NEW YORK (dpa-AFX) - An den US-Börsen ist eine schwache Woche mit klaren Gewinnen zu Ende gegangen. Als Kursstütze erwies sich die Stärke einiger schwergewichteter Technologietitel. Zudem begrüßten die Anleger Aussagen eines US-Notenbankers, die ihre Sorgen wegen einer möglichen baldigen Straffung der amerikanischen Geldpolitik etwas verringerten. Die wenigen kursbewegenden Unternehmensnachrichten stießen indes auf ein uneinheitliches Echo.
Der Leitindex Dow Jones Industrial gewann 0,65 Prozent auf 35 120,08 Punkte und beendete damit eine viertägige Verlustserie. Auf Wochensicht verzeichnete er indes ein Minus von mehr als ein Prozent. Der marktbreite S&P 500 rückte am Freitag um 0,81 Prozent auf 4441,67 Punkte vor, und der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 1,06 Prozent auf 15 092,57 Zähler. Beide Indizes hatten bereits am Donnerstag ihren Abwärtstrend gestoppt.
Laut dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll (Minutes) von der jüngsten Sitzung der US-Notenbank spricht sich eine Mehrheit der Mitglieder für eine Reduzierung der Anleihekäufe noch in diesem Jahr aus. Robert Kaplan - Vorsitzender der regionalen Notenbank von Dallas und innerhalb der Fed als Anhänger einer eher lockeren Geldpolitik bekannt - sagte nun in einem Fernsehinterview, dass eine Straffung der Geldpolitik zu überdenken sei, falls die besonders ansteckende Delta-Variante des Coronavirus das Konsumverhalten und die Geschäftstätigkeit der Unternehmen beeinträchtige.
Im Dow zählten die Aktien der Softwarekonzerne Microsoft und Salesforce sowie des Netzwerkspezialistenen Cisco mit Kursaufschlägen von 1,2 bis 2,6 Prozent zu den größten Gewinnern. Der Technologiekonzern Apple reihte sich mit einem Kursplus von rund einem Prozent immerhin im oberen Indexdrittel ein.
Spotify begeisterte die Anleger mit der überraschenden Ankündigung, für bis zu eine Milliarde US-Dollar eigene Aktien zurückzukaufen. Deren Kurs zog um über fünfeinhalb Prozent auf 216,64 Dollar an. Allerdings ist der Zeitpunkt für diese Maßnahme wohl kein Zufall: Denn nach einer Talfahrt seit Anfang Juli waren die Titel bei 201,68 Dollar zuletzt auf den tiefsten Stand seit rund 14 Monaten abgerutscht.
Die Anteilseigner der Sportschuh-Kette Foot Locker konnten sich dank überraschend starker Umsatz- und Ergebniszahlen über einen Kurssprung von mehr als sieben Prozent freuen. Damit machten die Aktien die jüngsten Verluste wieder mehr als wett - am Donnerstag hatten sie bei 52,64 Dollar den tiefsten Stand seit März erreicht.
Dass die britischen Wettbewerbshüter die geplante Übernahme des britischen Chip-Designers Arm durch den US-Chipkonzern Nvidia einer vertieften Prüfung unterziehen wollen, belastete dessen Aktien nicht: Sie zogen nach den Gewinnen vom Vortag weiter an und blieben bei 208,65 Dollar nur minimal unter ihrem Rekordhoch von 208,75 Dollar aus dem Juli - zum Schluss behaupteten sie ein Plus von über fünf Prozent auf 208,16 Dollar.
Die Zugeständnisse, die beide Akteure zuletzt wegen wettbewerbsrechtlicher Bedenken der Aufseher angeboten hatten, konnten die Behörde nicht beschwichtigen. Die Bedeutung von Arm für die Halbleiterbranche ist immens. Von dem derzeit zum japanischen Konglomerat Softbank gehörenden Unternehmen stammt die Grund-Architektur der Chips, die in praktisch allen Smartphones und den meisten Tablet-Computern verwendet werden.
Bei T-Mobile US sorgte die Nachricht, dass beim Hackerangriff auf die US-Tochter des Bonner Telekom-Konzerns deutlich mehr Daten erbeutet worden waren als zunächst angenommen, nur kurz für Verstimmung. Die zuletzt schon abgestraften Titel schüttelten die Verunsicherung schnell ab und gewannen letztlich über ein halbes Prozent.
Derweil profitierten die Aktien von Deere & Co nur anfangs davon, dass der Hersteller von Landwirtschaftsgeräten im vergangenen Geschäftsquartal besser abgeschnitten hatte als am Markt erwartet. Danach setzten sie mit einem Rutsch von mehr als zwei Prozent ihren Abwärtstrend fort.
Ähnlich sah es bei Applied Materials aus: Auch der Hersteller von Maschinen für die Chipindustrie konnte mit seinem Quartalsbericht nicht nachhaltig überzeugen, weshalb die Papiere schnell wieder in die Verlustzone rutschten und gut anderthalb Prozent im Minus schlossen. Die Zahlen seien zwar stark ausgefallen, schrieb Berenberg-Analystin Tammy Qiu. Investoren befürchteten allerdings mit Blick auf die sich abschwächenden durchschnittlichen Verkaufspreise für DRAM-Chips, dass der Zyklus seinen Höhepunkt erreicht haben könnte.
Die Aktien von Moderna zeigten anfangs heftige Kursschwankungen. Zuvor hatte die "Washington Post" berichtet, es gebe Untersuchungen von offizieller Stelle, ob der Covid-19-Impfstoff des Biotech-Unternehmens bei jungen Erwachsenen Herzmuskelentzündungen auslösen könne. Danach überwog allerdings nach den jüngsten Kursverlusten das Kaufinteresse: Die Aktien gewannen fast zwei Prozent.
Der Euro berappelte sich nach dem Fall auf ein neues Neunmonatstief: Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung im New Yorker Handel 1,1703 Dollar. Den Referenzkurs hatte die Europäische Zentralbank zuvor auf 1,1671 (Donnerstag: 1,1696) Dollar festgesetzt - der Dollar hatte damit 0,8568 (0,8550) Euro gekostet.
US-Staatsanleihen standen angesichts der vor dem Wochenende neu erwachten Risikobereitsschaft der Anleger etwas unter Druck: Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) sank um 0,13 Prozent auf 134,16 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen stieg im Gegenzug auf 1,26 Prozent./gl/stw
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx