LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der stark angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group
Die Aktie der Adler Group legte am Montag zeitweise fast 65 Prozent zu. Zuletzt stand sie mit einem Kurs von 2,82 Euro noch knapp 58 Prozent im Plus. Damit setzt sich die Erholung der vergangenen Wochen fort. Seit dem Rekordtief von 1,253 Euro von Mitte Oktober ging es mit dem Kurs wieder deutlich nach oben. Mittelfristig sind die Kursgewinne allerdings nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wegen der finanziellen Probleme des Konzerns brach der Kurs massiv ein. So summiert sich das Kursminus in den vergangenen zwölf Monaten auf mehr als 80 Prozent. Gemessen am Rekordhoch von fast 49 Euro aus dem Sommer 2018 beläuft sich der Verlust auf mehr als 95 Prozent.
Adler war in das Visier der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geraten, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober 2021 erstmals unter Druck des Leerverkäufers Fraser Perring gekommen war. Sein Researchdienst Viceroy hatte schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, darin ging es unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Adler hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Ende April hatte Adler Group trotz der Verweigerung des Testats durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG Zahlen für 2021 bekannt geben müssen - dabei war wegen hoher Abschreibungen ein Milliardenverlust angefallen. Zudem hatten fast alle Mitglieder des Verwaltungsrats ihren Rücktritt erklärt. Für den Jahres- und Konzernabschluss 2022 steht KPMG nicht mehr als Wirtschaftsprüfer für Adler Group zur Verfügung.
Das nun vereinbarte Darlehen hat den Angaben vom Freitag zufolge eine endfällige Verzinsung von 12,5 Prozent, mit einer Laufzeit bis zum 30. Juni 2025. Damit sollen Finanzverbindlichkeiten der Gruppe sowie ihrer Tochtergesellschaften, einschließlich Adler Real Estate und Consus Real Estate, refinanziert werden. Besichert werde das Darlehen durch die Adler-Gruppe besichert, hieß es. Die Bereitstellung der Fremdfinanzierung stehe dabei allerdings unter dem Vorbehalt eines positiven Sanierungsgutachtens, einer Anpassung der Anleihebedingungen, der Bereitstellung der vereinbarten Sicherheiten sowie weiterer marktüblicher Vollzugsbedingungen.
Zudem ist das Darlehen den Angaben zufolge mit einem Eigenkapitalinstrument verbunden, welches die Inhaber zum Bezug von 25 Prozent der Aktien der Gesellschaft zum Ausübungspreis von 0 Euro berechtigt. Falls das Bezugsrecht innerhalb von sechs Jahren nach Ziehung der Mittel unter der Fremdfinanzierung nicht durch Lieferung von Aktien der Gesellschaft bedient wurde, erfolge ein Ausgleich in bar.
Adler kündigte zudem an, das Management mit einem Sanierungsexperten zu verstärken. Um den finanziellen Stabilisierungsprozess zu unterstützen, soll zudem der Verwaltungsrat um ein zusätzliches, nicht geschäftsführendes Mitglied mit umfassender Kapitalmarkterfahrung erweitert werden. Die Kandidaten für beide Positionen sollen mit den Anleihegläubigern abgestimmt werden.
Die Vereinbarung für die Anpassung der Anleihebedingungen sieht im Detail laut Adler eine anteilige Besicherung der Anleihen sowie eine Erhöhung des Zinssatzes um 2,75 Prozentpunkte vor. Die Zahlung von allen aufgelaufenen Zinsen seit dem jeweils letzten Zahlungstag soll vor dem Wirksamwerden bis zum 31. Juli 2025 aufgeschoben und alle Zinsen bis dahin kapitalisiert werden. Darüber hinaus soll die in den Anleihebedingungen vorgesehene Frist zur Veröffentlichung des geprüften Konzernabschlusses für das Geschäftsjahr 2022 bis zum Ende 2023 verlängert werden. Ebenso sieht die nun getroffene Vereinbarung vor, dass die Endfälligkeit der am 26. Juli 2024 fälligen Schuldverschreibung um ein Jahr verschoben werden soll. Gleichzeitig sei vereinbart worden, dass weitere Finanzverbindlichkeiten vorbehaltlich bestimmter Einschränkungen aufgenommen werden können. Die Adler Group verpflichte sich, keine Dividende oder sonstige Zahlungen zu leisten oder Ausschüttungen an ihre Aktionäre vorzunehmen.
Die Gruppe der Anleihegläubiger, mit denen sich Adler geeinigt hat, hält rund 45 Prozent der ausgegebenen Anleihen. Der Konzern beabsichtige, mit einer Mehrheit ihrer Anleihegläubiger eine entsprechende Vereinbarung zu schließen, hieß es. Dies solle "zeitnah" geschehen. Die Anpassung der Anleihebedingungen soll spätestens im ersten Quartal 2023 wirksam werden.
An der Adler Group ist der Wohnungskonzern Vonovia
Quelle: dpa-Afx