LONDON (dpa-AFX) - Die britische Großbank HSBC hat sich 2021 deutlich von ihrem Gewinneinbruch aus dem ersten Corona-Jahr erholt. Bei der Vorlage der Jahresbilanz am Dienstag berichtete Konzernchef Noel Quinn von einem schwungvollen Start ins Jahr - in der Weltwirtschaft gehe es aufwärts. Er warnte zwar vor einer anhaltenden Inflation und der Unsicherheit rund um die Corona-Pandemie. Den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine machte er nicht zum Thema. Doch der Kurs der HSBC-Aktie sackte in Hongkong angesichts der jüngsten Eskalation mit dem dortigen Aktienmarkt um rund drei Prozent ab. In London ging es kurz nach dem Handelsstart im gleichen Maß abwärts.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Montagabend befohlen, Truppen in den umkämpften Osten der Ukraine zu entsenden. Diese Einheiten sollten in den selbst ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk für "Frieden" sorgen, heißt es dem Dekret, das der Kremlchef in Moskau unterzeichnete. Die Europäische Union und die USA kündigten daraufhin Sanktionen gegen Russland an.

Die HSBC hat für 2021 einen kräftigen Gewinnanstieg gemeldet. Unter dem Strich verdiente die Bank 12,6 Milliarden US-Dollar (11,1 Mrd Euro) und damit gut dreimal so viel wie im Vorjahr. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Steuern legte um 79 Prozent auf 21,9 Milliarden Dollar zu, lag aber immer noch etwas niedriger als im Vorkrisenjahr 2019 und knapp unterhalb der durchschnittlichen Erwartungen von Branchenexperten. Analyst Raul Sinha von der US-Bank JPMorgan bezeichnete das Zahlenwerk der HSBC als durchwachsen.

Der Gewinnanstieg lag vor allem an der Auflösung von Rückstellungen für drohende Kreditausfälle. Hatte die Bank im Krisenjahr 2020 dafür noch rund 8,8 Milliarden Dollar zurückgelegt, konnte sie sich jetzt rund 900 Millionen Dollar wieder gutschreiben. Allerdings legte sie wegen der Schieflage des chinesischen Markts für Gewerbeimmobilien im vierten Quartal 450 Millionen Dollar zurück.

Auch bei ihren Einnahmen musste die HSBC etwas zurückstecken: Die Erträge sanken im Vergleich zum Vorjahr um fast zwei Prozent auf knapp 49,6 Milliarden Dollar. Die Bank erklärte den Rückgang mit dem gesunkenen Zinsniveau in der Welt und rückläufigen Erträgen im Wertpapierhandel, der 2020 einen noch stärkeren Boom erlebt hatte. Alle Geschäftsregionen des Konzerns hätten Gewinne erzielt, darunter auch die britische Konzerntochter HSBC UK.

Die Aktionäre sollen eine Schlussdividende von 18 US-Cent je Aktie erhalten. Damit summiert sich die Ausschüttung für 2021 auf 25 Cent je Anteilschein. Außerdem will die HSBC bis zu eine Milliarde Dollar in den weiteren Rückkauf eigener Aktien stecken, wenn der im Oktober angekündigte Rückkauf über 2 Milliarden Dollar abgeschlossen ist.

Quinn will den Konzern noch stärker auf Asien und das Geschäft mit vermögenden Kunden ausrichten. Die Wurzeln des Instituts liegen ohnehin in Hongkong und Shanghai. Der HSBC-Chef sprach nun von guten Fortschritten bei der Strategie. So hat die Bank etwa 90 ihrer Filialen in den USA verkauft und sich aus dem dortigen Massengeschäft zurückgezogen. Zudem fand sie einen Käufer für ihre 244 Filialen in Frankreich. Dieser Deal soll jedoch erst im Jahr 2023 vollzogen werden./stw/men/mis

Quelle: dpa-Afx