NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen haben am Mittwoch bis zum Handelsende ihre Gewinne ausgebaut. Die Zinserhöhung der US-Notenbank Fed sorgte nur für einen zwischenzeitlichen Stimmungsdämpfer.

Der Leitindex Dow Jones Industrial notierte am Ende mit einem Plus von 1,55 Prozent auf 34 063,10 Punkte praktisch auf seinem Tageshoch. Gleiches galt für den marktbreiten S&P 500 mit einem Kursgewinn von 2,24 Prozent auf 4357,86 Punkte und für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100

Die Währungshüter hoben den Leitzins angesichts der hohen Inflation wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 0,25 bis 0,50 Prozent an. Bis zum Ende des Jahres rechnet die Fed mit einem Anstieg des Leitzinses bis auf 1,9 Prozent, wie aus ihren neuen Prognosen hervorgeht. Die Notenbanker selbst hatten im vergangenen Dezember lediglich insgesamt drei Zinserhöhungen in diesem Jahr um jeweils 0,25 Prozentpunkte angedeutet. Die aktuellen Aussagen liegen allerdings im Rahmen der Markterwartungen.

Vor dem Zinsentscheid hatten vor allem Entspannungssignale im Ukraine-Konflikt für gute Stimmung gesorgt. Die Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau über ein Kriegsende werden konkreter. Es würden Dokumente ausgearbeitet für mögliche direkte Gespräche zwischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak laut einem Interview mit dem US-Sender PBS.

Nach Informationen der Zeitung "Financial Times" arbeiten beide Seiten an einem 15-Punkte-Plan. An erster Stelle stünden die von Russland geforderte Neutralität und Entmilitarisierung der Ukraine sowie der von Kiew verlangte Abzug russischer Truppen. Territoriale Streitfragen sollten demnach erst später diskutiert werden. Der ukrainische Präsidentenberater Podoljak bestätigte die Existenz eines Entwurfs für eine Einigung mit Russland, dämpfte allerdings die Erwartungen. Der 15-Punkte-Plan gebe nur die russischen Forderungen wider, "mehr nicht", schrieb Podoljak auf Telegram. Die ukrainische Seite habe ihre eigene Position.

Die Perspektive auf eine Entspannung im Ukraine-Konflikt hielt vor allem Technologiewerte auf ihrem Erholungskurs. Im Dow verteuerten sich Apple um fast drei Prozent. Nach dem Produktionsstopp wegen des Corona-Lockdowns im südchinesischen Shenzhen nahm der Apple-Partner Foxconn den Betrieb in der iPhone-Fertigungsstätte in der Metropole teilweise wieder auf. Auch den Sektor prägende Chip-Titel gehörten zu den großen Gewinnern. An der Nasdaq legten die Papiere von Micron um knapp neun Prozent zu, und für Nvidia ging es um über sechseinhalb Prozent hoch.

Noch stärker gefragt waren die an der Nasdaq gelisteten Anteilsscheine chinesischer Technologiefirmen: Papiere der E-Commerce-Plattform Pinduoduo, des Internetunternehmens JD.com und des Suchmaschinen-Betreibers Baidu schnellten um 39 bis 56 Prozent hoch. Beim Amazon -Konkurrenten Alibaba konnten sich die Anteilseigner über einen Kurssprung von fast 37 Prozent freuen. Die Branchentitel aus China hatten sich zuvor schon in Fernost kräftig erholt, nachdem die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet hatte, dass die Regierung ein Interesse an einer Stabilisierung der Börsen habe - und daran, dass chinesische Aktien an Börsen außerhalb des Landes notiert bleiben. Sorgen über einen Ausschluss vom US-Markt hatten die Werte in den vergangenen Wochen stark belastet.

Starbucks -Aktien verteuerten sich um über fünf Prozent, nachdem die US-Bank JPMorgan sie hochgestuft hatte und nun zur Übergewichtung rät. Zudem stand der Chefwechsel bei der weltgrößten Café-Kette im Fokus. Kevin Johnson gibt den Vorstandsvorsitz ab, dafür kehrt sein Vorgänger Howard Schultz vorübergehend zurück.

Dass der spanische Fußball-Topclub FC Barcelona ab dem Sommer mit Spotify als Hauptsponsor zusammenarbeiten wird, bescherte den Aktien des Musikstreaming-Marktführers ein Kursplus von nahezu acht Prozent.

Dagegen sackten die Titel des Rüstungs- und Technologiekonzerns Lockheed Martin um rund sechs Prozent ab. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte unter Berufung auf Insider berichtet, dass das US-Verteidigungsministerium für den nächsten Haushalt rund ein Drittel weniger neue F-35-Tarnkappenjets einplant als bisher vorgesehen. Erst jüngst war bekannt geworden, dass die deutsche Regierung bis zu 35 Maschinen des Typs als Nachfolger der vor mehr als 40 Jahren eingeführten Tornados kaufen will.

Beim Sicherheitssoftware-Spezialisten Nortonlifelock sorgte die angekündigte, 8,6 Milliarden US-Dollar schwere Übernahmeofferte für den britischen Konkurrenten Avast für einen Kursrutsch von mehr als 13 Prozent. Dessen Aktien standen in London ebenfalls unter Druck, da die zuständige britische Behörde Bedenken gegen die Transaktion äußerte und diese eingehender prüfen will.

Die Fed-Aussagen verpassten auch dem Euro nur einen kurzzeitigen Dämpfer: Im New Yorker Handel kostete die Gemeinschaftswährung zuletzt 1,1035 Dollar und damit sogar mehr als vor dem Zinsentscheid. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs davor auf 1,0994 Dollar festgesetzt.

Auch den US-Staatsanleihen gab die Fed keine nachhaltigen Impulse. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) verlor zuletzt 0,20 Prozent auf 124,41 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere stieg im Gegenzug auf 2,17 Prozent./gl/jha/

Quelle: dpa-Afx