PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Vor dem langen Osterwochenende sind die Anleger an den europäischen Aktienmärkten überwiegend auf Nummer sicher gegangen. Entsprechend gaben die Indizes an den meisten Handelsplätzen leicht nach. Die durch die Europäische Zentralbank (EZB) gesenkten Leitzinsen überraschten nicht, denn der Schritt war allgemein erwartet worden.

Der EuroStoxx 50 beendete den Tag mit minus 0,63 Prozent auf 4.935,34 Punkte. Damit verbuchte der Leitindex der Euroregion auf Wochensicht ein Plus von 3,1 Prozent. Außerhalb des Euroraums schloss dagegen der Schweizer SMI am Gründonnerstag 0,54 Prozent höher auf 11.660,96 Punkten. Der britische FTSE 100 ging prozentual unverändert bei 8.275,66 Zählern aus dem Handel.

Inmitten der Zollturbulenzen senkte die EZB zum siebten Mal seit Juni 2024 die Leitzinsen. Der für Banken und Sparer wichtige Einlagensatz wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent verringert. Zugleich warnte EZB-Präsidentin Christine Lagarde vor den Folgen der aggressiven Zollpolitik der US-Regierung. Dabei sprach sie von einer "außergewöhnlichen Unsicherheit", die den Ausblick für die Wirtschaft belaste. Laut Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist der Schritt der EZB "zweifellos richtig", da die Abwärtsrisiken für die Konjunktur durch die Handelspolitik der Vereinigten Staaten gestiegen seien.

Dass die Zoll-Verhandlungen zwischen Japan und den USA nach den Worten von US-Präsident Donald Trump große Fortschritte machen, könnte unterdessen - sofern die Aussage stimmt - positiv auf die Stimmung der Anleger in der kommenden Wochen wirken. "Sollte das Beispiel Schule machen, könnte sich die Lage am Aktienmarkt nach Ostern weiter entspannen", erwartet Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Börsenmakler Robomarkets.

Größter Gewinner war der europäische Ölsektor, der auf die Stabilisierung der Ölpreise reagierte. Die Atomverhandlungen zwischen den USA und dem Opec-Mitglied Iran gestalten sich schwierig. So sagte der amerikanische Finanzminister Scott Bessent, die USA würden maximalen Druck ausüben, um Ölexporte des Iran zu verhindern. Zuletzt wurden chinesische Raffinerien sanktioniert, die Rohöl aus dem Iran verarbeitet haben. China zählt zu den wichtigsten Ölkunden des Regimes in Teheran.

ABB legten um 1,4 Prozent zu. Der schweizerische Technologiekonzern übertraf im ersten Quartal mit Auftragseingang und Betriebsgewinn die Erwartungen. Zudem wurde überraschend die Abspaltung des Robotik-Geschäfts als eigenständiges Unternehmen angekündigt.

Luxusaktien gaben weiter nach. Nachdem bereits LVMH die Märkte verschreckt hat, gab es nun die nächsten schlechten Nachrichten. So blieb der Luxuskonzern Hermes mit seinen Zahlen zum ersten Quartal hinter den Erwartungen zurück. Die Aktie büßte als Schlusslicht im EuroStoxx 3,2 Prozent ein. EssilorLuxottica verloren 1,0 Prozent, Kering 0,2 Prozent. LVMH zeigten sich nach dem fast achtprozentigen Verlust vom Dienstag stabil.

Für die Papiere des Spirituosenherstellers Pernod Ricard ging es um 0,7 Prozent nach unten. Die Analysten von UBS sprachen von einem schwachen Europa-Geschäft. Allerdings war der Ausblick auf das Gesamtjahr unverändert geblieben.

Novo Nordisk verloren 1,0 Prozent. Die positiven Ergebnisse von Eli Lillys oralem GLP-1 bei Diabetikern schienen verglichen mit dem injizierbaren Ozempic der Dänen konkurrenzfähig zu sein, kommentierten die Experten von Jefferies positive Studiendaten zu der Abnehmpille Orforglipron des US-Pharmaherstellers. Die Sorgen über mögliche Hindernisse für Novos GLP-1-Wachstum dürften sich ihnen zufolge entsprechend verstärken./ck/he

Quelle: dpa-Afx