Tunnels in Sicht ist, steuert das Dax-Unternehmen
"Corona wird uns auch im laufenden Jahr noch vor manche Herausforderung stellen", sagte Fresenius-Chef Stephan Sturm. "Umso mehr gilt es, unsere Effizienz zu steigern und damit unsere Kostenbasis zu verbessern." Fresenius wolle Wachstumsfelder wie digitale medizinische Angebote, Heimdialyse für Nierenpatienten, das Geschäft mit Kinderwunschkliniken sowie Nachahmermedikamenten von Biotech-Arzneien ausbauen.
Ab 2023 peilt Fresenius dann zusätzliche Ergebnisverbesserungen an. Zunächst aber rechnet der Konzern mit erheblichen Kosten dafür. Diese dürften sich zwischen 2021 und 2023 in gleicher Höhe von 100 Millionen Euro pro Jahr bewegen. Analysten nahmen die Nachrichten zunächst verhalten auf. Die Zahlen hätten den Erwartungen entsprochen, schrieb Jefferies-Analyst James Vane-Tempest. Enttäuscht sein dürften einige aber von der Prognose für das operative Ergebnis (Ebit) der Tochter Kabi.
An der Börse traten die Papiere von Fresenius und FMC am Dienstagvormittag in einem schwachen Marktumfeld auf der Stelle. Anfang Februar hatte die Dialysetochter mit ihrem düsteren Ausblick die Investoren geschockt und für einen weiteren Kursrutsch beider Wertpapiere gesorgt. Hiervon haben sich die Aktien bislang nicht erholt. Die Anteile von Fresenius und FMC stehen seit einiger Zeit unter Druck. So verlor die Fresenius-Aktie seit Mitte 2017 mehr als die Hälfte an Wert. Die ebenfalls im Dax gelisteten FMC-Papiere gaben in den vergangenen Jahren seit Ende 2017 mehr als ein Drittel nach.
Im vergangenen Jahr bekam Deutschlands größter privater Krankenhausbetreiber mit 89 Hospitälern die Pandemie zu spüren. Operationen mussten verschoben werden, um Intensivbetten für Corona-Patienten freizuhalten. Da die Pandemie aber relativ glimpflich verlief, standen viele Betten leer. Staatliche Hilfen für Krankenhäuser konnten die Ausfälle nur mindern. Da weniger operiert wurde, kamen auch weniger Arzneien von der Flüssigmedizin-Tochter Fresenius Kabi zum Einsatz. Im Schlussquartal konnte Kabi seinen Umsatz leicht steigern, auch das Krankenhausgeschäft in Deutschland und Spanien wuchs deutlich.
Im Gesamtjahr 2020 kletterte der Umsatz bei Fresenius so um zwei Prozent auf 36,3 Milliarden Euro, das bereinigte Konzernergebnis sackte jedoch um vier Prozent auf knapp 1,8 Milliarden Euro ab. Konzernchef Stephan Sturm hatte wegen der Pandemie seine Ziele für das vergangene Jahr stutzen müssen. Die Aktionäre sollen dennoch eine um vier Cent auf 88 Cent je Aktie erhöhte Dividende erhalten.
Bei der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) wurden erhebliche Mehrkosten etwa für Personal und Schutzmaßnahmen großteils durch staatliche Hilfen aufgefangen. Jedoch machte sich zuletzt zunehmend bemerkbar, dass viele Blutwäschepatienten im Zusammenhang mit dem Coronavirus sterben und so Behandlungen ausfallen. Im Schlussquartal sorgten vor allem Wertminderungen im schwierigen Lateinamerika-Geschäft für einen Ergebniseinbruch um fast die Hälfte.
Aufs Jahr gesehen knickte der Gewinn der Fresenius-Tochter unter dem Strich um drei Prozent auf rund 1,16 Milliarden Euro ein, während der Umsatz um zwei Prozent auf knapp 18 Milliarden Euro kletterte. FMC will den Aktionären mit 1,34 Euro pro Anteil aber ebenfalls mehr ausschütten.
Fresenius rechnet weiter mit Belastungen in der Pandemie. Erst in der zweiten Jahreshälfte würden sich die Bedingungen in wesentlichen Märkten bessern, warnte der Konzern und verwies auf hohe Risiken. "Dies ist jedoch stark von der zügig voranschreitenden Durchimpfung der Bevölkerung in diesen Märkten abhängig." In diesem Jahr erwartet Fresenius nunmehr währungsbereinigt einen Umsatzanstieg im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Die Ziele für das bereinigte Konzernergebnis bestätigte das Management, es soll "mindestens in etwa stabil" bleiben.
Auch FMC feilt nun an den Kosten. Um diese nachhaltig zu senken, steckt der Dialyseanbieter bis 2025 bis zu 500 Millionen Euro in den Umbau. Dabei solle auch die Digitalisierung des Unternehmens beschleunigt werden. Der Konzern erwartet für jeden investierten Euro eine Verbesserung des operativen Ergebnisses um mindestens den gleichen Betrag im Jahr 2025. An ihren Mittelfristzielen, die Umsatz- und Ergebnisverbesserungen vorsehen, wollen Mutter und Tochter deshalb festhalten.
Auch FMC konkretisierte seine Prognosen für 2021. Das Unternehmen peilt ein Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich an. Das Konzernergebnis dürfte jedoch im hohen Zehner- bis mittleren Zwanziger-Prozentbereich zurückgehen, hieß es. Sondereffekte sind bei dieser Prognose ausgeklammert./tav/als/ngu/zb
Quelle: dpa-Afx