(neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Aktienkurs.)
BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Der Krankenhaus- und Medizinkonzern Fresenius
An der Börse rutschten die Fresenius-Aktien auf die Zahlenvorlage hin kräftig ab, mit knapp acht Prozent Abschlag bildeten sie auch am Nachmittag das Schlusslicht im deutschen Leitindex. FMC-Papiere hingegen verteuerten sich um gut zwei Prozent. Händlern und Analysten zufolge enttäuschte der Fresenius-Ausblick, die Ziele von FMC hingegen überzeugten.
Fresenius und die ebenfalls im Dax notierte Dialysetochter stehen schon seit längerer Zeit an der Börse unter Druck. Mehrere Gewinnwarnungen verschreckten Investoren, zudem belasteten die Folgen der Pandemie. Die Fresenius-Aktien haben binnen fünf Jahren mehr als die Hälfte an Wert verloren. Am Kapitalmarkt waren daher Forderungen nach einer Zerschlagung des Konzerns laut geworden.
Fresenius-Chef Sturm hatte diesen lange eine Absage erteilt, im vergangenen Jahr aber eine Überprüfung der Organisationsstruktur angekündigt, um den Aktienkurs zu steigern. Am Dienstag betonte Sturm zwar zunächst, er wolle das Unternehmen nicht "filetieren" und Fresenius sei ein "diversifizierter Gesundheitskonzern", dessen Größe und Stabilität unverzichtbare Vorteile habe. Zugleich reiche rein organisches Wachstum für die Ziele nicht aus.
So ist der Manager bereit, bei Deutschlands größtem Krankenhausbetreiber Helios und der Projekt- und Servicegesellschaft Vamed für größere Übernahmen auch Investoren als Miteigner ins Boot zu holen - später seien dann auch Börsengänge denkbar. Auch bei FMC, an dem Fresenius mit rund einem Drittel beteiligt ist, bringt der Fresenius-Chef weiter reichende Schritte wie einen Verkauf ins Spiel. Zwar wolle der Konzern die Kontrollmehrheit beim Dialyseanbieter behalten, gleichzeitig sei Fresenius aber "verpflichtet, ein wirklich attraktives Angebot für unseren Anteil zu prüfen", sagte Sturm. Die auf Infusionen und Nachahmermedizin spezialisierte Kabi soll hingegen 100-prozentige Fresenius-Tochter bleiben und durch eigene Gelder weiter gestärkt werden.
Mit Blick auf 2021 sprach Sturm von einem "herausfordernden und dennoch erfolgreichen Jahr". Der Konzern habe im Schlussquartal einen Endspurt hingelegt und komme bei der Umsetzung seines im vergangenen Frühjahr eingeleiteten Spar- und Effizienzprogramms schneller voran als ursprünglich geplant. Der Manager rechnet für 2022 mit weiteren Belastungen durch die Pandemie, erwartet aber, dass die Anzahl der Corona-Fälle ab dem Frühjahr sinkt und damit auch die Zahl der planbaren Behandlungen in den Kliniken steigt.
Der Umsatz von Fresenius wuchs 2021 um drei Prozent auf 37,5 Milliarden Euro, das bereinigte Konzernergebnis kletterte dank eines besseren Zinsergebnisses auf knapp 1,9 Milliarden Euro (plus vier Prozent). Operativ schlugen jedoch die Schwierigkeiten der Tochter FMC durch, das bereinigte Ergebnis von Fresenius vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank im Jahresvergleich um acht Prozent auf knapp 4,3 Milliarden Euro.
Dem Blutwäschespezialisten FMC machte 2021 die hohe Sterblichkeit seiner Patienten in der Pandemie zu schaffen, wenngleich diese im Schlussquartal zurückging. Ebenso stiegen die Kosten. Bei leicht sinkendem Umsatz von 17,6 Milliarden Euro brach der um Sondereffekte bereinigte Konzerngewinn auf Jahressicht um 25 Prozent auf gut eine Milliarde Euro ein.
Auch das vierte Quartal verlief für FMC schwierig. Deutschlands größter Krankenhausbetreiber profitierte hingegen in dem Jahresviertel von guten Geschäften. Die 90 Helios-Kliniken hierzulande registrierten von Oktober bis Dezember steigende Patientenzahlen, zudem machte sich die Übernahme neuer Häuser bemerkbar. Noch stärker legten die Kliniken in Spanien zu. Die auf Flüssigmedizin spezialisierte Tochter Kabi verzeichnete eine hohe Nachfrage nach Produkten für Corona-Patienten, bei der Projekt- und Dienstleistungsgesellschaft Vamed hielt die Erholung ebenfalls an.
Im neuen Jahr will Fresenius-Chef Stephan Sturm das Wachstum beschleunigen, der Umsatz soll währungsbereinigt im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen, das um Wechselkurs- und andere Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis soll im niedrigen einstelligen Prozentbereich wachsen. Wie stark dabei die belastenden Effekte der Pandemie sein werden, hänge von den weiteren Impferfolgen ab, hieß es.
Derweil will Fresenius die Kosten weiter drücken. Das gut laufende Sparprogramm soll nun bis 2023 jährliche Einsparungen von mindestens 150 Millionen Euro bringen - zuvor waren noch mehr als 100 Millionen geplant. Die Einsparungen sollen aus Konzernbereichen kommen. Fresenius-Anleger sollen für 2021 eine auf 0,92 Euro erhöhte Dividende bekommen. Geplant ist eine Wahldividende, womit sich Investoren auch für eine Ausschüttung in Form von Aktien entscheiden können. Die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung, die gut ein Viertel an Fresenius hält, hat sich in vollem Umfang für den Aktienbezug entschieden.
Auch FMC hatte 2021 ein Sparprogramm eingeleitet und den Abbau von weltweit 5000 Jobs angekündigt. Mit der Konzentration auf zwei globale Segmente will der Konzern mit seinen weltweit mehr als 4100 Dialysekliniken Doppelstrukturen abschaffen und die jährlichen Kosten bis 2025 um 500 Millionen Euro senken. In den kommenden Jahren sollen auch 500 bis 750 Stellen in Deutschland entfallen. Eine Einigung mit Arbeitnehmervertretern steht noch aus. Auch 2022 dürfte nach den Worten des Managements für FMC wegen der anhalten Belastungen ein Übergangsjahr werden, doch strebt Firmenchef Rice Powell wieder eine Rückkehr zum Gewinnwachstum an./tav/als/jcf/jha/
Quelle: dpa-Afx