PARIS/NEW YORK (dpa-AFX) - Der französische Medienkonzern Vivendi
Nach Einschätzung des Citi-Analysten Thomas Singlehurst könnten die Vivendi- Investoren die Transaktion allerdings als Enttäuschung aufnehmen. Zum einen sei Pershing kein strategischer Partner und zum anderen hätte sich der ein oder andere eine etwas höhere Bewertung erhofft. Vivendi will laut früheren Angaben 60 Prozent der Anteile an UMG, das unter anderem Lady Gaga, Taylor Swift, Billie Eilish und The Weeknd unter Vertrag hat, bis spätestens Ende September an seine Aktionäre verteilen. Mitte Mai hatte der Konzern mitgeteilt, vor diesem Schritt neben dem chinesischen Konzern Tencent einen weiteren Ankerinvestor an Bord holen zu wollen.
Damals hieß es, dass dabei bis zu zehn Prozent abgegeben werden sollen. Die Franzosen haben bereits in zwei Schritten insgesamt 20 Prozent der UMG-Anteile an Tencent losgeschlagen. Bei der zweiten Transaktion im Dezember 2020 lag die Bewertung von UMG bei rund 30 Milliarden Euro. Viele große Investoren hatten von Vivendi seit Jahren verlangt, die Musiksparte vom Konzern zu trennen. So sollen Anleger gezielter in die einzelnen Teile investieren können. Die Bewertung Vivendis soll durch den Wegfall des sogenannten Konglomeratabschlags steigen.
Diese Hoffnung wurde bisher nur teilweise erfüllt: Seit der Ankündigung der geplanten Börsennotierung Mitte Februar zog Vivendis Börsenwert zwar um rund zwölf Prozent auf knapp 35 Milliarden Euro an. Das Kursplus der Aktie fiel dabei aber nur so hoch aus wie zum Beispiel der Anstieg des Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
Und auch die Ankündigung des Pershing-Einstiegs half nur kurz. In den ersten Handelsminuten stieg die Vivendi-Aktie am Freitag um bis zu fast eineinhalb Prozent an der Spitze des EuroStoxx 50. Die Gewinne bröckelten aber schnell ab - und zuletzt drehte die Aktie ins Minus. Die Papiere des Spacs Pershing Square Tontine Holding büßten vorbörslich etwas ein. Das Finanzvehikel ist seit September an der Börse notiert und kam zuletzt auf eine Bewertung von rund fünf Milliarden Dollar. Der Kurs lag zuletzt mit 25 Dollar deutlich unter dem Rekordhoch von 34 Dollar, aber rund ein Viertel über dem Ausgabepreis.
Nach der für Herbst geplanten Börsennotierung der Vivendi-Tochter wolle Pershing Square Tontine Holding (PSTH) die erworbenen UMG-Anteile wiederum an seine Aktionäre verteilen. Das im September vergangenen Jahres von Ackman an die Börse gebrachte Finanzvehikel will weiter eine am Aktienmarkt gelistete Gesellschaft bleiben. Nach dem Einstieg bei UMG habe das Unternehmen weiter 1,5 Milliarden Dollar in der Kasse und suche nach neuen Partnern Ausschau.
Bei sogenannten Spacs handelt es sich um Finanzvehikel, bei denen meist bekannte Investoren Geld über einen Börsengang sammeln, um später ein Unternehmen zu übernehmen. Dabei haben die Unternehmen zum Zeitpunkt kein konkretes Ziel im Auge, sondern locken mit dem Versprechen, ein gutes zu finden. Spac-Investoren stellen dem Management des Vehikels also eine Art Blankoscheck aus. Diese Art der Geldbeschaffung war zuletzt vor allem in den USA sehr populär - aber auch in Deutschland gab es zuletzt Spac-Börsengänge.
Meistens fusionieren das Vehikel und das Zielobjekt und werden unter dem Namen des bekannteren Unternehmens weitergeführt. Dies ist bei dieser Transaktion nicht der Fall. Da derzeit viele Spacs nach Übernahmezielen Ausschau halten, wird es für diese schwieriger, geeignete Ziele zu finden. Daher weichen Spacs wie im Vivendi-Fall auf eine Beteiligung aus. Mit dem Transaktions- und Bewertungsvolumen liegt der Pershing-Deal in der Größenordnung der bisher größten Spac-Transaktion - der Fusion des asiatischen Fahrdienstvermittlers Grab mit einem Finanzvehikel des Fondsmanagers Brad Gerstner./ngu/zb/jha/
Quelle: dpa-Afx