HANNOVER/LAS PALMAS (dpa-AFX) - Trotz einer Reisewarnung der Bundesregierung will der weltgrößte Reiseanbieter Tui
Dass bald wieder Pauschalreisen möglich sind, liege auch an den anstehenden Schulferien. "Unser Ansatz war, eine Lösung für die Herbstferien zu schaffen - für die Gäste, die auch weiterhin auf die Kanaren möchten." Der Flugplan werde je nach Bedarf ausgebaut. Über die Änderung hatten zunächst die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag) berichtet.
Der Tourismuskonzern sieht für umsichtige Urlauber, die trotz Reisewarnung auf die zu Spanien gehörende Inselgruppe im Atlantik fliegen, kein besonderes Risiko. "Alle Auswertungen und Zahlen zeigen, dass der Pauschalreisende, der sich an die Regeln hält, überhaupt nicht gefährdet ist", sagte Dünhaupt. Die Tui-Reisenden seien zudem versichert, falls Corona-Test, Quarantäne oder eine Corona-Behandlung nötig werden sollten.
Der Deutschlandchef des Tourismuskonzerns, Marek Andryszak, erwartet, dass viele Kunden genau abwägen, ob sie in ein Risikogebiet reisen oder nicht. "Aber durch die Möglichkeit, sich testen zu lassen, glaube ich schon, dass viele Kunden ihren Urlaub trotz Reisewarnung antreten werden", sagte Andryszak den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Mit der Entscheidung stelle sich das Unternehmen nicht gegen die Bundesregierung.
Die Bundesregierung weist Regionen, in denen ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 besteht, als Risikogebiete aus. Reisende, die aus Risikogebieten zurückkehren, müssen sich 48 Stunden vor oder nach der Einreise auf Corona testen lassen und dann solange in Quarantäne bleiben, bis das Testergebnis da ist. Die Reisewarnung ist kein Verbot, soll aber eine erhebliche abschreckende Wirkung für touristische Reisen haben. Den Urlauberinnen und Urlaubern ermöglicht sie, Buchungen kostenlos zu stornieren.
Auf den Kanaren ist die Zahl der Corona-Infektionen im Vergleich zu anderen Regionen Spaniens relativ niedrig. Die Regionalregierung schaffte es im September, die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen zu halbieren. Als die Bundesregierung die Kanaren Anfang des Monats auf die schwarze Liste gesetzt hatte, lag diese Zahl noch bei 107. Vorige Woche wurde sie auf knapp über 50 gedrückt. Allerdings muss die 7-Tage-Inzidenz mehrere Tage lang unterhalb von 50 liegen, damit es eine Chance auf Aufhebung der Reisewarnung gibt.
Auf den Kanaren wie auch in ganz Spanien gilt eine strenge Maskenpflicht. Auch im Freien sind Mund und Nase zu bedecken - selbst dann, wenn der Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern eingehalten werden kann. Verstöße gegen diese Anordnung werden mit bis zu 100 Euro bestraft. Anders als in anderen Regionen Spaniens gilt auf den Kanaren zwar keine Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Es gibt aber eine Reihe von Restriktionen, vor allem auf den vier von der Pandemie am stärksten betroffenen Inseln des Archipels - Gran Canaria, Teneriffa, Fuerteventura und La Gomera. Dort sind etwa in den nächsten 7 bis 15 Tagen Versammlungen von mehr als 10 Personen untersagt, die meisten Cafés, Bars und Restaurants müssen spätestens um Mitternacht schließen.
Die Tui-Initiative sorgt auf den Kanaren für etwas Hoffnung: Der Tourismus ist für die Inseln mit einem Anteil von 35 Prozent am Regionaleinkommen überlebenswichtig. Die Zeitung "La Provincia" hatte geschrieben, die deutsche Reisewarnung "versetzt dem Tourismus der Kanaren den Gnadenstoß". Experten warnten, die Arbeitslosenrate könne deshalb von zuletzt gut 21 Prozent (zum 30. Juni) auf 40 Prozent in die Höhe schießen. Bereits im August, als für die Kanaren noch keine deutsche Reisewarnung galt, fielen die Hotelübernachtungen in der Region im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp 80 Prozent, wie die spanische Statistikbehörde INE dieser Tage mitteilte.
Jorge Marichal, der Präsident des Hotel- und Beherbergungsverbandes von Teneriffa, La Palma, La Gomera und El Hierro (Ashotel), hatte erst am Sonntag die EU-Partner Spaniens wegen der verschiedenen Reisewarnungen scharf kritisiert - und gewarnt: "Die einzelnen Länder haben mehr auf den eigenen Bauchnabel geschaut. Man muss verstehen, dass wir alle in der EU Teil eines Körpers sind. Und wenn nur ein einziger Teil krank wird, muss der ganze Körper auf die Intensivstation." Urlaub auf den Kanaren und in ganz Spanien sei sicher, betonte Marichal. Der Sektor sei im Sommer für keine Neuausbrüche verantwortlich gewesen. Er sprach sich für die Errichtung von Sicherheitskorridoren unter anderem mit strengen Protokollen sowie schnellen und zuverlässigen Antigen-Tests aus./hho/DP/nas
Quelle: dpa-Afx