HONGKONG/LONDON (dpa-AFX) - Die britische Großbank HSBC blickt nach guten Geschäften im dritten Quartal etwas optimistischer auf das laufende Jahr als zuletzt. Bei der Eigenkapitalrendite vor Sondereffekten erwarte das Management jetzt einen Wert im mittleren Zehnprozentbereich oder mehr, teilte die Bank am Dienstag in Hongkong und London mit. Bislang hatte das Geldhaus, das den Großteil seines Geldes in Asien verdient, eine Rendite im mittleren Zehnprozentbereich in Aussicht gestellt.

Die seit Montag bekannte milliardenschwere Rückstellung wegen Rechtsstreitigkeiten im Kontext des Betrugs durch Bernard Madoff belastete das Ergebnis im dritten Quartal. An der Börse spielte dies aber keine Rolle. In Hongkong baute das Papier seine Kursgewinne nach Bekanntgabe der Zahlen aus. Der Kurs kletterte zuletzt knapp vier Prozent auf 105,80 Hongkong-Dollar und steuert damit wieder auf sein Mehrjahreshoch von 112,20 Hongkong-Dollar zu.

Neben der Prognose für die Rendite wurde auch das Ziel für den Zinsüberschuss um eine Milliarde Dollar auf 43 Milliarden Dollar oder mehr erhöht. Im dritten Quartal lag die Eigenkapitalrendite vor Sonderposten bei 16,4 Prozent und damit einen halben Prozentpunkt höher als vor einem Jahr.

Nach neun Monaten lag der Wert mit 17,6 Prozent 0,9 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert und damit auch komfortabel in dem Bereich, den die Bank für das laufende Jahr anpeilt. Für die beiden kommenden Jahre rechnet die HSBC weiter mit einer Eigenkapitalrendite im mittleren Zehnprozentbereich.

"Die höhere Renditeerwartung spiegele die anhaltende Dynamik der Erträge unserer vier Geschäftsbereiche im dritten Quartal und die positiven Fortschritte wider, die wir bei der Umsetzung unserer Strategie erzielen", sagte der seit vergangenem Herbst amtierende Vorstandschef Georges Elhedery. "Unsere Prognose berücksichtigt eine saisonal bedingte geringere Eigenkapitalrendite im vierten Quartal."

Elhedery will die Strukturen der Bank weiter vereinfachen. Zudem setzt er vor allem auf das Geschäft in Asien und das mit vermögenden Kunden. Aus diesem Grund will er auch die Tochter Hang Seng Bank komplett übernehmen und dafür bis zu 14 Milliarden Dollar ausgeben.

In den drei Monaten bis Ende September legte der um Sondereffekte wie Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten und Währungsveränderungen bereinigte Gewinn vor Steuern um rund drei Prozent auf 9,1 Milliarden Dollar zu. Die operativen Erträge stiegen ebenfalls um circa drei Prozent auf 17,9 Milliarden Dollar.

Unter dem Strich ging der Gewinn wegen Sondereffekten wie der Rückstellung für den Madoff-Rechtsstreit um fast ein Fünftel auf 5,5 Milliarden Dollar zurück. Am Montag hatte die Bank bekannt gegeben, dass sie 1,1 Milliarden Dollar für einen Rechtsstreit im Kontext des Betrugs durch Bernard Madoff zurückstellt. Der Schritt folgte auf eine Gerichtsentscheidung in Luxemburg vom vergangenen Freitag.

Dort verteidigt sich HSBC seit 2009 gegen eine Klage eines ehemaligen Fonds im Zusammenhang mit dem Fall Madoff. Dieser fordert die Rückzahlung von Wertpapieren und Sicherheiten in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar oder Schadenersatz in Höhe von 5,6 Milliarden Dollar, jeweils zuzüglich Zinsen.

Bernard Madoff hatte Anleger mit einem Schneeballsystem um Milliarden gebracht. Als sein Betrug aufflog, wurde der Schaden durch nicht existierende Investitionen auf 65 Milliarden Dollar beziffert. Er erklärte sich 2009 schuldig und wurde zu 150 Jahren Haft verurteilt. 2021 starb er im Gefängnis./zb/stw/stk

Quelle: dpa-Afx