(Neu: Neugeschäft im 4. Quartal, Analyst und Kurs)
BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Der Leasingspezialist Grenke
"Unser Endspurt im letzten Quartal war erfolgreich, weil unsere vertrieblichen Maßnahmen gegriffen haben", sagte der seit Sommer amtierende Unternehmenschef Michael Bücker. "Der positive Trend insbesondere in den letzten Dezemberwochen deutet zudem klar auf eine wiederkehrende Investitionsbereitschaft im europäischen Mittelstand hin." Wegen der höheren Refinanzierungskosten und dem Fokus auf den Abschluss von Neugeschäft mit wieder höheren Vertragswerten ging allerdings die Marge des Segments zurück.
Grenke finanziert vorwiegend kleinen und mittleren Gewerbetreibenden ihre Geschäftsausstattung wie unter anderem PCs, Monitore und Drucker. Seit geraumer Zeit sind Hardwareteile auch in der IT-Welt knapp. Die von Grenke als wichtiges Maß betrachtete Marge des sogenannten Deckungsbeitrags 2 (DB2) rutschte im vergangenen Jahr um 0,8 Prozentpunkte auf 17,6 Prozent ab. Dieser Wert gibt an, wie profitabel das Neugeschäft im Leasing ist.
"Auch wenn die Fundingkosten derzeit noch über dem Vor-Covid-Niveau liegen und wir uns weiterhin in einem komplexen Marktgeschehen befinden, sind wir mit unserem Deckungsbeitrag für 2021 zufrieden", sagte Finanzchef Sebastian Hirsch. "Im laufenden Jahr werden wir die vorhandene Refinanzierung nutzen und neue Quellen erschließen, sodass das Wachstum unseres Leasingneugeschäftes mit fristenkongruenter Liquidität langfristig gesichert bleibt."
Analyst Tim Schuldt vom Investmenthaus Pareto bezeichnete die Neugeschäftsentwicklung mit Blick auf das Schlussquartal als solide und etwas besser als gedacht. Wenngleich die Deckungsbeitragsmarge 2 gesunken sei, sollte zudem nicht vergessen werden, dass sie in Vor-Corona-Zeiten durchschnittlich bei 17,5 Prozent gelegen habe. Bei einem Kursziel von 40 Euro rät der Experte weiter zum Kauf der Papiere. Er rechnet mit einer Erholung des Neugeschäfts des Unternehmens 2022.
An der Börse sorgten die Zahlen denn auch für Gewinne. Die seit der Corona-Pandemie und den Vorwürfen des Börsenspekulanten Fraser Perring mit seiner Beteiligungsfirma Viceroy stark unter Druck stehende Aktie knüpfte an ihre deutlichen Vortagsgewinne an und stieg in der Spitze bis auf 33,32 Euro.
Gegen Mittag schmolzen die Gewinne dann aber etwas. Zuletzt notierten die Papiere noch knapp ein Prozent im Plus bei 32,26 Euro. Die Erholung vom Rückschlag seit Ende November ging damit aber weiter. So war das Papier bis kurz vor Weihnachten auf weniger als 29 Euro gefallen.
Die Titel zählen seit einiger Zeit zu den großen Verlierern am Kapitalmarkt. Seit Ende 2019 fiel der Börsenwert um rund zwei Drittel auf zuletzt knapp 1,5 Milliarden Euro. Wegen des Kursverfalls stieg das Papier Ende 2020 vom MDax
Der Grund: Grenke war im Herbst 2020 ins Kreuzfeuer des Leerverkäufers Viceroy geraten. Dieser warf dem Konzern unter anderem ein undurchsichtiges Geschäftsmodell mit nicht werthaltigen Leasing-Forderungen oder Beteiligungen vor - der Kurs der Grenke-Aktie stürzte daraufhin ab. Mitte Mai hatte das Unternehmen allerdings das uneingeschränkte Testat für den 2020er-Abschluss erhalten und damit zumindest wieder etwas Vertrauen bei den Investoren zurückgewonnen.
Nachhaltig behoben ist der Kurssturz aber noch nicht - im Gegenteil. Derzeit liegt der Kurs rund 40 Prozent unter dem Niveau, das die Aktie vor den Vorwürfen von Viceroy hatte. Im vergangenen Jahr bewegte sich das Papier bis Anfang Oktober zwischen 30 und 40 Euro, bevor die gesenkte Prognose für das Neugeschäft für einen erneuten Dämpfer sorgte.
Grenke will Mitte März den Geschäftsbericht für das vergangene Jahr vorlegen. Dank des Verkaufs einer Unternehmensbeteiligung hatte der Konzern im November seine Prognose für den 2021er-Nettogewinn erhöht. Weil Grenke für seine Beteiligung an Viafintech einen Einmalertrag von rund 20 Millionen Euro einstreicht, erwartet das Management einen Gewinn nach Steuern von 90 bis 100 Millionen Euro. Vorher hatten nur 60 bis 80 Millionen im Plan gestanden./zb/mis/jha/
Quelle: dpa-Afx